Naivität und Gutgläubigkeit befördern Fortschritt an der falschen und behindern Fortschritt (bedauerlicherweise) an der richtigen Stelle.

Er kann nicht anders, als Staat und Gesellschaft augenblicklich und (wenn er es genau bedenkt) überhaupt für ziemlich verrückt zu halten. Leider besitzt diese Verrücktheit so gar nichts Komisches, gar Liebenswertes, wie es mancher Altersverschrobenheit anhaften kann. Gewiss, absurde Zustände gab es immer schon, aber dass sich ein ganzes Staatsgebilde samt der es konstituierenden Bürger einer durch Politik diktierten und einseitig virologisch ausgerichteten Lebensauffassung unterwirft, scheint ihm eine neue Form absurden Theaters zu sein. Er starrt fassungslos auf die einseitigen Informationen von Presse, Funk und Fernsehen, wie auf die hilflosen Äusserungen einer scheinbar diskursunfähigen Politik, und fragt sich, wo der gesunde Menschenverstand geblieben ist. Auf der Strecke vermutlich.

Manchmal erinnert sich Teiresias an seine berufliche Karriere als oberster Weissager der Nation zurück. Da fallen dann Sätze wie: ”Kaum hatte man ein wahres Wort gesprochen, schon war einer da, der einem dieses Wort im Munde umdrehte. Überhaupt: wer die Wahrheit sagt, ist im gelinden Fall weltfremd oder etwas schrullig, im bösartigen ein Verschwörungstheoretiker.

Wahrheit ist meist das, wofür man sie hält, ob empirisch begründet oder nicht.

Man könnte meinen, dass in diesem Leben (außer ein paar Kaffeefahrten und die sind momentan ja auch nicht drin) nichts mehr drin ist für einen. Aber vermutlich täuscht man sich. Vermutlich hat man nur den Blick verloren für das, was drin ist. Oder man hat nicht gelernt, ein Leben zu leben, in dem nichts drin ist, absolut nichts. Vielleicht sollte man anfangen damit, ein rein stoffwechselndes Wesen zu sein, so, wie der Regenwurm etwa. Alle Macht der Verdauung!

Wessen Licht reichte schon aus, um ein ganzes Leben zu erhellen, murmelt Teiresias, während er vereinzelte Schneeflocken zählt. Er zähle immer nur bis Hundert, dann fange er von vorn an. So vergehe ein Tag im Nu.

Als ich jung war, musste ich erkennen, dass die Welt (auch) schlecht ist. Heute weiß ich es und freue mich umso mehr, wenn mich ab und an jemand vom Gegenteil überzeugt.

Zum Beispiel huscht ein Eichhörnchen mit emsiger Eleganz den verschneiten Dachfirst am gegenüberliegenden Haus entlang.

Nehme mir vor, Zeit wieder mehr über Sinneseindrücke zu definieren. Also weg vom Taktgeber Uhr, hin zur Rhythmik natürlicher Zeitabläufe als Grundlage eigener Seinserfahrung in und mit Zeit. Vielleicht verliert in Folge zu füllende Zeit gegenüber sich erfüllender an Brisanz.

Noch einige Minuten im morgendlichen Zwielicht.