Wer entgrenzt, darf sich über Weite, gar Unendlichkeit nicht beklagen.

Alles, was ein Werden kennt, ist dem Fortschritt unterworfen. So steht auch der Mensch, ein sich Entwickelnder par Exzellenz, im Bann des Fortschritts. Er kann ihn stören, er kann ihn befördern, aber aufhalten kann er ihn nicht. Die eigentliche Frage ist: welche Quelle sein Fortkommen speist.

Auf Bestätigung ist nicht unbedingt Verlass, weder Außen, noch Innen. Darum entziehe dich dieser Form der Selbstbewertung und fühle dich grundsätzlich bestätigt.

Obwohl Teiresias altgriechischer, sehr altgriechischer Abstammung ist, macht er mich (unfreiwilliger Weise?) auf einen kleinen, unscheinbaren Begriff meiner (Mutter)Sprache aufmerksam. Aus seiner Bildecke heraus flüstert er mir zu: eine kleine Weile noch, dann ist das Bild gut.
Weile, welch ein Zauberwort! Halt inne und sieh, jetzt! - Als ob ich bislang nicht immer auf ein aufmerksam-aktives Innehalten als unverzichtbarem Bestandteil künstlerischer Arbeit wie künstlerischer Rezeption bestanden hätte. Nun aber - wie nebenbei - ein darüber hinausgehendes Merkmal kreativer Tätigkeit, ein Geschenk meines antiken Freundes. (Ver)Weilen, die Verheißung eines zartes Versprechens, die Aussicht auf nahende Vollendung. Denn meldet sich nicht im Verweilen, über das Anhaltende des Innehalten’s hinaus, die Intensität vorbildlicher Auseinandersetzung zu Wort? Und hat diese nicht immer das gute Ende im Blick?

Für eine Weile jetzt habe ich nichts zu erreichen, sage ich mir, und schaue genussvoll meiner Hand zu, wie sie den Pinsel in die sorgsam angeriebene Farbe taucht und ihn dann farbvoll über die Malfläche tanzen lässt. Auch Verweilen will geübt sein, sage ich mir, und Übung kommt nie an ein Ende.

Du wirst nicht umhin kommen, manche Lebensweisheit zu ignorieren, sagt Teiresias, zum Beispiel die hier: ”Was das Auge nicht sieht, kann das Herz nicht zum Weinen bringen.”