Der Sommer verabschiedet sich, nicht heimlich, still und leise, sondern mit einem ordentlichen, wenn auch nicht spektakulären Gewitter mitten in der Nacht. Anfangs grollt es von fern, dann werden die Donnersequenzen lauter, ausdrucksstärker, rücken vor, nach und nach näher, ohne besondere Eile, aber mit Nachdruck. Auf dem Höhepunkt der dramatischen Entwicklung, die eigentlich keine ist, weil sie so geordnet vor sich geht, man könnte fast sagen klassisch, ein klassisches Gewitter, ja, setzt sanfter Regen ein. In seinem Klangteppich zieht das Gewitter ab, ebenso rücksichtsvoll, wie es sich entwickelt hat. Ein fast sachlicher Abgang mit einer Nuance Abschiedsschmerz.

An manchen Abenden beschwert sich mein Körper bei mir: Hör’ mir mal gut zu, wendet er sich vorwurfsvoll an mich, ich bin weiß Gott keine Zwanzig mehr.

In Ausstellungen gibt es immer mehr zu sehen als präsentiert wird. Er sucht Ausstellungen genau genommen nur deswegen auf, wegen diesem Mehr. Würde es nichts mehr zu sehen geben, über das hinaus, was gesehen werden soll, würde er keine Ausstellung mehr besuchen.

Eine Ausstellungsbesucherin verrät mir, dass sie es nur schwer ertragen würde, von Bildern angeschaut zu werden. Sie fühle sich dann irgendwie ertappt. Wobei, will sie mir nicht verraten. Ich habe dann nachgezählt in der Werkschau und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass man aus 29 der 32 ausgestellten Bilder heraus angeschaut wird. Man wird wahrscheinlich nicht umhin können, dieses Angeschautwerden persönlich zu nehmen.

Er ist jetzt raus aus dem Betrieb, als Maler (vorübergehend?) nicht mehr existent. Die Bilder an den Wänden drum herum, was gehen sie ihn noch an? Zu schaffen hat er nichts mehr mit ihnen. Innerhalb kurzer Zeit sind sie zu Einrichtungsgegenständen geworden und er zu einem Raumdekorateur. Das Kunstdrama findet daweil woanders statt. Am liebsten würde er alles wieder abhängen.

Liebe lässt sich nicht erzwingen, aber bemühen kann man sich um sie.