Mag sein, dass die Auffassung, Gott sei ein allumfassendes, allerfüllendes Urprinzip, die ehrlichere ist (sofern überhaupt Göttlichkeit in Frage kommt). Eine personalisierte Gottesvorstellung ist demgegenüber allerdings die sinnlich vollere und kontaktbezogen ansprechendere (man weiß, an wen man sich wendet, so merkwürdig das klingt).

Auch Atheisten können fantasiebegabt sein, obwohl sie sich keinen Gott schaffen.

Teiresias äussert sich in Sachen Göttlichkeit diplomatisch. Götter (und natürlich auch Göttinnen) seien existentiell notwendige Kompositionen menschlicher Einbildungsfähigkeit, die der Mensch, hätte er sie einmal geschaffen, nicht mehr so leicht los würde. Behauptete man etwa, es gäbe keine Götter, was der Wahrheit entspräche, laufe man Gefahr, die religiöse Erfindungsgabe des Menschen zu beleidigen, im Grunde genommen seine Fantasie, die einzige Freiheit, die er im Weltzusammenhang besitzt. Selbstbestimmte und vor allem fantasievolle Menschen würden das ablehnen, mit Recht.

Glaube ist eine persönliche Angelegenheit, solange man nicht an etwas Bestimmtes glaubt.

Ideen und Gefühle kannst du nicht besitzen. Sie kommen und gehen. Du hast sie oder du hast sie nicht.

Auch für ein gedeihliches Miteinander kommt man ohne Fantasie nicht aus. Fantasie also als gesellschaftsbildende Kraft!?

Die Stimme des Kollektivs ist meist wenig gebildet und reichlich fantasiearm.

Man kann auch um der Freiheit willen die Freiheit einbüßen, sagt Teiresias.

Originalität ist nicht nachahmungsfähig, obwohl sie Vorbilder braucht.