Erziehung dient in weit stärkerem Maß der Anpassung als der Widerstandsfähigkeit.

Aus anfangs rein quantitativen Problemen können sich unversehens qualitative entwickeln.

Wir arbeiten so emsig wie blindlings daran, unsere Lebensverhältnisse in Absterbeverhältnisse zu verwandeln. Damit werden wir weder dem Leben gerecht, noch dem Tod, haben weder dem einen, noch dem anderen gegenüber ein tragbares wie tragendes Verhältnis.

Er kommt nicht drum herum, im Alltagsleben zu funktionieren. Auch wenn man ihm das bei seiner zurückgezogenen Lebensweise nicht zutrauen würde, er ist durchaus in der Lage, mit anderen gut zusammenzuarbeiten. Das geht allerdings auf seine Kosten, wovon er die anderen aber nichts merken lässt.

Neulich diskutierte ich mit Teiresias über Kreativität. Da er einem Volk entstammt, das zu seiner Zeit äusserst kreativ war, hielt er mit seiner Meinung nicht hinterm Berg und äusserte sich darüberhinaus sehr zeitaktuell. Menschen, erregte er sich sofort, die allen Ernstes behaupteten, man könnte seinen beruflichen Alltag kreativ gestalten, hätten keinen Begriff von betrieblichen Strukturen, weder von den heute gängigen und noch weniger von den zu seiner Lebenszeit herrschenden. Das im betrieblichen Alltag gern missbräuchlich gebrauchte Wort Gestaltungsspielraum würde ihnen wenig sagen und von Schillers Auslassungen „Über die ästhetische Erziehung des Menschen” hätten sie vermutlich noch nie etwas gehört. Das Berufsleben sei alles andere als kunstaffin, rief er zornig, und Kunst am Arbeitsplatz eine idealistische Floskel, die sich im Berufsalltag noch nie hat durchsetzen und sich vermutlich auch nie wird durchsetzen können. Im Grunde, sagte er, fast unmerklich lächelnd, gehe es um guten Geschmack (angesichts bestehender ästhetischer Defizite), deshalb habe das sogenannte normale Leben, ob beruflich und/oder privat, immer einen schlechten, der auch mit viel Geld nicht zu beseitigen wäre.

Was man anderen zu Liebe tut, kann man nicht sich selbst zu Liebe tun. Nächstenliebe und Selbstliebe divergieren. Sie sind nicht einfach in Deckung zu bringen. Etwas bleibt immer auf der Strecke.