Teiresias fügt dem gestern Gesagten noch an: ”In jedem Mensch schlummert ein kleiner Gott, aus dem, wenn er nicht geweckt wird, ein kleiner (manchmal sogar ein großer) Teufel werden kann.”

Meist entspringt das Böse aus der Nachlässigkeit des vermeintlich Guten, wie es überhaupt eine gewisse Affinität zur Nachlässigkeit besitzt.

Jede Freundschaft hat mindestens ein zweites Gesicht, das man durch zuneigende Freundlichkeit allein nicht zu Gesicht bekommt.

Immer wird aus Liebe irgendwann auch ein gewisses Maß an Verpflichtung. Aus Verpflichtung allein aber entspringt selten Liebe.

Die Medizin fasst heute so ziemlich alles ins wissenschaftliche Auge, was einer Untersuchung zugänglich ist, nur die Tatsache des Todes will sie nicht so recht wahrhaben.

”Schön, dass Sie da sind. Mit der Bahn kommen sie auch in schwierigen Zeiten sicher ans Ziel.” Und so weiter … Seit Monaten zu hören auf und in allen Bahnhöfen der Republik. Man könnte meinen, der ”Große Bruder” aus George Orwell’s Roman spräche zu einem. Subtiler Zwang im Sprechgewand unangenehmer Sanftheit.

Ernst nehmen hat er das Leben nie können. Dass andere Leben und Ernsthaftigkeit so ohne weiteres zusammenbrachten, blieb ihm lebenslang ein Rätsel. Er selbst hätte das Leben am liebsten verspielt, so wie man einen Tag verschläft. Das wäre ihm ernsthaft vorgekommen.

Sagt einer: mir kann nichts mehr passieren. Das Schlimmste ist mir schon passiert. Ich existiere.

Teiresias im Garten. Mit langsamen und behutsamen Bewegungen entfernt er das Herbstlaub von seinem Beet. Die Erde soll atmen können, sagt er, wenn die Erde genug Luft bekommt, fällt auch den Menschen das Atmen leichter.

Meine Mutter war für mich ungefähr so unerreichbar wie ich für sie. Diese Erkenntnis hat etwas Beziehungsrettendes. Wir sind quitt und das seit Jahren schon. Und auch seit Jahren schon fangen wir an, uns immer besser zu verstehen.