Was das rechte Leben wäre, gibt sich nur augenblicksweise zu erkennen. Es gilt Momente zu dehnen (um sich und die Welt zu retten).

Was man beschreiben kann, führt auch zu Erkenntnis.

Gott als transzendente Instanz, die gern ins Spiel kommt, wenn der Mensch nicht mehr weiter weiß.

Eine Zeit lang fuhr er Taxi, in jungen Jahren, parallel zum Studium, das er sich damit finanzieren half. Freitag- und Samstagnacht, das waren seine Schichten, zwölf Stunden hinterm Steuer, was nicht erlaubt war, aber die Regel, stressig und lukrativ. Die Stoßzeiten nach Mitternacht! Er hätte an zehn Orten gleichzeitig sein müssen, wäre es nach der Chefin gegangen. Die überbordende Nachfrage setzte ihrer Stimme zu. Erst stieg sie leicht an, dann überschlug sie sich und am Ende fragte sie fast resignierend in den Funk, ob denn nicht noch jemand frei wäre. Frei aber war niemand. Alle fuhren in ihren Limousinen wie die Teufel, auch er. Die Kundschaft musste dennoch warten.
Die Rolle des seriösen Taxichauffeurs ließ sich nachts nur schwer aufrecht erhalten. Vor Mitternacht eher als danach. Je mehr die Nacht voranschritt, desto stärker hatte er das Gefühl, zu einem schmierigen Kleinganoven zu mutieren. Die Fahrgäste ließen sich zunehmend gehen, milieubedingt und meist stark alkoholisiert. Die Anstandsregeln fielen schleichend über Bord und seine Berufsehre mit. Am schlimmsten die frühen Morgenstunden. Wer zu dieser Zeit ein Taxi benötigte, war entweder völlig versumpft, was noch anging, betrunken oder kriminell, was heikel werden konnte. Aber Geld war zu verdienen. Und er verdiente. Deswegen fuhr er ja Taxi, nur deshalb. Man gab gutes Trinkgeld. War man betrunken, vielleicht aus Scham, Kriminelle aus kaltblütiger, manchmal kumpelhafter Generosität. Manchen Suffkopf haute er übers Ohr. Auch die ein oder andere Schwarzfahrt lag drin. Seinen Schnitt musste er machen. Am Ende seiner Schicht vibrierte er immer wie der Motor seines Autos, komplett getaktet. Das hielt an übers Abrechnen hinaus, bis er zu Hause unter der Dusche stand. Duschen musste er immer, hinterher. Er fühlte sich beschmutzt, nicht nur äußerlich, als hätte er sich prostituiert.

Die Gefahr sich zu überheben, ist im Zusammenhang mit Göttlichkeiten menschengemäß.

Gebete können sehr poetisch sein, wie Dichtungen sehr inbrünstig.

TAT TVAM ASI. Wie Nicólas Gómez Dávila mich in einem kleinen Notat sinngemäß beschreibt: als Atheist dumm (obwohl scharfsinnig) und gläubig (wenn auch an die vermeintlich falsche Sache glaubend) ohne Demut und Geduld. Ich bin mir dessen bewusst, plädiere aber nichtsdestotrotz für Erfahrungsfreiheit (möglicherweise gottgewollte), meine eigene, die mir niemand ausreden oder weg diskutieren kann. Aktuell zum Beispiel: atheistisch nihilistisch metaphysisch zuständlich inständlich, ohne Worte und manchmal mit bissigem Humor.

Dass du zweifeln kannst, lässt dich an allem festhalten. So kommt dir die Welt näher als dir lieb sein kann. Wo du Abstand herzustellen suchst, findest du unvermutet Nähe.

Das meiste im Leben wird geglaubt. Warum nicht auch Gott?