Notizen 2012


Der Künstler ist immer auf der Suche nach der “Unbekannten X” (Paul Klee), das ist seine eigentliche Profession. Er wird sie nicht immer treffen, doch nach ihr zu suchen, sollte er nie aufgeben. (03.01.2012)

Vom Künstlerischen aus gesehen gibt es keine abstrakte Kunst, keinen Unterschied zwischen gegenständlich und ungegenständlich, naturalistisch oder konkret. (08.01.2012-1)
Es sollte so etwas wie wissenschaftliche Redlichkeit geben, auch in der Kunst. (08.01.2012-3)

Bildnerisches Handeln lässt Bild als Resultat einer Entstehungsgeschichte hervortreten. Gegenüber dem Beginnen, bevor also ein Handeln überhaupt in sein Recht tritt, erscheint das gewordene Bild ärmer in ebendem Maße als ihm Möglichkeit durch Verwirklichung genommen wird.
Gleicht dieses “Bildnerische Entstehungsgesetz” (im Sinne eines ‘vom Möglichen zum Faktischen’) nicht der Entwicklung und vielleicht Vollendung des eigenen Lebens? Am Ende ist der Spielraum auf ein Minimum geschrumpft und nur ein neues Beginnen verspricht maximale Möglichkeit. (09.01.2012)

Das Machen (siehe Werner Hofmann “Die Grundlagen der modernen Kunst”), einer Idee nachgehen, einer Form, und schauen, was daraus wird im künstlerischen Prozess. Und dazu dann auch das nachahmende Gestalten und das formal-symbolische und das nachahmende, usw. .... Wenn mir das gelingt im weiteren! (10.01.2012-2)
Trotzdem ich studiert habe, bin ich doch weitgehend Autodidakt geblieben. Ich sage dies mit Blick auf die heute überbewertete Tendenz zu institutionalisierter (Aus und/oder Fort) Bildung, die allein Qualität zu garantieren vorgibt. (10.01.2012-3)

Muße? - Zeit gespannter wie gelöster, aber nie drängender Aufmerksamkeit. Ich zähle mich zu den glücklichen Menschen, die sie immer wieder geschenkt bekommen (ob verdient oder nicht, mag dahin gestellt sein; allerdings bemühe ich mich um sie). Eines noch: Muße hat nichts, aber auch gar nichts mit Nichtstun gemein, auch wenn nach außen hin der Eindruck erweckt wird, es würde nichts getan. (12.01.2012)

Arbeiten wie wenn es nichts zu erreichen gäbe. Ein Tun, das das zu Erreichende als nicht Hinreichendes erkennt und damit in sich auflöst. Ein Ziel, das sich selbst im Zielen überholt. (23.01.2012-1)

Mit Leidenschaft tut man etwas, worunter man zuweilen auch leidet. Das Leiden ist der Preis für die Präzision des Ausdrucksvermögens, das man der Welt schenkt. (25.01.2012-1)
Ich hinterlasse (nur) Spuren. Der Riss, der Anriss, das Anreißen ist es ... in aller Unversehrtheit. (25.01.2012-5)

Das Wesen des Künstlerischen ist der Einfall, der im Prozess zum Zufall wird. Um dieses Wesentliche gruppieren sich die Dinge der Kunst. (27.01.2012)

Anfänger sein bis zur Vollendung! (30.01.2012-2)
Mein Zeiterleben ist so verkürzt, dass ich mich in eigener Sache kaum mehr erstrecken kann. Würde ich mich erstrecken, längte meine Zeit sich in beängstigender Weise. Vielleicht darum das Fragment. Es passt als zu Gestaltendes gerade noch hinein in den scheinbar endlos sich wiederholenden Kurzschluss. (30.01.2012-3)

Will ich wissen, was Kunst ist, muss ich sie erfahren, voll und ganz in ihrem spezifischen Sein, ausgesetzt ihrem Werden, das darin besteht, einen Künstlerischen Dialog aufzunehmen und auf sich zu nehmen. (31.01.2012)

Radikal sein vor allem in Anbetracht meiner selbst. (14.02.2012-1)
Bilder werden mir dann interessant, wenn sie über Nicht-Sichtbares sichtbar sprechen. Ihre Sichtbarkeit ist nur scheinbar Gesehenem geschuldet. Sie wollen nicht festhalten, was eh nicht festzuhalten ist, sie wollen halten. (14.02.2012-2)

Die Verführungskraft des Bildes liegt im Abbild. (06.03.2012-1)
Was benötige ich wie unmittelbar für die Kunst außer mir selbst? (06.03.2012-3)

Kunsterleben ist Aussprache. Die durchaus mystische Tatsache eines Künstlerischen Dialogs, parallel zum Gestaltungsprozess, wird zum Erlebnis im Gespräch. Aufmerksames Fragen und Antworten. (13.03.2012-1)

Muss der Urheber eines (Kunst) Werks sich erst getrennt haben von ihm - in dem Sinne, dass er nicht mehr ist, dass die Realität des Todes ihn weggeholt hat vom Werk -, bevor eine kritische Sicht auf dieses Werk überhaupt statt haben kann, ohne Trübungen vorurteilsbedrohter Verbindungen wie Freundschaft, Beziehung, Beruf? Werk erst beurteilbar, wenn Wirkender nicht mehr? (15.03.2012-1)
Bei allem den Grad des Ausdrucks ertasten. Darin liegt Wahres. (15.03.2012-3)
Ich darf, was ich tue, auch genießen. So richte ich im Zusammenhang mit meiner Arbeit meine Aufmerksamkeit auch auf den Genuss. (15.03.2012-4)

Der qualitative Wert eines Kunstwerks lässt sich nicht umfassend objektivieren. Möglich sind strukturelle Untersuchungen hinsichtlich seines Erscheinungsbildes. Künstlerische Qualität hängt damit zusammen, erschöpft sich aber nicht darin. (18.03.2012)

In dem Maße ich Gestaltung willentlich zielorientiert angehe, behindere ich Künstlerischen Dialog, beeinträchtige also den Gestaltungsprozess. (26.03.2012-3)

Bilder, auch meine, bringen nie eine Realität zur Ansicht, solange sie nicht innen real geworden sind. (09.04.2012)

Statt Nachdenken, Denken. Statt Nachbilden, Bilden. Nicht um 'den Stil' sich bemühen, sondern den eigenen Stoff entdecken und ganz im persönlichen Stil zum Ausdruck bringen. Um wissenschaftliche Klärung können sich dann andere kümmern. Sie werden glücklich sein Stoff vorzufinden. (16.04.2012-1)
Ich stehe der Kunst, auch der eigenen, skeptisch gegenüber. Als Urheber misstraue ich mir in dem Maße wie ich mir vertraue. (16.04.2012-2)

Ist Zufall ein kalkulierbares Mittel im künstlerischen Prozess? - Kalkulierbar im Sinne eines Möglichen, das, bei entsprechender Vorbereitung, eintreten könnte, aber nicht im Sinne eines Faktischen, das vorauszuberechnen wäre. (17.04.2012)

Spannend und entscheidend wird es dort, wo das eigene Herz auf ästhetische Phänomene reagiert. Ästhetische Urteile! (18.04.2012-3)

Ein Kunstwerk gleicht einer Speise. Sie kann überwürzt sein oder fade oder auch irgendetwas dazwischen. Der Geschmack reagiert individuell unterschiedlich darauf. Die Stimmigkeit eigenen Empfindens gilt es auszubilden ohne Absolutheitsanspruch. Der "Ästhetische Zustand" als ein zu verwirklichender. (04.06.2012)

Kunst ist nicht deswegen wertvoll, weil sie den Menschen zeigt, was diese bereits kennen, sondern weil sie generell aus sich heraus zum Erkennen auffordert. Statt Bestehendem, schon Konfiguriertem, das Unbekannte, Ungewohnte. Dadurch immer mehr Herausforderung als Bestätigung, nicht aber bloße Provokation. (08.07.2012-2)

Alltag kann stören. Seine Geschehnisse stellen sich in den Weg eigenen Wollens und hindern daran, sich bewusst zu werden, was es eigentlich will. Doch ist künstlerisches Arbeiten elementar darauf angewiesen sich möglichst störungsfrei einkreisen zu können. Ein anderes Bild: der Faden, der nicht reissen sollte. (21.07.2012-1)
Ich gehe der Kunst entgegen und sie mir und wenn sie mir entgegenkommt, bin ich auf dem Weg zu ihr. (21.07.2012-2)

Es darf ja nicht sein, das ein Werk festgelegt ist, wenn ich meine Arbeit an ihm beendet habe. Bin ich zu einem Ende gekommen, ist das Werk angelegt, etwa wie ein Beet im Garten, vielleicht etwas mehr ... Gärtner kann möglicherweise jeder sein, der einen Blick riskiert. (23.07.2012-1)
Ich kann Cy Twombly nicht mehr fragen, ob es ihm in seiner Bildnerei darum ging, elementare Gesten zu verewigen. Aber ich vermute, dass Beginnen ein besonderes Anliegen war. (23.07.2012-2)

Manierismus = handschriftliche Virtuosität = Kopierresistenz. Also Spuren setzen, in die niemand anderes Fuß passt. (25.07.2012-3)

Also versuche ich Dinge und Situationen weniger als Aussicht (auf) aufzufassen, sondern mehr als Einsicht (in). Formen unter Einsicht, in Einsicht, macht einsichtig. (26.07.2012-3)

Weder nur konstruktiv, noch nur destruktiv. Vor allem Instruktion. (27.07.2012)

Bist Du Dir unsicher hinsichtlich der Qualität Deiner Arbeit, setze Dich in Vergleich zu einem Größeren, zu etwas Größerem. Halte dann aber auch stand, wenn Du nicht hinreichen solltest. (28.07.2012-1)
Bilder, die wirken als seien sie auf ganz natürliche Art und Weise entstanden. Keine zielrichtende Hand hat an ihnen gewirkt, obwohl viel Handarbeit in ihnen steckt. (28.07.2012-2)
Ich verliere immer wieder den Anschluss und gewinne ihn immer wieder neu. (28.07.2012-3)
Künstlerische Arbeit vollzieht sich bewusst, selbstbewusst und unbewusst in einem, ein Zustand, so diffizil wie einfach. (28.07.2012-4)
Künstlerisches Arbeiten erhält sich frisch, insofern ich mich vorsätzlich ahnungslos halte. Kein Können außer diesem. (28.07.2012-5)

Die volle Kontrolle über den Bildprozess behaupten, aber im Sinne des bildbestimmenden Künstlerischen Dialogs einen vorübergehenden Kontrollverlust in Kauf nehmen. Das führt zum Bild, setzt ins Bild (vor allem letzteres). (29.07.2012-1)

Bildinterpretation kann etwas sehr Spekulatives sein, sofern ich die Ebene des Schauens und Erscheinens verlasse. (31.07.2012)

Ästhetisches Verhältnis: Erkenntnis, die grundlegend damit zu tun hat, sich ins rechte Verhältnis zu je gegebenen Phänomenen zu setzen. (02.08.2012)

Kunst ist für Menschen da. Doch der Mensch, der sie ins Leben ruft, bemüht sich um sie um ihrer selbst willen. (10.08.2012)

Kunst muss nichts bedeuten. Kunst deutet. (14.08.2012-1)
Kunst ist frei nur im Moment der Kunst, wenn nichts anderes ist als sie. (14.08.2012-2)
In einem Bild sollten hin(aus)reichende Spuren vorhanden sein, die es einem potentiellen Betrachter lohnenswert erscheinen lassen, sich mit ihm zu beschäftigen. (14.08.2012-3)
Bildbetrachtung gleich Konfrontation! (14.08.2012-4)
Rezeption: Man stellt einem gegebenen Werk Fragen und konzentriert sich auf die Antworten, die sich von Innen her ergeben im Kontakt mit dem gegebenen Werk. (14.08.2012-5)
Wie Kunst selbst ist Kunstbetrachtung etwas höchst relatives. Das Objektive bildet sich aus Subjektivität. Nur eine Forderung besteht für den Rezipienten: dass er sich zulässt und das, was ihm gegenüber ist. (14.08.2012-6)
Kunst ist nicht lebensnotwendig, vermag aber trotzdem zu ernähren. (14.08.2012-7)
Kunst kennt nur nachgeordnete (Qualitäts) Kriterien. (14.08.2012-8)
Kunst heute (und vielleicht schon immer) ist ökonomisiert, wo sie sozialisiert sein sollte. (14.08.2012-10)

In einem Teil meiner Arbeiten, eher erzählerischer Natur, spielt das Zitat die Rolle eines bildnerischen Mittels. (15.08.2012-2)

Religion ist sakralisierte Kreativität, Kunst profanierte Religion. (11.09.2012)

Nicht die Illusion eines Vollkommenen, sondern die imaginäre Kraft des Fragments. (12.09.2012)

Alle Schöpfung ist anthropomorph und der Mensch selbst eine Kreation. (22.09.2012)

Inhalte sollten Formen bestimmen, wie Formen Inhalte zur Erscheinung bringen. (03.11.2012)

Ohne Einfall, kein Zufall. (12.11.2012-2)

Ich bin niemals so sehr Künstler wie zu Beginn. (19.11.2012-1)

Das impulsgeladene, punktuelle Arbeiten. Nichts Ganzes und auch kein Zwang zum Ganzen. (10.12.2012-3)

Kunst hat mit der Dynamik nichtlinearer Abläufe zu tun. (11.12.2012-1)

Die Frage ist doch wie aus synaptischen Abläufen Poesie wird. (12.12.2012-2)

Eher schreibend malen. Und wenn Du nicht weisst wie realisieren, dann finde es heraus. (28.12.2012)

AFG 2012


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