Unmittelbar Verantwortung zu übernehmen für das eigene Tun, könnte eine Lösung sein für die Misere von Mensch und Welt. Aber vermutlich - da der Mensch ein irrender ist - hat auch diese Lösung Schwächen.

Eindrücklich bedrückend der Eindruck, mich zu wiederholen in Wort und Bild, und was weiß ich. Schwer zu sagen, ob Daseinsmüdigkeit der Erkenntnis des Selbstplagiats folgt oder vorausgeht.
”Solchen Zeiten kannst du dich nicht entziehen”, meint Teiresias, ”in einem gewissen Ausmaß gehören diese Selbstzweifel und Sinnlosigkeitsphasen zum Leben dazu, erst recht zu einem künstlerischen. Du musst dir das so vorstellen”, und er zwinkert mir schalkhaft zu, was meine selbstgrüblerische Stimmung gleich ein wenig hebt: ”Alles ist eine Sache der Verdauung, und du hast im Moment nichts anderes als Verdauungsbeschwerden (seelischer Art). Natürlich gibt es auch Unverdauliches, das du am besten gar nicht zu dir nehmen, oder von dem du dich, wenn du es bereits zu dir genommen hast, so schnell wie möglich wieder trennen solltest. Niemand sagt, dass du alles schlucken musst. Und ab und an zeigt auch Enthaltsamkeit eine gute Wirkung”.

Wie er sich im Kreis dreht und mit lächerlichem, völlig überzogenem Selbstgefühl die Brosamen seines spärlichen Denkens aufpickt und für große Entdeckungen hält.

Teiresias hinter der Zeitung (die Götter belauschend): Wofür sollte dem Mensch Freiheit gewährt werden, wenn er doch keinerlei Bindungen mehr unterliegt, und schon gar nicht an uns. Man wird den Umgang mit ihm ändern müssen und ihn, statt ihn der Freiheit zuzuführen, binden.

Wer vornehmlich dem Beginnen zugewandt ist, hat es schwer mit dem Fortschritt. Ihm ist, als ob der erste Schritt schon alles ist (und alles weitere aus nichts anderem besteht als ersten Schritten).

Teiresias zum Beispiel beginnt die Gartenarbeit zu entdecken. Das betrifft nicht nur das Mähen des Rasens. Klammheimlich nimmt er den Schlüssel zum Gartenhaus an sich, schnappt sich die Hacke, um ein kleines, randständiges und etwas vernachlässigtes Areal des Gartens vom Wildwuchs zu befreien. Damit nicht genug, sät er in die sorgfältig aufgelockerte Erde den verheißungsvollen Samen einer Blumenmischung (für karge Böden) ein, die er sich im Baumarkt besorgt hat. Er bedeckt die Körnchen vorsichtig mit etwas Komposterde und wässert sein kleines Gartenstück mit Hingabe, will sagen ausdauernd, das heißt: viel zu lang. Denn er bedient sich nicht der Regentonne, sondern der Wasserleitung und des Gartenschlauchs mit seinem Multifunktionskopf, dessen verschiedene Einstellungen (die niemand braucht) seine Neugier wecken. Das Nässen der Aussaat tritt dabei völlig in den Hintergrund. Nun steht er mindestens einmal am Tag versonnen vor seinem Blumenbeet und sieht den Blumen beim Wachsen zu. Es geht ihm viel zu langsam. Er könne es gar nicht erwarten, bis die ersten Blüten sich zeigen, verrät er mir.

Kreative Lösungen benötigen Zeit. Nichtsdestotrotz entscheidet nicht der Umfang an Zeit über ihre Qualität, sondern die Intensität des Entstehungsgeschehens in der Zeit.