Notizen 1987


Schwarz als Aktion, Weiss als Reaktion. Schwarz als Zeichen, das im Dunkel zur zweiten Haut wird. Malen in Schwarz, heisst Eintauchen in den Tod, aber mit dem Bewusstsein des Werdens. Nur Durchgang, kein Ende. (08.01.1987)

Schwarz ist Schwarz vor allem auf einer unberührten weissen Fläche. (09.01.1987-1)
In der Reduzierung der Mittel liegt das Geheimnis des Wesentlichen. (09.01.1987-2)

Sich in die Farbe Schwarz hinein, sich mit ihr mit zu bewegen ist unmöglich. Denn da gibt es keine Bewegung. Man kann Schwarz aber von aussen in Bewegung bringen. Dann entsteht Form. Deshalb findet man Schwarz überall da, wo es auf Form ankommt. Mit Schwarz arbeiten, heisst formen. (16.01.1987)

Schwarz als Farbe gleich Nullaktivität. Deshalb bestens als Erscheinungsmedium für Anderes geeignet. Zum Beispiel Schrift: Da Schwarz sich voll und ganz unterzuordnen vermag, kann es dem gesprochenen Wort als Schrift Form geben. (20.01.1987)

Schwarz als Farbe der Freiheit. Alle Möglichkeiten bei stärkster eigener Beschränkung. Hohe Verantwortung im Umgang. Freisetzung durch Tod. (11.02.1987)

Auf dem Grabmal der Dunkelheit lässt das Licht die Farben tanzen. (23.02.1987)

Idee und Tat, beides zusammen, ineinander, sich gegenseitig durchdringend, im Menschen wie in der Kunst. (05.04.1987)

Alles soll ungewollt sein, so lange als möglich. Das Bilden selbst (im Kontext seiner, zur Anwendung kommenden Mittel) wird zum Thema. Irgendwann im Ablauf dieses Gestaltungsprozesses kommt der Moment der konkreten Wendung. Das Bild taucht auf. Das Bild findet seinen Ausdruck. Von einem Thema im eigentlichen Sinn kann man nicht sprechen. Es handelt sich eher um das Ahnen eines Motivs, noch besser vielleicht um das Sichtbar-Werden einer Motivation. Man steckt seine Nase in den Wind und wittert. Das Resultat ist ungewiss, das Arbeiten ein ständiges Balancieren. (03.06.1987)

Künstlerische Arbeit ist notwendigerweise asozial. (11.06.1987)

Jedes Bild trägt auch die Tragik des Zweifels in sich. (17.06.1987)

Thematisieren schränkt den Gestaltungsprozess ein. Gefahr der Dominanz des komponierenden Verstandes. Ohne Thema aber die Gefahr, sich im Meer der Möglichkeiten zu verlieren. Wie ein Thema finden, das Halt gibt, ohne den Prozess zu stören? (23.11.1987-1)
Bildende Kunst schafft nicht ein Bild. Sie bildet, indem sie ein Bild schafft. (23.11.1987-2)

AFG 1987