Langeweile kann unterschiedliche Gesichter haben. Ich kenne zwei, ein Vorübergehendes und ein Anhaltendes. Ersteres hat für mich fast etwas Erholsames, eine Ruhepause im Anschluss an eine intensive Arbeitsphase, kurze Zäsur, Atemholen. Intervall, das sich mit Kraft füllt, für den nächsten Schub, für Neues.
Ganz anders das Gesicht anhaltender Langeweile. Es kommt ungefragt und ungebeten. Es will bleiben. Es pocht geradezu auf Bleiberecht. Hier bin ich und nichts anderes (mehr), scheint es zu sagen und dehnt seine imaginären Worte unerbittlich in die Länge, solange, bis ich ihm meine ganze Aufmerksamkeit zuwende. Das fürchte ich, diesen Moment umfassender Konfrontation, der mich hineinziehen will in dieses Antlitz gähnender Leere, mich einschwärzen bis zum eigenen Gesichtsverlust, ausweglos aussichtslos, ohne Anhaltspunkt, ohne Greifbarkeit. Dieses Gesicht will wahrgenommen werden, so scharf in den Blick gestellt wie sonst nichts. Ich erkenne unschwer seine Verwandtschaft mit Melancholie und Depression. Ein probates Mittel, mich ihm zu entziehen, einen bewahrenden Schutz, habe ich nicht, nur die Erfahrung, dass es irgendwann ablässt von mir, von ganz allein, ohne mein Zutun.

Ich stehe nicht gerne an. Ich warte überhaupt ungern, erst recht in einer Schlange. Da hilft mir auch nicht, dass neuerdings - aus verständlichem Grund - der Abstand zwischen den Anstehenden auf 1,5 bis 2 Meter gewachsen ist. Schlange ist Schlange, ob kurz oder lang.

Die Wahrheit eines Lebens umfasst nicht die Summe seiner Ereignisse, sondern ist gemeißelt aus der Qualität seiner Erfahrungen.

Je älter ich werde, desto banaler erscheint mir vieles (mich selbst eingeschlossen). Noch experimentiere ich, wie ich mir jugendliche Unbekümmertheit erhalten kann, mit aufwallender Entdecker- und Lebensfreude Tiefsinniges im Banalen zu erleben.

Wenn der Blick sich trübt, heißt es, die Augen frei zu halten und für gute Lichtverhältnisse zu sorgen.

Was ich (mit zunehmenden Jahren) auch noch lernen kann: mich auf charmante Art und Weise lächerlich zu machen.

Die randstädtischen Wohnbezirke sind die Problemzonen moderner Städteplanung. Sie können ihre Verwandtschaft zu den Arme-Leute-Wohnquartieren sowohl kapitalistischer wie kommunistischer Prägung nicht verhehlen, auch wenn sie auf viel höherem Niveau verwirklicht sind.