Zunehmend der Eindruck im Zusammenhang mit dem pandemischen Wirrwarr, dass die Gesellschaft sich teile in diejenigen, die informiert sind (und willens, sich zu informieren, was zugegebenermaßen nicht so einfach ist) und jene, die fehlerhaft, nicht ausreichend oder gar nicht informiert sind. Man ist mittlerweile schon soweit, das eigene Verhalten keineswegs mehr nur der Einsicht zu unterwerfen. Man steht ohne Frage unter Anpassungsdruck. Aber, war das schon jemals anders?

Worüber man ungern spricht, dass es unwürdig ist, Verhältnisse akzeptieren zu müssen, um der Existenz willen, und dass man froh sein kann, wenn man als Rädchen im Getriebe an einer abseitigen, völlig belanglosen Stelle sich findet.

Völlig zuwider, ja unerträglich sind ihm Belanglosigkeiten. Dabei täte es ihm ab und an gut, sich an ihnen zu erfreuen. Nirgends lässt sich besser entspannen, als im Bad des Unambitionierten.

Das Leben ist in weiten Teilen belanglos, meint Teiresias und lächelt mir verschmitzt zu, daran ändern auch Philosophie und Religion nichts. Willst du es anders haben, musst du bereit sein, dir das Leben zu erschweren, um der Tiefsinnigkeit willen. Mehr Erkenntnis, mehr Einsicht, mehr Sorgen. Übrigens: Das Tiefsinnige muss nicht immer nur schwer sein und zu Rückenschmerzen führen.

Ich bin zu jung, um alt zu sein. Nur, mein Körper will mir das nicht abnehmen. Meine unaufhörliche Überzeugungsarbeit ignoriert er hartnäckig. Er selbst muss ja keine leisten. Er ist wie er ist und das teilt er mir schwarz auf weiß mit.

Wenn der Mensch zu kostspielig wird für den Menschen (lebt er in finsteren Zeiten).

Mit Nachdruck versuche ich nicht daran zu denken. Aber ich denke die ganze Zeit an nichts anderes als daran. Und je mehr ich mich bemühe, nicht daran denken zu müssen, desto schlimmer wird der Drang, nur und ausschließlich an nichts anderes als daran zu denken. Daran will mir einfach nicht aus dem Sinn gehen, obwohl mir klar ist, dass es besser wäre für mich. Nur wenn ich vergesse, daran zu denken, habe ich Ruhe.

Könnte man nicht vergessen, man wäre ein geistiges Müllarchiv ohnegleichen.

Hätte W. Kandinsky geahnt, was er mit seinem ersten abstrakten Aquarell auslösen würde, er hätte es als misslungenen Versuch verworfen. Angesichts der gegenwärtigen, allgemein zeitvertreiblichen Kunsttümelei würde er analysieren (immerhin schrieb er ein Buch ”Über das Geistige in der Kunst”), dass sich künstlerische Dürftigkeit nirgends so gut verbergen ließe, wie in einseitig formal-aktiver, sogenannter abstrakter Kunst.

Der kleine, aber bedeutsame Unterschied in der Kunstausübung scheint mir doch der zu sein, flüstert mir Teiresias zu, ob man muss oder ob man kann, und ob man muss, merkt man daran, ob man es täglich tut, und ob man unruhig und unleidlich wird, wenn man es nicht täglich tun kann.