Und was, wenn der Preis des Fortschritts im Gefolge überbordender Bewegungsfreiheit zu hoch ist? - Eben noch wähnten wir uns auf gerader Strecke zielwärts unterwegs und hätten uns doch nur im Kreis gedreht und wären auf der Stelle getreten wie unter Zwang.

Überhaupt scheint mir das Maß aller Dinge das rechte Maß zu sein (auch im Zusammenhang mit Fortschritt und Beweglichkeit).

Aus lauter Angst vor Alter und Hinfälligkeit rennt er lustlos draußen herum in der Illusion, seinen Körper damit vor Verfall bewahren zu können.

Wie, bitte schön, soll man in Muße spazieren gehen - was auch gesund sein soll - in einer vom Mensch geschaffenen Natur, die mit Muße weitgehend über Kreuz liegt?

Nichts benötigt mehr Distanz und zugleich mehr Nähe als die Liebe.

Man muss es ihm anhaltend bewusst machen, dass es so etwas wie geschenkte Freude gibt. Von allein käme er nicht drauf. Auch wenn man es ihm sagt, er hört den Gesang der Vögel nicht im Halbdämmer des Morgens, den filigranen Schattenwürfen des Sonnenlichts auf der gegenüberliegenden Hauswand spürt er nicht nach und die blumigen Farbtupfen im Garten, die sich selbstlos seiner Netzhaut offenbaren würden, lässt er links liegen. Um das alles schert er sich nicht, hoffnungsloser Fall wie er ist.

Ein schlichtes Gemüt wäre nicht schlecht, fernab von Anspruch und Verstand. Ich säße dann ungeniert am Fenster meines Lebens und blickte hinaus (oder hinein, das wäre egal) ins Leere, ohne mir etwas dabei zu denken.

Heute (und zu allen Zeiten?) scheint Fortschritt der Angst vor dem letzten Schritt geschuldet zu sein, die er zugleich ungewollt generiert.

Nichts steht still im Leben. So trägt Stillstand auch nichts zum Leben bei, außer dass er das Lebensende markiert.

Hat Wahrheit aufgehört ein erstrebenswertes Ziel zu sein, verliert auch Irrtum an Bedeutung. Dann stellt sich Wahrheit von ganz allein ein, wenn überhaupt, ohne Irrtumsverdacht und ohne dass sie als solche benannt werden müsste. Aber was hätte man dann für einen Begriff von ihr?

Eine Wahrheit, die benannt werden kann, ist existentiell. Eine Wahrheit, die gekannt werden kann, aber nicht benannt, ist essentiell.

Technik entfremdet in dem Maß, wie sie dazwischentritt (zwischen Mensch und Mensch, zwischen Mensch und Ding), und versucht doch zugleich in Entwicklung und Anwendung bestehende Entfremdung zu überbrücken.

Wieder ist der Morgen kalt. Im Auge badet besonnte Natur, im Herz staunt der Verstand sich stumm.