Nov 2019

In der Kunst geht Erkennbares mit Nichterkennbarem Hand in Hand. Ohne diese Verbindung keine hinreichende Erkenntnis (und vor allem keine Erfüllung).

Kunst ohne Publikum ist bedauerlich, Kunst mit Publikum ein Missverständnis.

Die künstlerische Tat ist ein objektivierender Akt, der seine Objektivität aktiv einbüßt.

Dass etwas so erscheint als ob es nicht gemacht wäre, ist Geheimnis der Kunst so gut wie Kalkül ihrer Produktion. ”Das Vollkommene soll nicht geworden sein.” (”Menschliches-Allzumenschliches”, Friedrich Nietzsche, Abs. 145)

Man hat sich zu entscheiden (auch wenn man sich nicht für entscheidungsfähig hält) zwischen einem Ende ohne Schrecken, einem Schrecken ohne Ende, oder irgendeinem Zustand dazwischen. Wer sähe sich noch in der Lage, demütig hinzunehmen, was gottgewollt ist, im Vertrauen auf Gott? Das Martyrium ist unzeitgemäß.

Wenn ich denke, erlebe ich mich sprechend mitten im Kopf und es ist, als ob meine Augen meinem Gesprochenen nachsähen.

Mit Kunst kann er nichts anfangen. Zwar hat er versucht ihr nahe zu kommen, aber ohne Erfolg. Auch andere, sogenannte Experten, können ihm nicht weiterhelfen. Der Stummheit der Kunstwerke gegenüber sind sie zwar sehr beredt, aber ihre fachkundigen Erläuterungen, so klug sie auch manchmal klingen, sind alles andere als eindeutig. Verlässlicher Beurteilungsmaßstab Fehlanzeige. Statt dessen viel ahnungsvolle Spekulation, mehr verschleiernd als kenntlich machend. So bleibt er der Kunst fern und kann noch nicht einmal sagen, ob ihm das etwas ausmacht.

Abhanden gekommen sind ethische Maßstäbe. Vielleicht noch ”Du sollst nicht töten”, aber dann… Man muss wohl Neue setzen.

Der Rechtfertigungspflicht entgehen. Dasein ohne Wenn und Aber.

Schwer nachzuvollziehen, dass sich selbst große Geister dazu hinreißen lassen, das künstlerische Werk anderer nicht nur gering zu schätzen, sondern zu verunglimpfen. Als ob sie nicht wüssten, dass Beurteilung und Maßstäblerei - gerade auch im Namen höherer Einsicht - in die Irre führen.
Man stehe zu seinen persönlichen Vorlieben und freue sich, wenn sie eingebettet sind in ein ästhetisches Absoluterlebnis wie es nur der Künstlerische Dialog nach sich zu ziehen vermag. Diesen Widerspruch gilt es auszuhalten und werkführend zu leben.

Geistige Unabhängigkeit geht materieller voraus, wird aber anhaltend zwanghaft von ihr genötigt (Wes Brot ich ess’ … ).

Aufklärung muss einen langen Atem haben. Überflüssig wird sie nie sein.

Unabhängige Justiz, unabhängige Presse, freies Land.

Dass Boden, also Erde, also Welt Privateigentum sein kann oder Gemeingut, wirft in jedem Fall Fragen auf.

Die Konformität gesellschaftlicher Verhältnisse findet ihren sinnfälligen Ausdruck im Konsumverhalten Aller gegen Alle.

Das sogenannte reale Leben, zugleich ein tragisches, beginnt dort, wo man Gedanken nicht oder nicht mehr äussert, weil man die eigene Existenz betreffende Nachteile befürchtet.

Sei dir fremd und nah. Bilde dir ein Urteil über dich aus nächster Ferne.

Zeit seines Lebens legte er mehr Wert auf Unterschiede als auf Gemeinsamkeiten. Entschieden getrennt von anderen zu sein, war ihm schmerzlich bewusst und gerade darum unausweichlicher Vollzug. Er war nicht der andere, er war nicht er selbst, er war zuallererst der abseits und für sich Stehende. Sein Dasein diente ausschließlich einem Ziel: sich zu unterscheiden.

Wer Ich zu sich sagt, kann sich dem Du nicht entziehen.

Man lebt nur abseits gut, sofern man das Herz am linken Fleck hat.

Mit zunehmendem Alter bekommen Geburtstage etwas Zwiespältiges. Entgegen der Wortbedeutung, weisen sie mehr aufs Lebensende als auf den mittlerweile weit zurückliegenden Lebensbeginn. Das fröhliche Anstoßen auf Gesundheit und gutes Gelingen verdeckt nur unvollkommen (und betont darum umso mehr) die prekäre Situation des Alternden, der mit zunehmendem Bewusstsein (was ihm zu wünschen ist) auf seinen Tod hinlebt, nicht ohne die unangenehme Aussicht, vorher möglicherweise sterbenskrank zu werden.

Was gestern war und was morgen sein wird, ist mir - ebenso zart wie deutlich - zunehmend gleichgültig. Teilnehmender zu sein an meiner Zeit gerät mir zur Aufgabe, Teilhabe zur Pflicht, zumindest soweit und solang mein Wille reicht.

Merkwürdig auch die Diskrepanz zwischen Innenbild und äußerer Erscheinung, die im Älterwerden größer zu werden scheint. Ich für mein Teil fühle mich jünger als ich meinem äußeren Erscheinungsbild nach bin.

Was ich loslasse, kann mich nicht mehr beschweren.

Anpassung, Konformität, Massengesellschaft.

Armut ist fremd der Phantasie nicht grundsätzlich, sondern notgedrungen.

Ich kann gar nicht anders als sinnlich zu leben. Mein Verhältnis zum eigenen Körper ist höchst körperintensiv, und intensiv auch ist meine Betroffenheit, wenn dieser mein Körper Schwächen zeigt. Ernste Krankheit gar versetzt mich in Panik.

Man müsste in der Lage sein, Missfallendes vergnüglich beiseite zu schieben, anstatt sich problemorientiert mit einer Lösung zu befassen. Man müsste sich selbsterfüllt und entspannt zurücklehnen und sagen können: „Nur zu Welt, nur zu Mensch, ich bin gespannt, was dir noch so alles einfällt. Aber nicht mit mir!“ Aber man schafft es nicht. Zu Vieles geht unter die Haut und von dort bekommt man es nicht so schnell weg.

Der Einzelne steht der Masse fassungslos gegenüber.