Kunst als Angelegenheit subjektiven Geschmacks, der sich in seinem Geschmacksempfinden nach und nach ästhetischer Universalität annähert.

Besagte Dame, die mir während der Vernissage gebeichtet hatte, sie fühle sich wie ertappt, wenn sie von Bildern angeschaut würde, verriet mir dann doch noch, wobei sie sich ertappt fühle. Sie flüsterte mir hinter vorgehaltener Hand zu: beim Schauen, sie fühle sich beim Schauen ertappt, einem Schauen, das sie so mit niemand teilen möchte, auch mit dem Beobachteten nicht.

Ein Bild, das in der Lage ist, einen anzuschauen, und das muss nicht unbedingt ein Porträt sein, ist seinem Wesen nach ikonisch.

Einer fragte ihn einmal, warum er überhaupt schreiben würde. Seine Antwort: das sei ein Vorhaben seiner Mutter, das er ausführe, zumindest der Idee nach, denn was er zu Papier brächte, hätte wenig zu tun mit dem, was seine Mutter hätte schreiben wollen, zeitlebens aber nicht geschrieben hat.

Teiresias sagt, die Vorfahren lebten mit. Früher, zu seiner Zeit, wäre dies lebensbestimmend gewesen, Biografie eine Angelegenheit der Ahnen. Heute wäre das nicht mehr so. Die Vorfahren hätten im Leben eines Individuums keinen Platz mehr (was sie aber nicht daran hinderte, sich manchmal Platz zu schaffen).

Man entschließt sich zu einer Biografie in dem Maße, wie man eine hat.

Warum sollte ich etwas zu meinen Bildern erzählen? Was sichtbar ist, habe ich doch längst erzählt.

Das Spannende der Kunstbetrachtung verdankt sich der waghalsigen Interpretation des Betrachteten. Man weiß nicht genau, ob man richtig liegt. Man bewegt sich auf mehr oder weniger trittsicheren Stufen der Möglichkeit.

Dass man dem Leben nicht aus dem Weg gehen kann, sofern man leben will, darüber ist er sein Lebtag nicht hinweggekommen.

Prüfe deine Abhängigkeiten und willige, wo möglich und moralisch vertretbar, in sie ein.

Manch’ einer wischt alle Laster vom Tisch und seine eigene Existenz gleich mit, verrät mir Teiresias als wir die dritte Flasche Rotwein köpfen.

Es scheint sich dann doch zu bewahrheiten, dass man in sogenannten strukturschwachen Gegenden gesünder lebt und darum länger (was nicht unbedingt erstrebenswert sein muss).

Meine Liegenschaft ist unendlicher Natur. Schon immer liegt sie ausgebreitet vor meinen Füßen, ohne dass ich sie je betreten hätte. Nur einen Blick riskiere ich ab und an.

Ich bin, noch und noch, und komme doch ohne die Frage, wer ich bin, nicht aus, nach wie vor. Und sanft antwortet mir Teiresias, der mal wieder in meinen Gedanken gelauscht hat: der alte Mensch, der Mensch der Vorzeit, also seiner Zeit, hätte mit den Göttern gelitten, der heutige Mensch würde an sich leiden.