Ein kahler Platz, berandet von öden Wohngebäuden. Vor einem der umstehenden Häuser (schwer zu sagen, was es beherbergt, vielleicht steht es auch leer), in einer Aussparung der Fassade, die wahrscheinlich einst ein Durchlass, ein Tor zum Innenhof war, ein Gestell auf vier Rädern. Vielleicht das Unterteil eines aus der Mode gekommenen Kinderwagens. Auch ein Gepäckwagen, wie sie auf Bahnhöfen ab und an noch zu sehen sind, wäre möglich. Darauf, nicht ohne Plan, vielfach Übereinandergetürmtes. Plastiktüten sind zu erkennen, der ein oder andere ramponierte Karton. Alles ist mit Gummis festgezurrt, wie man sie von Fahrrädern kennt und Einmachgläsern. Ganz obenauf gepackt, fast mannshoch schon, eine schmierige, zusammengerollte Matratze, aus der schmuddeliges Bettzeug lugt. Die Habe eines Obdachlosen, der Befund. Letztes Gut (weil mehr nicht mitzuführen ist auf so einem Gestell), verlassen, zurückgelassen, als ob der Eigentümer für immer weggegangen wäre. Sein letzter Wille?

Kunstwerke spiegeln, wenn auch nicht vollkommen, die Biografie ihres Schöpfers, darüber hinaus irgendwie auch die geschichtliche Situation zur Zeit ihrer Entstehung. Doch je weiter man zurückschaut, desto weniger gelingt es, diesen Zusammenhang herzustellen, obwohl er existiert. Mehr und mehr biografische und auch allgemein geschichtliche Details gehen verloren. Schöpfer und Schöpfertum verschwinden hinter ihrer Schöpfung. Bis man ganz an den Anfang gelangt, sich bei einem Schöpfergott wiederfindet, von dem man überhaupt nichts weiß, außer der (offensichtlichen) Annahme, dass es ihn geben müsste.

Einseitig lineares, rein kausales Denken als Grundlage wissenschaftlicher Welt- und Lebenserkenntnis stößt heute nicht nur an seine Grenzen, sondern mutiert im stolzen Besitz eigenen Wissens zu einer fast pathologischen Anschauungsweise, die Welt und Leben zu gefährden und zu zerstören beginnt. Was einstmals segensreiche Errungenschaft darstellte, verkehrt sich ins glatte Gegenteil.

Am meisten von der Kunst profitiert derjenige (Mensch), der sie macht. Außenstehende müssten ihr Rezeptionsgeschick schultern, indem sie sich auf künstlerische Pfade bequemen, um in ähnlicher, wiewohl nicht gleicher, Weise zu profitieren. Geld spielt dabei keine Rolle.

Mitmenschlich betrachtet geht es um intuitives Erfassen im Spiegel individuellen Handelns.

Wer sich nicht als völlig von seiner Umgebung losgelöstes Wesen versteht (ein Zustand, den man sich eigentlich kaum vorstellen kann oder will), hat Verantwortung. Menschen sind sich gegenseitig verantwortet, im Kleinen wie im Großen.