Nicht nur, dass zu viele Köche den Brei verderben, nein, das Zuviel an sich bringt den Schaden.

Nie waren Alte so fit wie heute. Manchmal kann er sich damit abfinden, ein anderes Mal stößt es ihn ab. Er negiert sein Alter nicht, auch wenn er dem Abnutzungsprozess seines Körpers nicht tatenlos zusieht. Vorbei die Zeit, da Alte sich zurückzogen, fern des Weltgetriebes ihrem Ende entgegen lebten, des Lebens müde und ihrer Müdigkeit einverständig. Heute sind sie überall mit von der Partie, solange es nur irgend geht. Die Bühne der Öffentlichkeit wird zunehmend ihre, aber damit das Schauspiel des Lebens nicht zur Tragödie, sondern zum Possenspiel. Weh’ der Gesellschaft, in der sie, die Alten, die Mehrheit stellen! Er möchte nicht in ihr leben und freut sich über die Jungen, einfach weil sie da sind, ausgelassen und frisch und ohne Vorbehalte. Einen Tod zur rechten Zeit, das wünscht er sich, und etwas Altersweisheit zuvor, die ihn bewahrt.

”Früher starb man, bevor man alt wurde”, meint Teiresias zu mir. ”Wir hatten nie Probleme mit dem Alter, aus dem einfachen Grund, weil wir es - bis auf wenige Ausnahmen - nicht erlebten. Du - und er mustert mich eindringlich, als ob die ganze Kostbarkeit des Lebens sich in seinem Blick konzentrieren würde - wärst zu meiner Zeit vermutlich längst nicht mehr am Leben”.

Ölfarbe trocknet verhältnismäßig langsam. Sollte ich also je dazu übergehen mit Ölfarbe zu arbeiten, werde ich meine Arbeitsweise dahingehend anpassen müssen.

Teiresias, dem ich enthusiastisch von meinen Rezeptionserlebnissen mit Gemälden alter Meister erzähle, meint, dass ich immer und vieles von den Alten lernen könne, und nicht nur im Bereich der Malerei, aber dass ich es immer modifizierend für mich aktualisieren müsse im Sinne meiner Zeit und meines Orts. Das klingt so überzeugend wie leichter gesagt als getan, denke ich mir, und höre ihn gedankenlesend antworten: ”Wer hat gesagt, dass das leicht fällt”.

Ein großes Problem im Umgang mit Vorbildern sind die Nachbilder.

Auch und vor allem der sprühende Geist bedarf eines soliden Haushalts.

Die letzte Stunde im Museum ist die schönste. Die Säle leeren sich. Die Bilder atmen auf und ich mit ihnen. Vor allem diese letzte Stunde, die meine ist, und die der Bilder.