Die Taktik verdirbt das Spiel und von Fußball ist die Rede. Dass sich also 20 Spieler unter erheblichen läuferischen Anstrengungen gegenseitig daran hindern, das zu tun, was sie eigentlich vorhaben, nämlich Fußball zu spielen, ist schon bemerkenswert, wenn auch nicht schön anzuschauen. Das Motto lautet, den Spielaufbau des Gegners durch heftiges Anrennen möglichst frühzeitig zu stören, weit vor der eigenen Spielhälfte. Da der Gegner das Gleiche macht, stehen sich die Spieler im Mittelfeld unsanft auf den Füßen herum. Entsprechend oft muss der Schiedsrichter mit seiner Pfeife eingreifen. Flotte Spielzüge in des Gegners Strafraum haben Seltenheitswert, von spannenden Torraumszenen ganz zu schweigen. Warum man als Fußballfan dazu ins Stadion gehen soll, ist schwer zu begreifen. Fast könnte man meinen, die leeren Ränge im Stadion verdankten sich nicht einer Pandemie, sondern dem Überdruss eines bislang zahlenden Publikums, das nicht mehr gewillt ist, Geld auszugeben dafür, Fußballspielern beim erfolgreichen Unterbinden ihrer beruflichen Tätigkeit zuzusehen.

Ist ein Journal eigentlich nur ein Journal, wenn jeder Tag mit einer Aufzeichnung aufwartet, und könnte man diese Frage auch dem Tagebuch stellen?

Bloße Notizen scheinen einer Verpflichtung täglichen Aufschriebs nicht zu unterliegen. Man notiert oder notiert nicht, unabhängig von Tag und Tagesbefindlichkeit.

Das zur Täglichkeit verpflichtete Journal hat etwas Wettkampfmäßiges. Man tritt gegen sich selbst an. Die Wettkampf entscheidende Frage dabei: schafft man es, täglich zu schreiben und das Aufgeschriebene täglich für andere lesbar zu machen, und hat es Bestand vor einem selbst, täglich und darüber hinaus.

Ich könnte auch täglich ein Bild fertigstellen, vorausgesetzt, ich wäre in der Lage, täglich ein Bild fertigzustellen. Schaut her: das Kunstwerk des Tages, würde ich dann sagen, möglicherweise.

Ich gehe (je länger, je mehr) dazu über ins Alltägliche aufzugehen. Dort suche ich das Besondere und finde es mitunter sogar.

Man bildet sich zu viel ein, sagt Teiresias, man sollte mehr ausbilden. Aber vermutlich hängt das eine mit dem anderen untrennbar zusammen.