Notizen 2010


Ästhetisches Empfinden ist die Fähigkeit, den gelungenen, stimmigen Ausdruck des Künstlerischen in einem Etwas zu erleben. Auf Grund welcher Faktoren es sich einstellt ist schwer zu bestimmen. (03.02.2010)

Sich mit den Expressionen anderer zu beschäftigen, erhält die Spannung des Seins. (06.04.2010-1)
Kunst zu erotisieren heisst nichts anderes, als sie zu lieben. Wichtig ist nicht so sehr, dass man sie versteht, sondern, dass man sie liebt. Was man aber liebt, versteht sich von ganz allein. (06.04.2010-3)

Es ist das Hervorbringen mehr als das Zeigen. Denn Hervorbringen bedeutet Teilnahme und Teilgabe in einem, zeigen jedoch nur letzteres. (27.04.2010)

Was ist Erfolg? Das, was dem Werk folgt und das hat man nur bedingt in der Hand. (05.05.2010-1)
Ich liebe die Wand, ihre große Leere, ihr weites Weiss, in das ich gerne punktuell meine Objekte setze. (05.05.2010-3)

Ein Bild wahrt seine Autonomie, solange es in einem gewissen Maß unbestimmt bleibt. Ein Bild ist Bild, weil es sonst nichts ist. Wäre es sonst auch etwas, wäre es als Bild um das Etwas weniger Bild. (09.05.2010-2)
Das Kunstwerk ist Bild seiner selbst. (09.05.2010-3)

Wenn es so wäre (und es ist so), dass alle wahre Kunst sich letztendlich rationalen Erklärungen entzieht, dann kommt ihr quasi religiöse Bedeutung zu. (11.05.2010)

Künstlerisch Arbeiten ist die einzige Tätigkeit, die zu nichts nütze und zugleich gerade deshalb sinnvoll ist. (12.05.2010-3)
Kunst wirft Fragen auf, die bis ins Persönlichste, Individuellste, bis in die radikalen Zufälle des eigenen Daseins hinein reichen. Insofern kann sie eine echte Lebensorientierung ermöglichen. (12.05.2010-4)

Für den Künstler besitzen Theorien immer etwas Ambivalentes. Einerseits helfen sie ihm, den eigenen Geist zu bilden, andererseits muss er sie in seinem Schaffen hintan stellen können. Ein Glücksfall, wenn im künstlerischen Tun Theorie die Praxis impulsiert und Praxis auf theoretisches Bilden zurückwirkt. (14.05.2010)

Vervollkommnung der Technik wirft immer einen mehr oder weniger ausgeprägten Schatten auf die Intensität künstlerischen Ausdrucks. Grundsätzlich sollte Technik der Expression zu arbeiten. Dabei ist es keine unerhebliche Frage inwieweit und vor allem inwieweit uneigennützig. (17.05.2010)

Wie Bilder an sich auszusehen haben, ist an sich nicht zu beantworten. Denn so wenig es Bilder an sich gibt, so wenig gibt es eine Sichtweise an sich. Gesehen wird immer das Spezielle. Ihm hat die Sichtweise zu folgen. (29.05.2010)

Erst kommt das Bilden, dann das Bild, ob vor der Natur oder ohne sie, sofern das überhaupt möglich ist. (02.06.2010)

Künstlerisch betrachtet fallen Finden und Herstellen in eins. (03.06.2010-1)

Die Wiege der Kultur ist die Pflege. (08.06.2010-2)

Gegenständlich oder Abstrakt folgt der Frage, ob und inwieweit Darstellen oder Nur-Stellen, der Frage auch, ob Inszenieren im Vordergrund des Interesses steht oder Szene. Ich komme wieder beim Begriff des Inständlichen an, der mir den rechten Gegensatz zum Gegenständlichen zu bilden scheint. Das Inständliche als verwandeltes Gegenständliche, nach innen und von innen heraus modifiziertes Gegenständliche.
Um das Inständliche zu treffen, muss man wohl noch genauer beobachten als im Fall der bloßen Wiedergabe eines Gegenständlichen. (19.06.2010-1)
Ein fertiges Werk scheint nur fertig. In Wirklichkeit ist es, zeitlich betrachtet, irgendetwas irgendwo im ablaufenden Rhythmus von Systole und Diastole. Betont man das Prozessuale, entsteht unweigerlich die Frage, was davon wie vermitteln kann. Wenn alles in ständiger Bewegung sich befindet, wo wäre dann der Ruhepunkt des Zeigens? Vielleicht muss man ihn bei den Toten suchen oder an vergleichbarem Ort. Im Leben findet man ihn nicht und schon gar nicht unter den Lebenden. (19.06.2010-2)
Dem Gelingen folgt immer die Langeweile. (19.06.2010-3)

Können (im Sinne der Bildenden Kunst) heute meint, das zu Erreichende vermögen. (21.06.2010)

Beim Durchblättern einer Kunstzeitschrift stolpere ich über den Begriff Meisterwerk, mit dem der Verfasser des Artikels ein spezielles Kunstwerk charakterisiert. Einen Hinweis, warum dieses Kunstwerk ein Meisterwerk sei, finde ich nicht. Da sich mir das Meisterliche aus der bloßen Anschauung nicht schlüssig vermittelt, komme ich zu folgender Feststellung: Wer etwas als ein Meisterwerk bezeichnet, sollte verdeutlichen auf Grund welcher Kriterien. (07.08.2010)

Kunst offenbart nicht, Kunst verhüllt. (11.08.2010-3)

Authentizität ist Urheberschaft aus Identität. (17.08.2010-1)

Im Kontrast zur Bilderflut, die die Seele des Menschen von aussen erreicht, wäre es eine Aufgabe, reale Bilder im Inneren zu entwickeln. (18.08.2010)

Was hat Kunst mit der Gesellschaft zu schaffen? Sie kommt aus ihrer Mitte und fristet ihr Dasein am Rand. (24.08.2010-2)

Kunst gibt einen Begriff vom Unanschaulichen. Indem etwas Bild wird, verhüllt es in dem Maße als es Bild ist und gibt doch zugleich fassbaren Ausdruck. (12.09.2010-2)

Entscheidend ist, dass der Pinselstrich an die richtige Stelle findet. Wie er das schafft und wie er dabei erscheint, spielt eine untergeordnete Rolle. Man darf das ruhigen Gewissens den eigenen Möglichkeiten überlassen. (28.09.2010-1)
Darüber hinaus lernen, Bilder zu lesen wie Bücher, stetig und möglichst langsam. (28.09.2010-2)

Auch keine Bildaussage ist eine Bildaussage. (07.10.2010)

Man muss das Radikale in sich dem Blühen zur Verfügung stellen. Was blüht, neigt nicht zur Gewalt. (26.10.2010-1)

Form kann nie Gestalt sein, aber Gestalt ist immer Form. (17.11.2010)

Im eigenen Tun die Verfügbarkeit an Bildern reduzieren. Die Kostbarkeit eines Bildes liegt in seiner Vereinzelung. Das Bilden im Bild anstreben, nicht das Bild. (07.12.2010)

Ein guter Galerist? - Also jemand mit Liebe zur Kunst, mit künstlerischem Sachverstand und mit merkantilen Fähigkeiten. (13.12.2010)

AFG 2010



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