Manche Tage verweigern ihre Zustimmung. Unmöglich dann, Gedanken für so besonders zu halten, dass sie aufgeschrieben werden müssen. Nicht eigentlich die Tage sind es, sondern ein unbestimmtes, gleichwohl deutlich fühlbares Erleben, das sie unnachsichtig antragen: im Grunde genommen Zweifel an Substanz und Essenz.

Einen Kunstband durchblätternd, den er vor sich auf den Knien aufgeschlagen hat (wenn ich richtig sehe, handelt es sich um altniederländische Malerei), murmelt Teiresias: ”Die einseitige Orientierung auf Nutzen trübt den Blick für die Schönheit. Besser, man verwandelt das Nützliche in Schönheit und erkennt im Schönen das Nutzbare, wobei das Wort Nutz in diesem Zusammenhang eigentlich gar nicht passt”.

Kann ich nichts Rechtes zu Weg bringen, mache ich mich erst recht auf den Weg. So trotze ich mir Ergebnisse ab, nach und nach.

Als leidenschaftlicher Verlierer stürzt er sich in jedes Ereignis, das ihm einigermaßen glaubhaft in Aussicht stellt, den Kürzeren zu ziehen.

Teiresias ist ein Freund des holzkohlebefeuerten Gartengrills. Das erinnere ihn an früher. Sie hätten zu seiner Zeit alle Speisen über offenem Feuer gegart, in irdenen Gefäßen, auf Steinen, aber auch auf Eisenrosten. Fleisch habe verhältnismäßig oft auf dem Speisezettel gestanden. Als wahrsagendes Mitglied des höheren Tempeldienstes hätte er vom Fleisch der Opfertiere, meist Schafe und Hühner, sein Gutteil abbekommen. Mangel an tierischem Eiweiß hätte er nicht gelitten. Seit ich das weiß, nehme ich Teiresias regelmäßig zum örtlichen Metzger mit, wo er sich (und mir) mit Kennermiene Lammfleisch aussuchen darf. Dabei bevorzugt er nicht etwa Filets, sondern mit Fett durchsetzte Stücke aus Hüfte und Hals. Die brieten nicht so schnell trocken, meint er.

Jeder Tag eine beflissene Aufforderung, zu lernen, wie man zu sein hat, statt zu sein, wie man ist. ”Das Leben ist nicht dazu da, dass man ist, wie man ist”, höre ich die Stimme Teiresias’, die auf meinen Gedanken Bezug nimmt, ”das darf man anderen nicht zumuten”.

In Schöpfungsfragen gibt es keine Ratgeber, nur Ratsuchende, die es mitunter auf ihrer Suche vorbildlich weit gebracht haben.

Jede Bestandsaufnahme, die diesen Namen verdient, wird zu dem gleichen Schluss kommen, dass im Leben nichts von Bestand ist, sagt Teiresias.