Notizen 2014


Kein Schaffensdrang findet seiner Natur nach Ruhe, bevor er seine Eigenart ins Werk gesetzt hat. (04.01.2014-1)
Vor allem die Form, der Farbe befreundet. (04.01.2014-2)

Bilder kommen von Innen her. Die vollkommenste Ausstellung findet man dort, selbst wenn man nach Außen schaut. (11.01.2014)

Muße gibt Freiheit etwas zu tun ohne tun zu müssen. Ein Befasstsein ist sie, kein Zeitvertreib und ohne Geschäft. Dienstbar kann man sie nicht machen. (15.01.2014)

Vollendete Werke schaffen? Ganz und gar unmöglich. Ich sehe in allem den Beginn und selbst der ist kaum noch zu bewältigen. Das Ziel, sofern überhaupt von Ziel zu sprechen ist, wäre die Vollendung im Anfang. (16.01.2014)

Alles kann Kunst sein, muss dies allerdings unter Beweis stellen im Dialog mit mindestens einem Menschen. (17.01.2014)

Ein Dialog wird künstlerisch durch ein Drittes, das sich einstellt oder nicht, das kommt und geht wie es will. (22.01.2014)

Kunst versachlichen. Neben dem Künstlerischen Dialog als geheimnisvoller Tatsache des Erscheinens das klare Verständnis konstituierender Faktoren von Kunst. (23.01.2014-1)
Der Künstlerische Dialog reicht über das Kunstwerk hinaus. Seine Erfahrungsdimension ist umfassend, wird aber sinnfällig in ihm. (23.01.2014-2)
Der Zufall (als Zufallendes) ist erfahrbare Tatsache des Künstlerischen Dialogs dem, der ihn führt. (23.01.2014-3)

Was heißt hier verstehen?! Es geht nicht um Verständnis, es geht um (Er)Staunen. Einmal mehr die Kunst. (24.01.2014)

Ohne metaphysische Reife, rezeptiv wie produktiv, ist alle Kunst vergebens. Gerade ihre metaphysische Teilhabe ist ein Qualitätsmerkmal. (26.01.2014)

Bin ich in der Lage zu erklären, was Kunst bedeutet, was ihr Sinn ist, bin ich auf dem bestem Weg sie zu verlieren. (29.01.2014)

Entsprechend Karl Jaspers "Chiffern sind Bedeutungen, die nicht aufgelöst werden können durch aufzeigen dessen, was sie bedeuten" ("kleine Schule philosophischen Denkens", X, Die Chiffern, 4) beinhaltet Kunst in Inhalt wie Erscheinung etwas, das keiner Erklärung bedarf und nicht erklärt werden kann, dadurch dass man sie erklärt. Kunst gleich Chiffre. (30.01.2014-1)
Fotografie, insbesondere die digitale, wirft im Kontext künstlerischen Anspruchs unweigerlich die Frage nach technischer Perfektion auf. (30.01.2014-2)

Konkrete Kunst hat allen Anschein aufgegeben. Sie will nur noch scheinen. (03.02.2014)

Kann ich ein Bild nicht in einem Zug beenden, entsteht die Schwierigkeit wieder in den Fortgang seines Ereignisses zu finden, dort wieder anzusetzen, wo es war, als ich es verlassen hatte, nicht in der Fläche (das wäre einfach), sondern in seinem Verhältnis (zu mir). (11.02.2014)

Das Atelier ist ein Arbeitsplatz mit begrenztem Verwirklichungspotential, aber voller Realisierungschancen. (12.02.2014)

Im Sinne eigenen gestalterischen Fortschritts bedarf ich der Auseinandersetzung mit Vergangenem. Dabei stellt persönliche Berührung das ausschlaggebende Kriterium dar. (17.02.2014)

Die Faktizität eines Lebens entspricht nicht der Summe seiner Fakten. Sie ist durch Gestaltung faktisch gewordene Poesie. (20.04.2014-1)
Alle Poesie hat mit dem Leben zu tun. Insofern ist sie immer auch biografisch. (20.02.2014-2)

Ein Werk kann flach sein. Es fehlt ihm dann an Tiefe, aber auch an Höhe. Das Dazwischen kommt zu kurz. Das Gegenteil von flach? Erhaben? (24.02.2014)

Etwas muss mich erfassen, damit ich einen Anfang machen kann. Mein Gestaltungswille braucht Motivationen wie das tägliche Brot. Anstrengend bewusst ist mir, dass Geschehen überhand nehmen muss, soll aus Gestaltung Gestalt werden. (28.02.2014)

Die Flächengröße von Werken der Bildenden Kunst der Gegenwart entspricht mitunter der (An)Reizkumulation heutigen Lebens. Gehuldigt wird dem Superlativ. Dagegen: wie finde ich zu meinem Maß einer ausdrucksstarken Verbindung von Inhalt und Fläche(nform)? (04.03.2014-1)
Ausgehend vom Anschaubaren richte deine Aufmerksamkeit in der Kunst auf das, was du nicht sehen kannst. (04.03.2014-2)

Dialog braucht ein Gegenüber und dazwischen eine Brücke. (05.03.2014)

Kunst ohne Preisgabe? Nein, das Gegenteil ist der Fall. Kunst gibt sich preis. Die Preisgabe ist auch nicht das Problem, sondern die Missachtung. (06.03.2014)

Meine künstlerische Arbeit steht in Beziehung zur Welt (wie ich sie erlebe und erfahre), auch wenn ich sie nicht abbilde oder mit ihren Versatzstücken jongliere. (11.03.2014-1)
Klassik als Maß, das sich an dem orientiert, was menschenmöglich ist. Dem Monumentalen ist von daher zu misstrauen. (11.03.2014-2)

Das Gestaltete nimmt nur insofern Teil am Leben als es Gestaltung ist. (12.03.2014-1)
"Einmal mit den Jahren, dachte ich, werde das aufhören, dass man immer wieder den Boden unter den Füßen verliert." (Brief M. Frisch an Eugen und Yoshida Früh, 17.07.1947, "Max Frisch", Julian Schütt, S. 305, Suhrkamp) Aber es hört nicht auf. Es tritt nur so etwas wie Gewöhnung ein, bis zum allerletzten Terrainverlust. Man weiss davon und fürchtet sich. Und doch verlangt es das künstlerische Procedere. (12.03.2014-2)

Kunst scheint, je artifizieller desto mehr. Spätwerke sind manchmal eine Ausnahme. Die Dringlichkeit des Baldnichtmehr scheint unaufschiebbar zum Ausdruck zu kommen. (13.03.2014-1)
Werkimmanenz ist nicht das in Folge erkennbar Gleiche, sondern sichtbare Folge eines Erkennens. (13.03.2014-2)
Sogenannte bildgebende Verfahren dienen der Objektivierung eines Tatbestandes. Soll daraus Kunst werden, muss dieser Vorgang extrem subjektiv sein. (13.03.2014-3)
Kunstwerke sind (An)Fragen, weniger Antworten. (13.03.2014-4)

Formalismus? Wenn Form nichts anderes mehr zum Ausdruck bringt als Form. (17.03.2014-1)
Eine 'peinture engagée' gibt es im Gegensatz zur "littérature engagée" nicht. Was könnte sie sein? Zum Beispiel eine Gestaltung, die sich selbst ernst nimmt im Spiegel schöpferischen Lebensvollzugs. (17.03.2014-2)
Das Gegenständliche reizt mich kaum. Was mich anzieht ist der Gegenstand, das unmittelbare Erlebnis des Gegenüber mit allem, was daraus erwächst. (17.03.2014-3)
So bleibt, damit ein Kunstwerk trotz seiner Zufälligkeit überzeugt, nur ein Gestaltungsprozess, der eben diese Zufälligkeit akzentuiert. (verändert nach Max Frisch, "Tagebuch 1966 - 1971", S. 88, Suhrkamp) (17.03.2014-4)

Skizzieren als Vorbereitung eigentlich Unsinn. Sie setzte ein Fertiges voraus, das es aber nicht gibt (zumindest für mich nicht). Meist wird sowieso alles anders. Planung als Hilfestellung für den Einstieg, das schon. (19.03.2014)

Empirisch bewiesen, also wissenschaftlich nach heutigem Stand, dass auch Kreativität mit Synapsen, Nervenzellen und Botenstoffen zu tun hat. Sie fällt nicht vom Himmel. Dass etwas gelingt und wie, trotzdem ein Rätsel. (20.03.2014)

Bildende Kunst wird von einer Minderheit erworben und von einer Mehrheit museal betrachtet, oft posthum des Urhebers. (21.03.2014)

Wer sagt, dass Kunst nur gut ist, wenn sie Anstrengung kostet? (23.03.2014)

Man kann nicht einfach nur gestalten, etwas, irgendwie. Man erfindet immer, weil man findet. Das ist die Position. (24.03.2014-1)
Wie der Schriftsteller ausgiebig liest und auf diese Weise nach und nach ausgewählte Schriften und Autoren kennen und lieben lernt, sollte der Bildende Künstler Werke betrachten in Büchern, in Museen, en nature. Farbe und Form und was daraus wird in Fläche und Raum. Stimmt das, was ich wahrnehme? Stimmt auch das Gegenteil, dass man der eigenen Arbeit zu Liebe nicht zu viel schauen sollte? (24.03.2014-2)
Damit ich nicht verliere, was ich noch nicht sehe, verzichte ich auf Skizzen, es sei denn die Skizze selber bringt Sichtbarkeit hervor. (24.03.2014-3)

Ich muss mir nicht den Kopf zerbrechen, wen meine künstlerische Arbeit interessieren könnte. Aber ich finde sie interessant genug für andere. (27.03.2014)

Die ernüchternde Diskrepanz zwischen Idee und Verwirklichung in einem Werk kennt nur sein Schöpfer. Nur er vermag die unvermeidliche Differenz von Intention und Resultat zu ermessen. Macht auch sie einen Teil der Expression aus? (28.03.2014)

Tipp für Rezipient/in: Fassen sie es auf wie ein Gespräch mit jemand, den sie noch nicht kennen. Man nähert sich behutsam an. Man stellt durchaus Fragen. Aber man fällt nicht mit der Tür ins Haus. (29.03.2014)

Man kann sich einem Kunstwerk, unabhängig von welcher Art, unterschiedlich nähern. Man wird sein Geheimnis nicht lüften. Eigentlich nimmt man es nur als Indiz wahr, Indiz für einen Tatbestand: hier war es auch einmal, das Geheimnis, hier im Werk, dem Gewordenen. (und ist wieder, sofern man hinschaut). (30.03.2014-1)
In der Kunst macht die Summe der Nebensachen neben den Sachen das Eigentliche aus. (30.03.2014-2)

Für manche ist die Welt ohne Geheimnis. Sie kennen Metaphern nicht, auch keine Symbole. Dass es so etwas wie Kunst überhaupt gibt, bleibt ihnen unbegreiflich. Von Kunstverständnis ist in diesem Fall nicht zu reden, eher von einem tiefgreifenden Irrtum. (31.03.2014)

Fasse ich mein Leben ästhetisch auf und will ich nicht beim bloßen Eindruck verweilen, bleibt nichts als Poesie, als Kunst eben. (01.04.2014)

Zum Thema Kunstverkauf: ein überzogener Preis, einer, der in keinem sinnvoll nachvollziehbaren Verhältnis zu Herstellungsaufwand und kreativer Substanz des Kunstwerks steht, ist Anmaßung, gar kein Preis ist unprofessionell. Was also ist ein nachvollziehbarer Preis und wo wahrt er die Autonomie des Werks? (03.04.2014)

Kunst ist zeitfern ortsgebunden. (04.04.2014)

Ein Bild kennt unter Umständen viele Lösungen, aber es zeigt nur eine, seine eigene. Welch andere sollte es auch liefern. Was außerhalb seiner selbst liegt, dafür hat es keine Antwort. Es fragt auch nicht danach. (10.04.2014-1)
Bildgeschichte(n), die Entwicklungsgeschichte eines Bildes, möglicherweise einer ganzen Werkgruppe. Wie kam es zu der vorstehenden Form- und Farbkonstellation? Warum ist das eine so und das andere anders? Die komplexe Frage nach dem Wie des Schaffensprozesses angesichts des Bildresultats. (10.04.2014-2)

Dass der Begriff Kultur nicht nur Kunst meint, sondern umfassender auf das Leben selbst sich bezieht. Pflege eigenen Kunstinteresses bedeutet noch lange nicht über Lebenskultur zu verfügen. Aber ohne ... (14.04.2014)

Die kleine Form ins Große, der Idee nach, nicht der Durchführung. Nicht als ob man kopierte, übersetzte ins Monumentalere. Die Größe müsste sich aus dem Großen ergeben, entsprechend der Realisierung im Kleinen. (17.04.2014-1)
Die offene und die geschlossene Form. Beide sind essentiell im Schaffen, lösen sich ab, ergänzen sich und stehen sich zuweilen auch im Weg. Im gelingenden Fall resultiert Wechselspannung. (17.04.2014-2)

Kunst ohne Verlust geht nicht. Erst muss Verlorensein sich erleben können, bevor Kunst geboren werden kann. (19.04.2014)

Kunst sollte sich selbst hervorbringen. Dass sie realisiert werden muss (durch wen und wie auch immer), ist ihr Manko. (24.04.2014)

Ich brauche Künstlerfreunde (meist lerne ich sie kennen und schätzen über Schrift und Bild). Sie helfen mir bei der Arbeit, machen mir immer wieder Mut (vor allem am Beginn). Ich finde sie zufällig, ohne Plan oder Berechnung. Sie treffen mich wie ich sie treffe. Manchmal würde ich mich gerne mit dem einen oder anderen an einen Tisch setzen. Zusammensein mit Verstorbenen. (03.05.2014)

Bildnerisch betrachtet sind Konstruktion wie Destruktion situativ notwendige Strategien. (08.05.2014-1)
Ob etwas stimmt oder nicht, sagt mir der Kopf, der seine Information vom Herz bekommt. (08.05.2014-2)

Gestaltung entwickelt sich aus dem Hin und Her von Idee und Wirklichkeit (Erfahrung). Das eine kommuniziert mit dem anderen. Ein Drittes kommt hinzu: Fantasie, zufällig, einfallend, unberechenbar. Ich nenne dies den Künstlerischen Dialog. (11.05.2014-1)
Weil er es mit Fantasie zu tun hat, ist der Künstlerische Dialog nicht voraussehbar. (11.05.2014-2)

Kunstschaffende können ihrer Arbeit nachgehen ohne an einen Adressaten denken zu müssen (sofern sie nicht von ihr leben wollen oder müssen). Einem Busfahrer müsste dies absurd erscheinen. Ihn bindet die gesellschaftliche Notwendigkeit seines Berufsbildes und seiner Berufsausübung. Besteht nun die Möglichkeit künstlerischer Arbeit ohne gesellschaftlichen Bezug, ist sie nicht über ebendiesen Bezug zu rechtfertigen. Sie definiert sich dann nur aus sich selbst. Man arbeitet oder man arbeitet nicht. Ganz einfach. (13.05.2014-1)
Irgendwann verfestigt sich jedes Werk. Es dann wieder in Lösung zu bringen, ist fast unmöglich. Konstellationsprozesse sollten in der Werkentstehung in einem engen Verhältnis zu den Gestaltungsimpulsen stehen. Gemeinsam Beginnen, gemeinsam fertig werden! (13.05.2014-2)

Fragen des Stils sind nur bedingt wichtig. Viel wichtiger sind Fragen des Ausdrucks. Bei ihrer Beantwortung stößt man von ganz allein auf Fragen des Stils. (14.05.2014-1)
"Ein gutes Kunstwerk ist für den Künstler aus Evidenz gut" (in freier Bearbeitung aus "Stoffe I-IX" von Friedrich Dürrenmatt, Diogenes, S.576). Diese Evidenz kann man anderen eigentlich nicht vermitteln. Man macht ein Angebot, das allerhöchstens die Möglichkeit einer Berührung in sich trägt, nicht die Gewähr. (14.05.2014-2)

Der formale Aspekt in der Bildnerei besitzt hinweisenden Charakter. Er weist zunächst auf sein eigenes Formsein, dann darüber hinaus auf etwas, das sich nicht in ihm erschöpft. Der (Bild)Inhalt. Ein Inhalt kommt ohne Form nicht aus wie Form selbst immer etwas Inhaltliches (Inhaltsvolles) provoziert. Form und Inhalt sind eins. Sie sprechen nur von mehr oder weniger unterschiedlichen Dingen. (15.05.2014-1)
Die Entscheidung für das Künstlerische muss sich immer wieder unter Beweis stellen. (15.05.2014-2)
Kunst entsteht (bei mir) aus einem Missverhältnis von Motivation (die hoch ist) und Realisierungsdrang (der niedrig ist). Das Paradox, dass etwas entsteht, ohne dass man es eigentlich will. (15.05.2014-3)

Unter Vorbehalt lege ich meine Bilder nebeneinander. Zuversichtlich bin ich nur am Anfang. Ein Beginnen wäre überhaupt nicht möglich ohne Zuversicht. Und dann kommen die Zweifel und die Arbeit beginnt und findet von Mal zu Mal vergeblich einen Grund. Dass man mit so etwas Sinnlosem Zeit vergessen kann? (17.05.2014-1)
Entscheidungen trifft man um die falschen von den richtigen zu trennen. (17.05.2014-2)

Meine Gestaltungspraxis ist mein Qualitätsmerkmal. Niemand anderes kann sie für mich (aus)führen. (20.05.2014)

Altersstil trägt Wollen sich selbst entgegen und über sich selbst hinaus. Aber wie alles andere im Leben, gelangt auch der Stil des Alters nicht zur Vollendung. Gerade das Spätwerk, das doch eigentlich abschließen soll, bleibt merkwürdig offen. Eine Kunst des Aufhörens, das wäre es. (22.05.2014)

Schöpferische Arbeit gleich Gestalten gleich weitgehende Eliminierung alles Mechanischen. (25.05.2014)

Realität ist das Unsichtbare. Hinter ihr existiert keine andere Wirklichkeit. Alles Sichtbare ist ihr geschuldet. Malerei (wie alle Kunst) beschäftigt sich erfolglos damit diese Schuld abzutragen. (02.06.2014-1)
Manche meinen, Kunst mache sich Wirklichkeit zum Gegenstand durch Abbildung. In Wirklichkeit aber wird Realität Gegenstand im Bild(en). (02.06.2014-2)
Anatomie kontra Phantasie. (02.06.2014-3)

Ich schaffe nicht aus dem Nichts, ich schaffe aus dem Ungefähren, das sich wie Nichts anfühlt. (05.06.2014-1)
Misslingen ist Teil künstlerischen Gelingens. Entdeckungen verdanke ich Irrtümern. Wollen und Werden gehen getrennte Wege. Wem soll man wie erklären, dass Gradlinigkeit nicht Hauptbestandteil künstlerischen Arbeitens ist. (05.06.2014-2)
Ich bin mit vielen (hilfsbereiten) Kollegen bekannt, nur leben die meisten nicht mehr. (05.06.2014-3)

Erfahrung ist hilfreich, löst aber nicht alle Probleme. Jedes Werk stellt neue Fragen (und wenn es nur kleine sind), die entdeckt und verstanden werden wollen hin zu einer werkspezifischen Lösung. (10.06.2014)

Anfangs ist ein Werk immer stumm, weitgehend. Jeder Gestaltungsschritt ein Angebot zum Gespräch. Das Frageantwortspiel. Wir streiten und wir lieben uns bis zum Ende, wenn alles ausgesprochen wurde, es nichts mehr zu sagen, hinzuzufügen gibt. (12.06.2014)

Den Gestaltungsakt zu dynamisieren bedeutet, ihn durchlässig zu machen und auch wieder fest. (18.06.2014)

Prozessbezogene Malerei schließt das Gegenständliche nicht aus. (20.06.2014)

Künstlerische Abläufe verlangen und beanspruchen den ganzen Menschen. Sie sind ganzheitlich. Gestalterische Prozesse bedürfen neben einer gewissen Intelligenz, der Impression, der Imagination (so könnte es sein), der Inspiration (so soll es sein) und der Intuition (so ist es). (21.06.2014-1)
Sich für Kunst zu entscheiden, das heißt, sie zum Inhalt eines wie auch immer organisierten, beruflichen Alltags zu machen, zum Mittelpunkt des eigenen Lebens, ist auch immer eine Entscheidung gegen vieles andere (so genannt Normale). (21.06.2014-2)

Ich setze Grenzen, ich versuche Grenzen zu überschreiten und ich habe eine Menge damit zu tun Grenzen aufzulösen. So etwa male ich. (27.06.2014)

Was man über Kunst sagen kann, bleibt doch immer nebensächlich, solange es sich nicht um ein künstlerisches Sagen handelt. (01.07.2014-1)
Kunst ist das Meer in mir und um mich herum, mein "Wasser des Lebens", in das ich hinabtauche, tiefer und tiefer, dorthin, wo Schwärze herrscht und die Vielfalt unendlich ist. (01.07.2014-2)

Zum Malen gehört Fläche, zur Fläche die Farbe. Linie ist Form, nicht in gleicher Weise gebunden an Fläche. Ihre Fähigkeit Fläche zu (be)greifen ist deutlich geringer. (02.07.2014-1)
Ich pflege (vergeblich) einen Gestaltungsprozess, der einen Automatismus anstrebt, jeglichen Automatismus zu vermeiden. (02.07.2014-2)

Ich beschäftige mich im Grunde mit etwas völlig Antiquiertem, heute - angesichts der verführerischen Virtualität einer Welt nahe am Pool verschwenderischer Möglichkeiten - mit Pinsel und Farbe vor einer Malfläche zu stehen. Ich brauche die Gegenwart eines realen Gegenübers, eines Gegenstandes. Und ..., auch da steckt eine Menge Virtualität drin. (03.07.2014-1)
Der (Kunst) Kritiker in mir vermittelt ziemlich genau, was stimmt, mehr stimmt oder weniger oder gar nicht. Ich kann ihm meist vertrauen. Ich habe ihn kennen gelernt durch Übung. Und wie beim ersten Mal erlebe ich es heute noch als Geschenk, wenn er sich zu Wort meldet. Dabei spricht er so gut wie nie. Er injiziert mehr ein Empfinden, das im Falle des Gelingens tiefe Befriedigung und intensive Freude schenkt, bei Misslingen dagegen Unbehagen und unstillbare Sehnsucht. Mit Kunstkritik im feuilletonistischen Sinn hat das wenig zu tun. (03.07.2014-2)
Ich muss einem Werk zwischendrin Zeit zum Ausruhen geben, es links liegen lassen (oder rechts). (03.07.2014-3)
Die Frage ist nicht (irgend)eine Form zu finden, sondern die spezifisch eigene Ausdrucksweise (zu entdecken, zu entwickeln und zu pflegen). (03.07.2014-4)
Handschrift bringt die allgemeinste und allgemein verbindlichste, künstlerische Formgebung zum Ausdruck. Alle werden vor die gleiche gestalterische Aufgabe gestellt und finden je eigene formale Lösungen (der erste - lebenslang anhaltende, möglicherweise unbeachtet bleibende - Anhauch des Künstlerischen). (03.07.2014-5)

Kunst verliert unweigerlich, schlägt Beherrschung in Herrschaft der Mittel um. (04.07.2014-1)
Farb- und Formhandlungen als werdende Aspekte des Gestaltens. Entstehende Fragen mit einfallenden Lösungen beantworten, nicht mit ausgedachten. Dem Konstruieren im Sinne vorgefasster Gestaltungshandlung mikrotemporal ausweichen, das heißt: Handlungszeiteinheiten klein machen, zeitlos werden. (04.07.2014-2)

Komposition (kontra Konstruktion) gleich Zusammenstellung, Zusammenstellung von Einfällen, Zufällen. (07.07.2014-1)
Über Kunst sprechen hieße verbergen. Worte huschten hinweg als seien sie auf der Flucht. Dem Sagen fehlte Verstehen wie dem Verstand das Ereignis. (07.07.2014-2)
Kunst als Resultat eines Mangels, den sie vorübergehend behebt. (07.07.2014-3)

Auch folgende Frage, ob sie, die Kunst, von allgemeinerem Interesse zu sein in der Lage ist auf Grund des Lebens, aus dem sie hervorgeht. (08.07.2014-1)
Der Surrealismus hat sich konsequent mit dem zentralen Geschehen der Kunst, des künstlerischen Tuns (in meinen Worten: des Künstlerischen Dialogs) beschäftigt, der nun mal surreal ist. (08.07.2014-2)

Folgende Themen scheinen mir im Zusammenhang mit Kunstkommunikation hilfreich. Material und Bearbeitung, Motivation und Motive, Präsentation und Veröffentlichung. (09.07.2014)

Kunst macht sich um ihre Wirkung keine Gedanken. Im Grunde genommen ist sie sich selbst genug (was man von ihren Erzeugern nicht immer behaupten kann). (10.07.2014-1)
Im Zusammenhang mit Kunst von Notwendigkeit zu sprechen, irritiert. Ihr hervorstechendstes Merkmal ist ja gerade, dass sie nicht Not tut. Sie steht eben für keine Notdurft. (10.07.2014-2)

Person und Werk sind nicht zu trennen, auch wenn das Werk mit der Person nichts zu tun zu haben scheint. (11.07.2014)

Man könnte meinen, späten Werken, Werken des Alters, würde Veränderung schwerfallen, weil der Erfahrungsschatz eines fast zur Gänze gelebten Lebens Neues nicht mehr zulässt. Doch das Gegenteil ist der Fall. Das Spätwerk ist ergiebiger, sättigt mehr. Bei manchen leuchtet es geradezu. (29.07.2014)

Die Größe eines Künstlers besteht nicht darin, dass er ein Thema hat, sondern dass und wie er dieses Thema zu modellieren und variieren vermag. Das Thema kann sich gleich bleiben, kommt aber in immer wieder neuen und anderen Gestaltungen zur Erscheinung. (31.07.2014)

Kreativität (Schöpferkraft) ist eine kommunikative Fähigkeit, die nichts so sehr flieht wie Kommunikation. (04.08.2014)

Ich bin Künstler aus Neigung. Mein Bedürfnis nach persönlichem Ausdruck ist grenzenlos. Dass ich einen Pinsel halten kann, ist nicht das Primäre, aber notwendig. (05.08.2014)

Die wirklich überraschenden Momente in der K-Arbeit sind vergleichsweise selten, trotzdem alles sich auf sie hin orientiert und organisiert. Das Überwiegende: Konzeption, Komposition, ... Handwerk. (07.08.2014)

K-Arbeit: Jeden Arbeitsschritt als einen entscheidenden gehen ohne eine Entscheidung anzustreben. Dabei den entscheidenden Moment nicht übersehen. (08.08.2014)

Man kann auch nicht beweisen, was Kunst ist. Man würde sich selbst und anderen etwas vormachen. Auch für Kunst muss man sich entscheiden, gerade heute. (12.08.2014-1)
Kunst hat im Grunde genommen nichts zu sagen. (12.08.2014-2)

Alle Gestaltung wirft Fragen auf, die sie aus sich selbst heraus - also gestaltend - beantwortet. Es handelt sich dabei um künstlerisch-ästhetisches Erkennen. Darum sprach Paul Klee vom "Bildnerischen Denken". (13.08.2014)

Die einzige Gewähr, die (Augen)Kunst zu geben vermag, ist, den eigenen Augen zu trauen. (15.08.2014)

Künstlerisch betrachtet sind Fehler nichts anderes als Lücken in einer allgemeinen oder selbstverbindlichen Richtigkeitsübereinkunft. Man kann sie schließen, die Lücken. Man vermeidet so vermeintliche Fehler. Aber man vergeudet viel Zeit damit und endet möglicherweise bei der Erkenntnis, doch wieder nur einer Norm entsprochen zu haben. In der Kunst ist das Richtige immer relativ. Die Relation entscheidet. Es gilt, Verhältnisse wahrzunehmen und per Empathie zu entscheiden, was jeweils stimmt und was nicht. (19.08.2014)

Im Gegensatz zum wirtschaftlich-industriellen Herstellungsprozess, der technische Abläufe produktspezifisch möglichst störungsfrei und fehlerlos generiert, spielt Technik im künstlerischen Procedere eine etwas andere Rolle. Sie ist nicht nur bloßes Vehikel für etwas, sondern kann je nach Situation bestimmender, ja entscheidender Teil des Prozessdialogs sein. Das Unvorhersehbare lässt auch Technik nicht unberührt. Aber kann man dann noch von Technik sprechen? (21.08.2014)

Irgendwann fordert jedes K-Werk während seines Gestaltungsprozesses einen entscheidenden Willensakt, der den aus dem K-Dialog resultierenden Antwortzufall bildnerisch umsetzt. Damit ist der Gegenstand, das gegenüberstehende Produkt festgelegt. Weitergehende Interventionen ändern nichts Grundsätzliches mehr, sind von Grund auf in diesem Stadium der Fertigstellung ohne Zerstörung nicht möglich. Man endet dann bei Null. (31.08.2014)

Die Kunst ist dem Handwerk abhanden gekommen wie das Handwerk der Kunst. Und wo es doch einmal anwesend ist, wirkt sie eigenartig (be)fremd(lich), wie aus der Zeit gefallen. Was also tun mit den Händen? (01.09.2014)

In jedem künstlerischen Ausdruckswillen bedeutet Existenz Form. (02.09.2014)

Geschmack entwickelt man durch Schmecken, nicht, indem man das für geschmackvoll hält, was andere zu schmecken vorgeben. Guter Geschmack ist individuell. (05.09.2014)

Mir schwebt eine spezielle Art von Gegenständlichkeit vor, fern dem Abbild. Kein Augenschein, aber Augensinn. (08.09.2014)

Die Freiheit des Menschen besteht darin, zu tun (was notwendig) und/oder zu lassen (was nicht notwendig). Er kommt dabei um Entscheidungen nicht herum. Kunst überträgt diesen Entscheidungsprozess auf der Welle unbegrenzter, notwendigkeitsfreier, sinnvoll-nutzloser Phantasie. (09.09.2014)

Kunstschaffende stehen am Rand mittendrin. (11.09.2014)

Subjektiver Ausdruck muss Objektivität anstreben um Veröffentlichung zu rechtfertigen. (12.09.2014)

Bildnerische Arbeit verlangt, Innenmotive künstlerisch-ästhetisch motiviert in eine möglichst allgemein verständliche Erscheinungsform zu bringen, die dann anderen zugänglich sein kann, selten allen, manchmal auch nur wenigen. Langfristig - wobei die Fristen lang sein können - findet sie immer Platz im Öffentlichen. (15.09.2014)

Unsterblich die Werke, denen Zeit nichts anhaben kann. (16.09.2014)

Kunst als Verdinglichung der Fantasie. (25.09.2014-1)
Kunst ist Mittel zu einem Zweck, der sich nicht im Mittel erschöpft und mittellos nichts ist und nichts sein kann. (25.09.2014-2)

Prozesse können nicht konsumiert werden, vor allem künstlerische nicht. (30.09.2014-1)
Über leere Zeiten und Leerstellen hinweg rettet manchmal das Handwerk. (30.09.2014-2)

Künstler sind Werktätige. (03.10.2014)

Worin besteht der Unterschied zwischen Kunst und Hobby? Kunst meint es ernst. (06.10.2014-1)
Muße ist eine Daseinsform ohne Notwendigkeitszwang. Sie hat insofern mit Freizeit nichts zu tun. (06.10.2014-2)

Ziel der Kunstrezeption müsste sein, dem Prozess der Werktätigkeit nahe zu kommen. (10.10.2014)

Ohne Nutzen ist die Kunst, sinnlos zu fragen, warum und wozu ... (15.10.2014-1)
Das Gegenständliche bildet sich anders, je nachdem ich es als gegeben auffasse oder als zu Beurteilendes. (15.10.2014-2)
Kunst folgt dem Menschen in der Eigentlichkeit gegenständlichen Erlebens. Sie ist gemäß ihm und nach ihm der eigentlichste Gegenstand. (15.10.2014-3)
Kunst erlaubt keinen Zugriff. Nur so ist sie begreiflich. (15.10.2014-4)
Materiell betrachtet können Künstler von ihrer Kunst nur leben, wenn es ausreichend Menschen gibt, die sich ihre Kunst leisten. Wichtig scheint dabei die Frage, ob und wie sie zueinander finden. (15.10.2014-5)

In jedem Kunstwerk lebt eine Ahnung, die ohne es nicht wäre, sich in ihm aber auch nicht erschöpft. Das ist Transzendenz, Ausdruck, der sich selbst übersteigt. (23.10.2014)

Kunst bedarf für ihre Anwesenheit eines Gegenübers (in Produktion wie Rezeption). Nur so kann sie ihr Erscheinen sinnfällig zum Ausdruck bringen. (28.10.2014)

Kunst studieren? Wer sollte einem sagen, was richtig ist und was falsch? Genau genommen kann man nur die Erfahrungen anderer kennenlernen, was nicht das Schlechteste ist. (29.10.2014-1)
Manchmal befreit der Zufall vom Diktat des Handelnmüssens, auch und gerade in der Kunst. (29.10.2014-2)

Das Einleuchtende ist der Zufall, sofern er als Zufall einleuchtet. (06.11.2014)

Kunstkritik ist (zu)treffend nur und erträglich, wo sie selbst auf künstlerischen Pfaden unterwegs ist. (18.11.2014)

Kunst beeindruckt durch Berührung. Alles kommt auf diese Geste des nicht mehr rückgängig zu machenden Zueinanderfindens an. (24.11.2014)

Im Produktionsgetriebe einer (Massen)Kulturindustrie tritt an die Stelle der Vorstellbarkeit die Vorstellung. (25.11.2014-1)
Kritik ist immer abhängig von dem, was sie kritisiert. Für sich ist sie nichts. Sie braucht einen Gegenstand, auch da, wo sie künstlerisch verfährt. Kunst braucht also keine Kritik, Kritik aber wohl Kunst. (25.11.2014-2)

Übersicht und Einsicht gehen in der Kunst eine unmögliche Verbindung ein. (28.11.2014)

Kultur hat immer mit Phänomenen der Umgangsweise des Menschen mit sich selbst und seiner Umgebung zu tun. Sie ist ein permanenter Selbstpflegeprozess im Dialog. (02.12.2014)

In letzter Konsequenz ist Kunst, aufgefasst und erfahren als Zufallsgeschehen, nicht lehrbar. Man müsste lehren können, wie man Zufall entdeckt und entwickelt. (15.12.2014)

Die künstlerische Vorgehensweise führt zu flüchtigen Resultaten. Realisierung ergibt sich aus dem, was nicht zu realisieren ist. (16.12.2014-1)
Alles Werk wird Mitteilung erst durch die unmittelbare Aufmerksamkeit eines Gegenüber, das willens ist, sich etwas mitteilen zu lassen. (16.12.2014-2)

Kunst lässt sich nicht definieren, zumindest heute nicht (mehr), wenn überhaupt je. Daraus zu schließen, alles könnte Kunst sein, ist völlig überzogen. Dazu bedürfte es allgemeiner Verfügbarkeit, was der Konstellations- und Situationsabhängigkeit der Kunst widerspricht, von ihrem individuellen Realisierungsgrad ganz zu schweigen. Was sich sagen lässt: Kunst wächst gern aus sich selbst heraus, pflanzt sich fort in und aus verwandtem Humus in einem andauernden Prozess sinnfälligen Werdens. Dafür braucht es Menschen. (17.12.2014)

Aus künstlerischer Sicht kann man sich nicht verständlich machen. Das setzte voraus, Kunst könnte verstanden werden (was nur künstlerisch zu realisieren ist). (26.12.2014)

Kunst verstummt, wenn sie nach ihrer Bedeutung gefragt wird. Etwas zu bedeuten, ist ihr völlig fremd. (28.12.2014-1)
Man kann von einem Kunstwerk sagen, dass es bedeutend ist, aber nicht, was es bedeutet. (28.12.2014-2)
Kunstproduktion und Kunstrezeption sind zwei Seiten ein und desselben. So entsteht Kunst aus ebenden Gründen, aus denen sie wahrgenommen wird. In der Mehrheit wird es sich um einen Mangel handeln. Man kann etwas nur bedürfen, wenn es einem fehlt. (28.12.2014-3)

AFG, 2014


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