Notizen 1991


Konzentration mehr auf die innere Haltung, als auf das Resultat. Das eine aber nicht ohne das Andere. (07.01.1991)

Wahrheit stellt sich ein, wo und wann auch immer. (16.01.1991)

Ein gutes Bild malen heisst, erwachen und die eigene Unzulänglichkeit erkennen. (29.05.1991-1)
Spannung ergibt sich aus dem Zusammentreffen mindestens zweier Kräfte (Richtungen). In der Einheit gibt es keine Spannung. (29.05.1991-2)

Der Künstler steht vor allem dazwischen. (30.05.1991-1)
Bilden ist Dokumentieren, parallel zum Innen, in materieller Form eines Bildwerks, gestaltete Expression mit hinweisendem Charakter. (30.05.1991-2)
Bilder werden gefunden, weniger erfunden. (30.05.1991-3)

Im Kunstwerk sollte Form sinnen und Sinn formen. (31.05.1991)

Die Beziehung zwischen Werk und Künstler gibt den Grad der Identität. (05.06.1991)

Kunst ist ein Entwicklungsprozess, der nie zum Ende kommt. (07.06.1991)

Der Schöpfungsakt als Legitimation menschlichen Tuns. Im Kern göttlichem Schöpfungsgeschehen verwandt, im Resultat ungleich bescheidener. (10.06.1991-1)
Künstlerisches Tun als Frage verinnerlichter Gestaltung. Da muss noch etwas sein in der Gestalt, wie in jedem Menschen etwas ist. Dies ist das Ausschlaggebende. Ihm sind alle anzuwendenden Mittel unterzuordnen. Existiert es, hat jede Gestalt ihre Berechtigung. (10.06.1991-2)
Ich bringe weniger ein Vorbestehendes, eine bildliche Vorstellung, zum Ausdruck, als das, was sich aus dem bildnerischen Prozess heraus selbst ergibt. (10.06.1991-3)
So wie man nicht andauernd lieben kann, so arbeitet man als Künstler nicht durchgehend aus tiefer, innerer Betroffenheit. Berührung geht, Berührung kommt. Das Glück der Realisierung ist äusserst kurz. (10.06.1991-4)
Das Werk betrifft das eigene Leben und ist von ihm betroffen. (10.06.1991-5)

Künstlerische Arbeit findet ihre Balance in der Auseinandersetzung von Form und Inhalt. Jedes Bild verlangt danach. (17.06.1991)

Vieles ist möglich, das Wenigste entscheidend. Das Gewahrwerden des Künstlerischen kann allein schon Verwandlung bedeuten. (14.07.1991)

Ein geschlossenes Format ist für mich wie ein Gefängnis. (22.07.1991-1)
Wenn ich künstlerisch etwas will, vermag ich nichts. (22.07.1991-2)

Der Künstler ist weniger Botschafter als Erfinder. Er steht immer im Spannungsfeld von Machen und Nachmachen. (31.07.1991-1)
Der Künstler hat dreierlei Verantwortung: dem Schöpfen, dem Geschöpften und sich selbst gegenüber. (31.07.1991-2)

Expression liegt in der Form, weniger in der Farbe. (07.08.1991)

Beurteilen fällt leichter als Sehen. Jedes Urteil schafft Distanz. (09.08.1991-1)
Zweifel und Zuversicht sind zwei Seiten künstlerischer Arbeit. (09.08.1991-2)

Eine Rose, die nicht echt ist, kann man nicht verschenken. (13.08.1991)

Bilder sind etwas völlig anderes als Worte. Wo sie wirken, herrscht Schweigen, stummes Schauen, andächtig und unmittelbar. In diesem Keimen stört jedes Wort. (20.08.1991)

Künstlerische Arbeit hat keinen Anfang und kein Ende. Der Künstler springt mitten hinein in die kreative Gegenwart. Das “Toujour travaille” Paul Cezanne’s ist das Sprungbrett. (29.08.1991)

Manchmal frage ich mich, wer da handelt, denkt und fühlt. (30.08.1991-1)
Das Entscheidende muss sich förmlich aufdrängen. (30.08.1991-2)

Man ist immer ein Gezeichneter. Im günstigen Fall nimmt die Schärfe der Zeichnung im Laufe des Lebens zu. (31.08.1991)

Von Innen heraus zur Betrachtung von Aussen. Es geht darum Beides zu lernen, unterschiedslos. (09.09.1991-1)
Ich liebe mein Leben, weil es so ist, wie es ist. (09.09.1991-2)

Ich steige ein. Was soll ich lange überlegen. Die Ereignisse weisen mir den Weg. (10.09.1991-1)
Alles muss bereit sein, Aussen wie Innen, so nebenher. (10.09.1991-2)
Das Eine: Abstand von vorgefassten Meinungen und fertigen Anschauungen. Das Andere, schwerere: Abstand von sich selbst. (10.09.1991-3)

Es gibt nichts in der eigenen Seele, das gegenüber einer anderen höhere Berechtigung hätte. Es gibt nur das Wahrnehmen der Andersartigkeit. (15.09.1991)

Man kann sich nicht entfliehen. (17.09.1991)

Alles Werden ist Schmerz, wie auch alles Vergehen. (24.09.1991)

AFG 1991


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