Feb 2019

Ausdruckswille und Sinnverlangen gehen im Gestaltungsprozess eine flexible Verbindung ein. Reine Kunst des Ausdrucks gibt es so wenig wie ausschließlich sinnbetonte. Jede Idee bringt etwas zum Ausdruck wie jede Ausdrucksform Sinnhaftes beinhaltet.

Hochgefühl und Schaffensfreude, gern empfundene Begleitumstände kreativen Tuns, lassen sich nicht konservieren. Und nicht nur das. Kunstschaffende kommen nicht drum herum, Leerzustände und Missempfindungen, die weniger geliebten Irritationen ihrer beruflichen Praxis, zu akzeptieren. Die Devise lautet: Integration ins offene Dasein künstlerischen Empfindens, für sie Teil ihrer professionellen Einstellung.

Letztendlich zielt alles menschliche Bemühen auf Ewigkeit, edelmütiger Freiheitsimpuls und mögliche Hybris in einem.

Man kann nicht jenseits von Gut und Böse leben.

Wahrhaftigkeit ist eine (unerfüllbare?) Aufgabe des Alltags.

Eine moderne Interpretation von Arbeit käme ohne die herkömmlichen Zuschreibungen wie Erwerb, Existenzsicherung, sozialer Status, etc. aus. Sie würde damit der archaischen Herkunft des immer noch gängigen Arbeitsbegriffs eine Absage erteilen und ihn gleichzeitig in eine zeitgemäßere Auffassung von Arbeit überführen.

Manchmal wünsche ich meinem Verstand mehr Fantasie im Umgang mit sinnfälligen Problemen.

Beifall kann signalisieren, dass man auf der Stelle tritt. Was gefällt, ist dann möglicherweise schon überholt, bedarf daher zügiger Erneuerung.

Auf manches, das mich in meiner Jugendzeit sehr beeindruckt hat, schaue ich mit einem milden Lächeln zurück. Als ob die prägende Bedeutung für mein damaliges Lebensgefühl mir schrittweise entgleiten würde. Dass sich Gleichaltrige noch heute scheinbar vollkommen hingegeben erfreuen können an dem, was sie in ihrer Jugend fesselte, ist mir ein Rätsel. Als ob die Zeit in der Lage wäre stehen zu bleiben und man selbst mit ihr.

Es gibt Worte, die mit Vorsicht zu gebrauchen sind, nicht weil sie ideologisch befleckt wären, sondern weil vielerlei Zuschreibungen sie ihres einstigen, geheimnisvollen Glanzes beraubt haben. Das Wort schön gehört dazu.

In nichts verleihst du dem Umstand deiner Vergänglichkeit klareren Ausdruck als ohne alles.

Ein launischer Gott ist ein archaischer Gott. Ist er, war er immer so und wird immer so sein, bis ans Ende, von dem er keine Ahnung hat.

Kunstüberschuss? - Warum nicht die Fördermenge reduzieren wie die erdölexportierenden Staaten? Und von dem, was übrig bliebe nur noch das Beste. Das käme nebenbei auch dem Verkauf zu Gute. Zum Beispiel ein Kunstwerk pro Kopf und Jahr! Das wäre eine klare Ansage für selbstreflektierte Erzeuger, gewinnorientierte Vermarkter und fachkundig abstimmende Rezipienten (gefällt mir/gefällt mir nicht).

Was ihn von den anderen trennt, ist die Belanglosigkeit ihrer Interessen und Vorlieben, und umgekehrt, mit den Augen der anderen betrachtet, die weitgehende Fremdheit dessen, was ihn interessiert und berührt. Über diese Trennungsgeschichte kommt er nicht hinweg, die anderen wahrscheinlich auch nicht. So gesehen kann es ein tieferes Verstehen zwischen Menschen eigentlich nicht geben, sagt er sich. Er lebt also umgeben von nichtssagenden Gegenüber, deren Teil einer er auch ist.

Von einem reifen Alter zu sprechen ist irreführend. Ist man alt (geworden), hat man den Zeitpunkt der Reife längst überschritten in Richtung Beschwernis und Absonderlichkeit, die gerne mit Weisheit verwechselt wird.

Ein Freiheitsimpuls des Menschen besteht auch darin, seine Zeit vergeuden zu können.

Ich plädiere für eine Kultur der Wiederholung, stabilisierender Faktor im Rahmen einer Kultur der Erneuerung.

Verständnis basiert auf dem Vermögen, eine FORMulierung nach Innen wie nach Außen wiederholen zu können.

Er ist ein Fremder in der Fremde, der immer fremd sein wird. Allein die Sprache der Fantasie ist ihm vertraut und schenkt ihm Vertrauen.

Bücher lese ich gerne an einem Stück. Lässt mein Interesse nach, warum auch immer, lege ich sie beiseite für einen späteren Leseversuch. Falls auch er scheitert, gebe ich sie weiter. Es gibt Bücher, von denen ich mich nicht mehr trennen will, mein vergleichsweise bescheidener Buchbestand, der zu mir gefunden hat und ich zu ihm. Solange ich lebe, wird er sich in Maßen vergrößern, ein stiller Freundeskreis, unaufdringlich und doch präsent, wie das mit guten Freunden ist.

Nicht nur die subjektive Prüfung kommt zu dem ernüchternden Ergebnis, dass im Fokus
medialer Angebote der Gegenwart der zu zerstreuende Mensch steht.

Bin ich hier, möchte ich woanders, bin ich woanders, möchte ich hier sein. So lebe ich sehnsuchtsvoll wie unentschlossen durch die Zeit, weder hier noch dort.

Was ich gestalten kann, bereichert mein Leben.

Manchmal kann das, was einem (scheinbar) vorenthalten wird (und bezeichnet man es, das Vorenthaltene, in dieser Weise nicht ausschließlich nur, weil man glaubt, dass es einem zustände?), ein Segen sein.

Jugendliche Unbefangenheit schätzt man vor allem dann, wenn man die Jugend längst hinter sich hat.

Das Vorhandensein eines Kunstmarkts beweist, dass Kunst eine Ware nicht unbedingt ist, aber zu einer solchen gemacht werden kann.

Vielschichtigkeit - man könnte auch von Komplexität, Differenziertheit oder Mehrdimensionalität sprechen - fördert einen vertieften Genuss.

Verantwortung schließt Handeln mit ein. Man kann keine Verantwortung übernehmen (und schon gar nicht tragen) ohne sich zum Handeln verpflichtet zu sehen.

Würde ich mich im Fall einer lebensbedrohlichen Erkrankung für eine (lebensbedrohende) Therapie entscheiden, die mir eine fünfzigprozentige Heilungs- und damit Überlebenschance in Aussicht stellt?

Da der Mensch nicht frei ist von Eitelkeit, können ihn Aufgaben und Herausforderungen, selbst wenn sie überpersönlicher Natur sind oder vielleicht gerade weil, zur wertsteigernden Selbstdarstellung verleiten.

Man sollte meinen, der Glaube an ein höheres Wesen müsste in der Lage sein, den Mensch zur Vernunft bringen.

Bedenke, du warst einst jung und bist es heute nicht mehr. Bedenke, du bist jetzt jung und wirst es einst nicht mehr sein.

Lustferne wie Lustversessenheit stehen einem lustvollen Leben im Weg.

Wer unbekannt ist, muss sich zu nichts bekennen (außer zu sich selbst).

Wir leben komplementär, in einem lebendigen Wechsel komplementärer Verhältnisse, auf Kontraste ausgerichtet und deren simultanen wie sukzessiven Ausgleich.

Wer fragt, führt, wer das Rechte zu sagen weiß, auch.

Niemandem würde ich zu einem Künstlerberuf raten, ich würde aber auch niemanden davon abhalten.

Keine Kunstäußerung ohne Selbstüberzeugung. Der Glaube an sich selbst ist die Schubkraft persönlichen Ausdrucksvermögens.

Weniger ergebnis-, mehr prozessorientiert. Der Künstlerische Dialog will dich unabgelenkt, möglichst selbstvergessen. Du kannst darauf vertrauen, dass er dir zur rechten Zeit die passende gestalterische Lösung anbietet.

Meine Überzeugung muss nicht wahr sein. Will ich aber überzeugen, muss ich so tun, als wäre sie wahr.

Kunstschaffende sehen sich nicht nur während der Kunstausübung dem Zufall ausgesetzt.

Der Umgang mit Menschen ist ihm nur erträglich und er fühlt sich ihm gewachsen nur, wenn er möglichst nahtlos - und darum unerkannt - in eine passende Rolle schlüpfen kann. Weil die anderen sind wie sie sind, muss er eine Rolle spielen.

Bis heute hat er sich die rebellische Buntheit seiner Jugend erhalten, doch mit zunehmend resignativer Färbung. Augenblicklich gibt es nur noch eine revolutionäre These, die ihn nach wie vor überzeugt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.

Nie im Leben wäre ihm in den Sinn gekommen, ein regelrechtes Studium zu absolvieren. Das hätte er nicht durchgehalten bei seiner sprunghaften (an allem interessierten) und lernfaulen Veranlagung. Zu welchem Beruf hätte es auch führen sollen, das Studium, fühlte er sich doch zu keinem berufen. Und Berufung, das musste schon sein, ein Beruf nur des Geldes wegen schied aus. Blieb die Kunst, in Studieninhalt wie als Arbeit schwer verständlich und vermittelbar in ihrer berufsqualitativen Substanz. Im Grunde genommen genügte es nichts zu tun, oder so zu tun, als ob man etwas täte, und andere davon zu überzeugen, dass es sich beim eigenen Nichtstun um Kunst handelte. Es sollte ja schon Leute gegeben haben, die mit weniger als Nichts Erfolg gehabt hatten.

Auf dem Weg zu mir selbst lerne ich eine Menge darüber, was ich nicht bin und aller Wahrscheinlichkeit nie sein werde, bis ich irgendwann einmal mit nichts dastehe und vielleicht glücklich bin.

Worte bilden immer ab. Was ist, was war, was sein könnte, was niemals sein wird. In Geschriebenem kann Reales mit Fiktion, Fiktion mit Realem eine ideale Verbindung eingehen.

Es gibt sicher noch andere Menschen auf dieser Erde, die gleich mir an einem für sie ausgezeichneten Ort sitzen und sich notierbare Gedanken machen. Welch zurückhaltende und einfache Tätigkeit, äußerlich betrachtet, und beruhigend dazu. Auch kann sie vor Dummheiten bewahren, vermutlich weil sie per se etwas Bewahrendes hat.

Der Schrifttatbestand ist zunächst nichts anderes als eine formale Geste. Dass darin auch Inhaltliches zum Ausdruck kommt, dem gegenüber das rein Formale weitgehend zurücktritt, fast unsichtbar wird, grenzt an ein Wunder.

Weit gefehlt die Annahme, eine akademische Ausbildung würde eine besondere Kunstsinnigkeit beflügeln.

Nur die innere Musik kommt ohne Interpretation aus (obwohl, vielleicht ist auch sie schon eine besondere Art von Interpretation). Soll notierte Musik im Außen erklingen, bedarf sie der Übersetzung durch Interpreten. Dabei kommt der Begriff der Werktreue ins Spiel, eine möglichst genaue Musikwiedergabe des notenschriftlich Fixierten im Kontakt biografisch-historischer Musikerkenntnis. Zu kurz könnte dabei die Qualität des Zufalls kommen, der auf Transzendenz angelegte Kurzschluss zu dem, was den Musikkünstler einst und heute zukam und darauf harrt, im Rahmen interpretatorischer Kreativität erneut zukommen zu können. Ihr sich zu öffnen, ist ein Wagnis, aber ein äußerst hörenswertes.

Eine trübe Aussicht, nähme man das Leben für bare Münze. Kein Dahinter, kein Maskenspiel der Geheimnisse. Unvorstellbar, dass jeder jedem ungeniert sein Gesicht zeigte und es noch dazu für echt hielte.

Verständigung basiert auf der lebensnotwendigen Illusion sich verstehen zu können.

Einen Bildungsauftrag kann man sich nur selbst erteilen.

Schulen sind Stätten der Obhut, die helfen eine Zeit zu überbrücken, die anderweitig nur schwer überbrückbar wäre.

Der Tod eines Nahestehenden vermag einen Negativsog auf die Zurückbleibenden auszuüben. Das scheint auch der tiefere Grund zu sein, warum man ihnen, den Toten, einen eigenen, gesonderten Ort zuweist, abseits der Lebenden. Man will das Getrenntsein markieren, das scheinbar endgültige, auch wenn die Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen diese strikte Trennung zunächst nicht wahrhaben will.

Das Reproduzieren war immer Teil künstlerischer Produktion, im wörtlichen Sinn eines Wiedervorführens gemeint, weniger als Charakterisierung eines Vorgangs wiederherstellender Vervielfältigung.

Ich könnte auch so sagen: je näher mir eine künstlerische Sensation kommt, desto mehr erschüttert mich ihre Ferne, die nichts anderes ist als Unnahbarkeit, letztlich ein Geheimnis.

Kunst ist autonom nur im Akt des Künstlerischen Dialogs, der nicht gleichzusetzen ist mit Rezeption. Der Künstlerische Dialog ist immer auch rezeptiv, nicht aber rezeptives Verhalten immer ein Künstlerischer Dialog.

Nicht nur aus Gründen ihrer Originalität verdienen Kunstdinge besondere Aufmerksamkeit, sondern weil in ihnen der ursprüngliche Akt ihrer Entstehung und Bestimmung nach- und mitklingt, ein einstmals kultdienender Vorgang, der damals wie heute (im Vermögen personaler Authentizität) Unfassbares zu fassen versucht. (siehe Walter Benjamin, ”Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit”)

Auch die Reproduktion, obwohl kein Original, kann ein unfassbares Erlebnis sein, was vom künstlerischen Potential des Reproduzierten abhängt. Aus Banalem vermag kein Abbild etwas Besonderes zu schaffen.

Echte Freundschaft verlangt Vorschuss, vor allem an Vertrauen. Das gilt auch für die Freundschaft zu sich selbst.

Das Abbild befriedigt nicht. Allein das Gegenbild überzeugt, weil es zukommt. Ich mag beim Abbild beginnen, finde ich aber nicht zum Gegenüber, war alles umsonst.

Im gelingenden Fall mündet die Rezeption eines Kunstwerks, ausgehend von einer zunächst gegebenen Distanz, in einen werkerkennenden Annäherungsprozess.

Eine besondere Tragik des Alters besteht darin, zu wissen, wie man es besser machen könnte, aber nicht mehr die Kraft zu haben, dieses Wissen in die Tat umzusetzen.

Erfolg macht mich weniger glücklich als mich Misserfolg verstimmt sein lässt.

Auch darf man der Schönheit nicht zu nahe kommen ...

Im Grunde genommen arbeite ich in jedem Werk auf die Verbildlichung dessen hin, was nicht zu verbildlichen ist.

Als er aus dem Durcheinander seiner Jugend einigermaßen unversehrt herausgefunden hatte, stellte er fest, dass die Erwachsenenwelt nicht weniger verwirrend war. Ihre Verhaltensregeln, sofern überhaupt verständlich, stellten sich als willkürlich und verlogen heraus. Der in Aussicht gestellte Erfolg hing am seidenen Faden des Zufalls. Vorbildlich erlebte er Menschen, die sich diesem Wirrwarr entzogen. Ihnen wollte er nahe sein.

Ich entziehe mich, also bin ich. Aber auch die Umkehrung: ich bin, also entziehe ich mich.

Ist das Erlebnis, dass man sich selbst beobachten kann - und nicht nur den Körper, sondern auch Gefühle und Denkprozesse - ein hinreichender Grund von einer Seele zu sprechen, und wenn nicht, welche Konsequenzen würden sich daraus ergeben?

Träume sind phantasievolle, mal angenehme, mal unangenehme und manchmal sogar schockierende Schlafereignisse, die immer etwas mit dem Träumenden zu tun haben, auch wenn er selbst nicht sagen kann, was. Nach Stand gegenwärtiger Wissenschaft, handelt es sich bei Träumen aber wohl um Bildergeschichten für den Papierkorb.

Wenn mir jemand sagt, er könne mit Kunst nichts anfangen, ist das für mich etwa so, als ob er sagen würde, sein Leben interessiere ihn nicht.

Von Leonardo da Vinci kann man einiges lernen, unter anderem auch, wie man mit einem schmalen Oeuvre weltberühmt wird.

Ich bevorzuge die Frische des ersten Blicks, selbst wenn ich dabei etwas übersehen sollte.

Obwohl man sie manchmal als hinderlich für sinnvollen Fortschritt betrachtet, übt man Toleranz, außer Stande, sie als Essenz einer revolutionären Gesinnung zu erkennen und zu leben, die sich selbst in Frage zu stellen vermag.

Eine gewisse Nähe zum Tod (handelte es sich um eine vertraute?) hinderte ihn zeitlebens daran, im Leben Fuß zu fassen. Sinnlos erschien es ihm, sich um Vergängliches zu bemühen. Denn konnte ein Leben - vergänglich wie es war - anderes hervorbringen als Vergänglichkeiten? Aber auch von Jenseitssehnsucht konnte bei ihm keine Rede sein. Von einer jenseitigen Welt war er abgeschnitten wie vom Leben selbst. So machte er sich aus nichts etwas, notgedrungen, und freundete sich nach und nach mit der Aussicht an, am Ende einmal Nichts zu sein.

Willst du wissen, was Melancholie bedeutet, schlag das ”Buch der Unruhe” auf!

Die erste Bildidee ist selten die letzte. Im Tun der Hände schmelzen Ideen dahin wie Eiszapfen. Am Ende bleibt ein Bild, anders als vorgesehen, gleichwohl angedacht. Liegt nicht der Zauber des Bildens im unvorhergesehen Gewollten?

Wie sehr ich Menschen beneide, die etwas Nützliches tun, trotz deiner Frage, was denn nützlich sei, auf die ich antworte: Brot backen zum Beispiel, sich um Kranke kümmern und … um Kinder, was mit Nützlichkeit weniger zu tun hat, desto mehr mit Hoffnung.

Die große Liebe eines Lebens kann eine gefährliche Illusion sein. Man wähnt sich im Himmel und stürzt in die Hölle.

Dafür, dass das Sein Nichts ist, macht es eine Menge Arbeit.

Unvorstellbar ein Gott, der schenkt oder straft. Unvorstellbar aber auch, er würde regungslos verharren.