Schwäche. Innehalten. Neue Kräfte sammeln. Nicht aufgeben.

Opportunismus nivelliert den Widerspruchsgeist auf ein Mittelmaß, so er ihn nicht gänzlich zum Schweigen bringt. Außerdem gibt er dem Leben nicht das, was es verdient.

Wir leben in der scheinbaren Gewissheit einer (lebensmäßig hilfreichen) Kontinuität, die von jetzt auf gleich in ein Ende umschlagen kann. Dieser Befund erschreckt. Wir wollen ihn eigentlich nicht wahrhaben.

Spießertum lähmt den Fortschritt, Bürgerlichkeit stabilisiert ihn.

Bin in meinem Leben an einem Punkt angelangt (und gehe fälschlicher Weise davon aus, dass andere auch an diesem Punkt anlangen), an dem mir inneres Reisen wichtiger ist als äußeres.

Man lebt immer drüben. Die Frage ist, ob man das erkennt und welche Schlüsse man daraus zieht.

Ich setze mich vergeblich gegen den Verschleiß der Zeit zur Wehr. Wieviel Zeit mir dafür bleibt, weiß ich nicht.

Manchmal schenkt mir ein Autor eine gewisse Freiheit. Manchmal auch nimmt er sie mir. Wohldosiert schätze ich beides.

Das Überwältigende ist ein ambivalenter Gradmesser für Qualität (zum Beispiel eines künstlerischen Ausdrucks).

Zur Stille im Haus gesellt sich das vorüberziehende Gedröhn eines Flugobjekts. Am Fenster perlen die Hinterlassenschaften des nächtlichen Regens. Ich schwimme im Morgen wie in einem belebenden Gewässer und wiege mich im Wellengang der Gedanken. Woher, wohin? Einerlei. Hauptsache, dass ...

Gewalt ist zu akzeptieren nur als Naturgewalt, wobei man genau genommen nicht von Akzeptanz sprechen kann, da sie (oft schlagartig) überkommt und im Fall der Beherrschung durch den Mensch ihren Schrecken verliert.

Hinter der Bühne, an unzugänglicher Stelle, also im Verborgenen, steht der, der das Stück, das gespielt wird, entworfen hat und laufend weiter entwirft. Dieser jemand lässt die Akteure gewähren und andere sich um die Regie kümmern. Ob in seinem Sinne sei dahingestellt. Ein Gottesbild?!

Von mir wird nichts übrig bleiben. Die Frage ist nur was.

Grenzenlose Freiheit ist ein Ideal pathologischer Naturen.

Ich lerne, mich beim Üben über kleine Fortschritte zu freuen. Irgendwann erwächst aus ihnen der große Fortschritt. Handelt es sich hier um unangemessene Fortschrittsgläubigkeit?

Das Leben verspricht mehr als es zu halten vermag. Was für ein Glück, wenn es mehr hält als es verspricht.

Wichtige Entscheidungen sind immer wieder zu treffen weder in die eine noch in die andere Richtung.

Eine andere Weltordnung? Welch' ein Unsinn. Die Welt ist in Ordnung, wenn man sie nur ließe.

Wir sollten nie vergessen, dass wir Menschen sind, und wir sollten nicht übersehen, wie unmenschlich wir sein können.

Die Aussicht auf ein Leben in Seligkeit ist nicht die schlechteste, aussichtsreicher jedenfalls als komplett zu verlöschen.

Erkennen heißt, Verantwortung zu übernehmen (im ganz persönlichen Sinn).

Überzeugungen sind überflüssig, manchmal schädlich, Zeugenschaft ist essentiell.

Übermorgen ist auch wieder ein Tag, um genau das nicht zu tun, was längst hätte getan werden sollen.

Auf Grund seiner Erinnerungsfähigkeit ist der Mensch in der Lage, Zeit zu bemessen. Das Bewusstsein des Erinnerns ist dabei nicht dasselbe wie das des Erinnerten (allenfalls das gleiche). Je weiter zurück, desto größer die bewusstseinsmäßige Kluft.

Dass Frauen den Wahnsinn des professionellen (Männer)Fußballs zu erreichen suchen, ist mir ein Rätsel. Andererseits, warum nicht? Gleiches Recht für alle.

Für Kunst braucht es ein Werk und die entsprechende Performance. Während das Werk auch ohne Performance auskommt, ist Performance ohne Werk undenkbar (es sei denn, sie ist selbst das Werk).

Die immer wieder entscheidende Frage: Was kommt ausgedacht daher, was hat sich ergeben?

Eine für ihn schwerwiegende (Lebens)Erkenntnis ist, dass er in Sachen Realisierung dem Ideal hinterher hinkt. Bisweilen treibt ihn die Frage um, warum er es nicht bei der bloßen Idee belässt. Aber dann drängt sich ihm die Frage auf, ob es so etwas wie eine Idee dann noch gäbe.

Stelle ich mir mein Ende endgültiger vor als es vielleicht ist?

Ästhetische Unschärfe ist die Rettung vor der dokumentarischen Wucht des Daseins.

Man kann von Glück sagen, dass nicht jede (vermeintliche) Erkenntnis das eigene Handeln bestimmt. So bleibt ein gewisser Handlungsspielraum erhalten und man selbst vor einem Automatendasein bewahrt.

Auch das gehört zum Leben, dass die blanke Verwirklichung des (vermeintlich) Richtigen völlig schräg sein kann.