Die einen haben etwas anzubieten, die anderen sollen, möglichst mit Erwerbsabsicht, darauf reagieren. Ein zwischenmenschliches Verhältnis (angeblich zu beiderlei Nutzen), ein unausgesprochener Gesellschaftsvertrag, vor allem kapitalistischer Provenienz. Angebotsweise zu reagieren, scheint Alltag zu sein (ihm zugehörig wie das täglich Brot), zu selten aber das Gegenteil. Nein zu sagen, wäre fast als ökonomisch-ökologisches Korrektiv anzusehen.

Ich bin, der ich bin, und bin nicht, der ich bin. Hervorgegangen aus einer Laune der Zeit und des Raums auch. Dass es mich gibt, ein Zufallsbefund, und mein Name führt in die Irre.

Du hast gelernt, Bilder zu unterscheiden nach Außen- und Innenbezug. Anziehung und Einbeziehung sind dir in Bilddingen von Bedeutung. Du ziehst lieber in ein Innen ein, wie in ein Außen.

Auch die digitale Form politischer wie allgemeiner Berichterstattung macht eine Prüfung des Berichteten erforderlich, vielleicht sogar in gesteigerter Weise.

Suche und finde objektive Gegebenheiten, um dich subjektiv zu äußern.

Füllwörter sind meist überflüssig. Auch wenn sie textlich wenig bis nichts zu bieten haben, sparsam eingesetzt können sie zum Fließen eines Textes beitragen.

Eine beliebige Pflanze im Garten und ich. Beide befinden wir uns in einem Zustand der Existenz. Wir sind da. In unser Dasein sind wir irgendwie - und vermutlich ohne unser Zutun - hineingeraten. Beide werden wir, wenn auch zu unterschiedlichen Zeiten und wenn es soweit ist, diesen Existenzzustand verlieren. Man könnte auch sagen: unsere Existenz kostet uns das Leben.

Gibt man sich das Ja-Wort, gibt man sich ein Versprechen fürs Leben, eine Absichtserklärung, die gut klingt, in seinen Konsequenzen aber nicht immer einzuhalten ist.

Feine Schneeflocken treiben am Fenster vorbei, vom Nordwind heftig umher gescheucht. Sie versetzen meinem Verlangen nach frühsommerlicher Unbeschwertheit einen Dämpfer. Gäbe es nicht dieses satte Grün um mich herum, das unter einer wärmenden Sonne um einiges satter wäre, und dazwischen den ein oder anderen Blütenzauber, ich wähnte mich in einer anderen Jahreszeit.

Das sogenannte normale Leben, irgendwo zwischen charmant verlottert und putzspiegelblank angesiedelt, ein Zustand vielerlei Kompromisse, der anhaltend neue Kompromisse einfordert und findet, eine lebenslange Situation, die zu keinem wirklichen Ende führt und keinen Abschluss sucht. Und der Pfiff: auch ein Anfang ist nicht auszumachen.

Wiederholung ebnet Erneuerung den Weg, sie schafft ihr Raum. In ihrem Rhythmus sind Welt und Ding ritueller Natur, ein sich selbst tragendes Lebensgefühl.

Dass du dich abwendest, ist nicht die Lösung. Dass du dich zuwendest, ist nicht die Lösung. Auch keine Lösung ist nicht die Lösung. Mal so, mal so … Das ist, wenn schon keine Lösung, so doch zumindest ein menschlich-irdisches Verhalten.

Sich gehenzulassen (bis hin zur Selbstvernachlässigung) ist zu jeder Lebenszeit ein befremdlicher Befund. In fortgeschrittenem Alter aber wird daraus ein Symbol des in Aussicht stehenden Todes. Man schreibt sich keinen besonderen Wert mehr zu (man ist sich nichts mehr wert), da man nicht mehr lang zu leben hat (auf die Länge eines durchschnittlichen Lebens bezogen). Warum also noch viel Aufhebens machen um sich? Irgendwann kommt der Tag, an dem die Verpflichtung sich selbst gegenüber bricht. Sollte man ihn überleben, ist man fortan hilflos und auf Hilfe angewiesen (wenn es sie denn gibt).

Aus dokumentarischen Gründen bleibt in meiner Vergangenheit alles so, wie es war. Aus ästhetisch-hygienischen Gründen aber habe ich das Bestreben, dies und das in meiner Vergangenheit zu korrigieren. Fakt ist allerdings, dass weder eine Dokumentation, noch eine ästhetisch-hygienische Einflussnahme realisierbar sind. Ich lebe meiner Vergangenheit gegenüber im memorierenden Zwielicht, ohne Veränderungskompetenz.

Einfach gestrickte Gemüter mögen es nicht intellektuell. Im Fokus einer angenommenen Einfachheit des Lebens, die einfach gestrickte Menschen gern gut zu kennen scheinen, sieht sich ein kluger Kopf immer irgendwie ins Abseits gestellt, egal, was er zu sagen hat und wie sehr er damit im Recht ist. Also schweigt er, ob ihm das behagt oder nicht. Die Banalitäten des Lebens haben nun mal eine lebensbeherrschende Stellung.

Wir sind alle Ästheten größerer oder kleinerer Verfehlungen.

Wiederholen hilft sich zu erholen.

Gerade finde ich mich in meinen Sessel und muss daran denken, wieviel Ideen ich in meinen jungen Jahren hatte und wie wenig ich von diesen Ideen im weiteren Verlauf meines Lebens habe Wirklichkeit werden lassen, was weniger auf eine Umsetzungsschwäche meinerseits hindeutet, als auf einen nicht zu bewältigenden Ideenüberschuss in der Jugend. Genau genommen kann ich augenblicklich gar nicht sagen, um was für Ideen es sich damals im einzelnen gehandelt hat. Ist vermutlich auch nicht so wichtig. An Ideen jedenfalls hat es mir damals wie in späteren Jahren nicht gemangelt. Mir scheint so, als ob jede neue Idee die jeweils zu verwirklichende alte im Keim erstickt hätte. So gesehen stehen mir Ideen und sind mir Ideen im Weg gestanden.

Kunst, nimmt man sie ernst, ist ein ziemlich aufwändiger Zeitvertreib. Aber er schenkt dem Leben etwas, das es ohne ihn nicht hätte. Worum es sich dabei handelt, muss man, sofern von Interesse, in ästhetisch-situativer Kleinarbeit selbst herausfinden. Kunst ist nicht nur Kunst, Kunst will auch gewesen sein (das Kunsterlebnis jedenfalls), was bedeutet, dass man sich mit ihr beschäftigen muss und beschäftigt hat.

Man steht immer auf der Kippe (auch wenn man sich das nicht vorstellen kann). Man kann die Balance verlieren, dann stürzt man ab. Dieser Möglichkeit gilt es ohne Scheu und vorurteilsfrei ins Auge zu blicken.

Analog wie digital, beides gründet sich (und muss sich gründen) auf ein anhaltend handliches Bezogensein auf die irdisch-kosmisch-reale, uns konstituierende Welt? Wir sind zum Handwerk Geborene, weder digital, noch analog entsprungen. Unsere Abstammung heißt Fleisch und Blut. Mütter kennen wir und Väter, sind der Erde verbunden und zugewandt dem Himmel. Wenn wir dereinst vergehen, bleibt nichts, außer einem neuen Werden vielleicht, von dem wir zum Zeitpunkt unserer Vergängnis keine Ahnung haben.

Eingeständnis, dass ich immer noch befangen bin, mir selbst gegenüber, in mir selbst und mit Blick auf alles, was mich umgibt. Immer noch komme ich über mich nicht hinweg.

Begegnungen schaffen und Kontakte ermöglichen allein aus dem Grund, sich zu begegnen und in Kontakt zu sein.

Da deine Vergangenheit mittlerweile ziemlich umfangreich ist, stellen Gedanken, die du dir zu ihr machst, nichts Ungewöhnliches dar.

Kann man sich vorhalten, nicht die richtigen Leute kennengelernt zu haben? Nur, wenn man der Ansicht ist, dass es die richtigen Leute auch gibt. Vermutlich ist das Richtige (an den Leuten) ein Geheimnis, das es im Lauf der Begegnungszeit überraschenderweise zu lüften gilt (ganz sicher zum Bösen wie zum Guten, wie in allen Mischungsverhältnissen). Und dann wäre da noch die Frage nach dem guten Riecher.

Mein Dasein ist überschaubar, je älter ich werde, desto mehr, nicht erlebnisarm, aber rar an handelsüblichen Sensationen.

Ohne Anfang und ohne Ende, eine anhaltende Session beglückender Improvisationen, geduldig realisiert und mit pflegender Verantwortung.

Du hast Schwierigkeiten, dich zu unterbrechen, dir in die Arme zu fallen. Du willst immer weiter (kommen), ohne dass du eigentlich sagen könntest, wohin. Kann es sein, dass dir ein Ziel nicht wichtig ist, dass es dir einzig und allein um die Bewegung des Fortkommens geht? Bist du auf der Flucht, und wenn ja, vor was?

Da mir der Halt fehlt, kann ich auch nicht anhalten. Gäbe es Halt, wäre ich nicht unterwegs.

Unanfechtbare Autorität war gestern. Selbst Gott ist vor einem Untersuchungsausschuss nicht mehr sicher.

Eine aktuelle und nicht unpassende Lektüreempfehlung: ”Biedermann und die Brandstifter” von Max Frisch.

Ist das so, dass das Alter mehr trennt als es zu verbinden vermag?

Als ich zum ersten Mal eine Zigarette rauchte, stibitzt aus dem Päckchen meiner Mutter, war mir schlecht. Auch der erste Cognac (ob von guter Qualität oder nicht, kann ich nicht sagen) schmeckte widerlich. Auch wenn ich späterhin (eher selten) das ein oder andere Glas kostete, ich bin bis heute kein besonderer Freund von Hochprozentigem geworden.

Tauben gibt es nicht nur in Paris. Auch hier auf dem Land erfreuen sie sich ihres Daseins. Im Garten kopfruckeln Ringeltauben hin und her oder segeln mit charakteristischem Fluggeräusch über mich hinweg, von ihrem monotonen Gegurre ganz zu schweigen. Sie scheinen sich in der örtlichen Vogelcommunity ihren festen Platz erobert zu haben. Nicht mehr wegzudenken.

Du kannst nicht behaupten, dass dir dein Kreativgeschäft als leben(er)füllende Beschäftigung nicht ausreichen würde. Du wärst allerdings in der Lage, auch etwas anderem nachzugehen, wenn denn nötig, selbst wenn es dir keine Freude bereiten würde. Das ist irgendwie beruhigend.

Irgendwann hat der Überlebenskünstler Mensch unter hohen Risiken gelernt, alles in seiner Umgebung Befindliche für sich und seinen Erhalt zu verwerten, ob von der Hand in den Mund oder in die Zukunft planend. Von dieser Art Verwertungsbegriff haben wir uns heute weit entfernt. Wie soll man schier grenzenlosen Überfluss verwerten?

Mal wieder ist eine Person gestorben, die über etliche Jahre in Funk und Medien (und nicht nur dort) vornehmlich als Schauspieler präsent war. Nicht nur dir war diese Person sympathisch. Auch wenn du sie nie persönlich kennengelernt hast, merkst du, wie mit diesem Mensch ein kleiner, persönlicher Erlebnisteil von dir sich verabschiedet ins Gebiet bloßer Erinnerung. Du hörst dich sagen: siehst du, nun ist auch dieses Leben vorbei. Bald wirst du nur noch unter Geistern leben, die du Kraft deines Erinnerungsvermögens (und der Fernsehanstalten), sofern es dir erhalten bleibt, heraufbeschwörst.

Ein ich, denke ich mir, ist zwar körperlos denkbar (da man es nicht sehen kann, könnte man davon ausgehen), aber nicht ohne Körper zu erleben. Oder? Das ist fatal, sicher, denn der Körper, mein Körper, verbraucht sich mit der Zeit und ich mit ihm, bis wir beide am Ende ins Gras beißen.
Ich als etwas von meinem Körper Losgelöstes gedacht (und das Wort gedacht lässt aufhorchen), ist für mich eine Annahme, eine Arbeitshypothese für eine gewisse Zeit, die etwa vom Tag meiner Geburt bis zum Tag meines Todes reicht.
Bislang verstanden Ich und mein körperloses Hypothese-Ich uns ganz gut und ich kann sagen, dass wir gut zusammengearbeitet haben. Das heißt aber nicht, dass ich mein unkörperlich-hypothetisches Dasein als bare Münze nehme.

Das Gewicht deiner Bedürfnisse wiegt nicht leicht. Deine Tragfähigkeit ist begrenzt. Zeit also, das Gewicht deiner Bedürfnisse zu reduzieren und/oder deine Belastbarkeit zu erhöhen. Vermutlich reicht es schon, etwas bedürfnisloser zu werden.

Man schreibt - und das heißt, man lebt - im gelingenden Fall so individuell wie man ist. Vermutlich handelt es sich, über allgemein ästhetische Aspekte hinaus, um das einzig hinlängliche, formal-inhaltliche Kriterium. Und: es hängt viel an Details.

Die Entdeckung der Langsamkeit ist noch etwas Neues für dich. Du hinkst ihr nach wie vor weit hinterher. Dabei bist du nicht zu langsam, sondern viel zu schnell. Wenn etwas ungesund ist, dann das Tempo deines Anspruchs.

Die Einfalt des Menschen ist nicht grenzenlos, ebensowenig wie seine Weisheit. Die Grenze markiert immer seine Endlichkeit (die dem Leben ermöglicht, mal wieder einen Schritt weiterzukommen).

Zu manchem schweigt man besser, extern wie intern. Es würde keinen Sinn machen, sich zu äussern. Man würde nur Missverständnisse heraufbeschwören. Vor Missverständnissen ist man ja niemals sicher. Also erst denken, dann reden und vor allem nicht vorher handeln. Darum ist Schweigen das Mittel der Wahl und eine akribische Analyse unübertroffen.

Der Tod ist ein mindestens so intimes Erlebnis wie das Geborenwerden, von den Tragödien des Lebens ganz zu schweigen. Können Lebensfreuden da mithalten?

Ich sitze auf der Terrasse und es ist Sommer. Die Markise spendet Schatten. Ein leichter Wind, den man für einen Sommerwind halten könnte, weht. Es ist Sommer. Zur richtigen Zeit, zur falschen Zeit? Es könnte der sechste Juli sein, aber es ist erst der sechste April. Müßig, darüber nachzudenken, wie das Wetter jetzt Anfang April zu sein hätte. ”April, April, der weiß nicht, was er will”. Aber ein Sommermonat?

Auf dem Frühstücksteller liegt ein hartgekochtes Ei. Ich habe eben seine grell pink gefärbte Schale entfernt. Vermutlich ist die Schale porös gewesen, denn die normalerweise (ei)weiße Oberfläche des gepellten Ei’s ist mit pinkfarbenen Sprenkeln übersät, fast wie auf einem etwas einfallslosen, monochromen abstrakten Gemälde. Das irritiert mich etwas, das Ei sieht irgendwie unappetitlich aus. Für einen Moment zweifle ich, ob ich das Ei in seinem pinkfarbenen Outfit essen will.

Und wenn ich schon beim Frühstück bin. Geschmacklich finde ich Schimmelkäse gar nicht schlecht, aber sein Anblick ist zum Fürchten und hält mich meist davon ab, mich an seinem Geschmack zu erfreuen.

Es bedarf vieler Hände, um die Stärke Europas, über das rein Wirtschaftliche hinaus, zu manifestieren. Das scheint mir momentan lebensnotwendig (wenn auch nicht allseits erkannt) zu sein. Der Begriff Wehrhaftigkeit (allgemein wie speziell militärisch aufgefasst) ist angebracht, nicht im Sinn von Aggression, auf keinen Fall, sondern als geballter Ausdruck defensiver Stärke. Es lebe Europa! Vive l’Europe!

Die Umstände waren so. Du hast aus ihnen gemacht, was du aus ihnen hast machen können. Manchmal denkst du, weniger wäre mehr gewesen (oder mehr gar mehr!?). Doch jetzt macht es keinen Sinn mehr dich zu zügeln. Die Zügel entgleiten dir nach und nach von ganz allein.

Die eigene Sprache zu finden, das bedeutet wohl, vom Finden der eigenen Sprache und damit von sich selbst abzusehen.