Gott ist ein vermenschlichtes und - vorausgesetzt es gäbe ihn - vermenschlichendes Wesen.

Auch wenn sie sich ähnlich sind, können Menschen sehr unterschiedlich sein, so verschieden, dass sie in der Lage sind, ihr Ähnlichsein zu ignorieren.

Muße ist nichts anderes als die freundliche Maske zeitlicher Leere. Dabei verhüllt die glückhafte Verheißung ihres Erscheinungsbildes nur unvollkommen den mit Angst und Panik aufwartenden ”horror vacui”. Wer sich der Muße überlässt, schaut seiner Zeit ins Gesicht und hat es auszuhalten, ohne wenn und aber.

Die Zeit sei nicht leer, meint Teiresias dagegen, der Mensch wäre leer, weil er sich zu viel oder zu wenig Zeit ließe (entweder die Zeit reicht nicht hin oder er vertrödelt sie). Und überhaupt sei der Begriff Leere in Zusammenhang mit Zeit Propaganda der zu philosophischer Maßlosigkeit Neigenden.

Er ist ein begnadeter Selbstmotivator. Noch aus der allerkleinsten Sensation vermag er den Stoff eines Traumes zu weben, in den er sein Tun einpacken kann wie in Geschenkpapier. So macht er sich unaufhörlich sein Dasein zum Geschenk.

Die Unterwelt ist im Grunde genommen eine Nebenwelt (oder besser noch Umwelt), erzählt mir Teiresias, als wir im Baumarkt (neue Blumenmischung!) an der Kasse anstehen. Sie existiert überall um die Lebenden herum (auch hier, gerade jetzt), wovon diese allerdings nichts bemerken und darum die Existenz des Totenreichs unter ihren Füßen vermuten (früher war das zumindest so). Ehrlich gesagt, gibt die Vorstellung eines ausgedehnten, unterirdischen Höhlensystems mit Dämmerlicht mehr her als die Annahme alltäglich gegenwärtiger Schatten der Vergangenheit. Und da eine Kommunikation zwischen Lebenden und Toten normalerweise nicht vorgesehen ist, macht es nichts aus, ob die Verstorbenen nun oberhalb oder unterhalb der Erdoberfläche ihr Dasein fristen. Ich bin da eine Ausnahme, teilt mir Teiresias noch mit, während die neben uns wartenden Kunden mittlerweile irritiert zur Seite blicken, solange ich im Bild bin, bleibe ich dir erhalten, was doch eine sehr beruhigende Vorstellung für dich sein muss.

Wenn er du dich da mal nicht täuschst, denke ich mir, und bekomme prompt Teiresias’ Antwort: ich kann auch gehen, wenn dir das lieber ist.

Auf dem Weg zur Vollendung stellen sich immer wieder Fehler ein. Indem du sie zu vermeiden suchst, kommst du ihr nicht unbedingt näher.