Gutgläubigkeit. Beim Kind ist sie verständlich, im Erwachsenenalter wenig schmeichelhaft (selbst wenn sie manchmal charmant erscheint). Übertroffen wird sie von der Wissensferne sehenden Auges: man könnte wissen, aber man will nicht (warum auch immer).

Der Müßiggänger läuft Gefahr, sich über Gebühr mit sich selbst zu beschäftigen. Die gern zitierte Muße kann auch in eine Sackgasse führen, dann nämlich, wenn sie sich fern hält.

Mein Leben kommt mir leer und sinnlos vor (überhaupt in Frage gestellt), gewinne ich ihm nicht immer wieder etwas Neues ab, und sei die Entdeckung noch so klein.

Gute Bücher dienen nicht dem Zeitvertreib, sie decken die Beschränktheit des eigenen Horizonts auf.

Teiresias meint, vom guten Leben wüssten wir nichts. Das wäre auch nicht weiter verwunderlich, da es so etwas wie ein gutes Leben gar nicht gäbe. Nur Ansätze dazu, vergebliche Bemühungen, Versuche, es irgendwie festzusetzen im eigenen Dasein als ein höchstes Erstrebenswertes, ausbruchssicher und - bitte schön - immer zur Stelle. Doch würden all diese Versuche von ebendiesem Dasein zunichte gemacht. Es ist, als ob sich das Dasein zur Wehr setzte, ein gutes zu sein. Weit fehle auch der, der, ausgehend von der Schlechtigkeit des Lebens, auf ein gutes Leben schließe.

Später, während er sich draußen die Füße vertritt, höre ich Teiresias murmeln: ”Das gute Leben ist auf alle Fälle nichts Bestimmtes. Deshalb ist es auch so schwer zu bestimmen”.

Immer ist das Niedere die (manchmal schwer zu diagnostizierende) Begleiterscheinung des Höheren, sagt Teiresias (und sagen andere auch, sagt Teiresias).

Ich muss angefangen haben, bevor mich die Gestaltungslust packt. Der erste Schritt ist wesentlich, der erste Pinselstrich, der erste Satz.

Künstlernaturen bedürfen der Pflege, der Selbstpflege, wie der Pflege durch andere. Dass die Menschen ihrer unmittelbaren Umgebung ebenfalls Bedürfnisse haben (vielleicht sogar kreative), die gepflegt werden wollen, ordnen sie selbstverständlich ihrem eigenen Kreativbedürfnis unter.

Den Dingen gründlich auf den Grund zu gehen, führt manchmal dazu, dass man den Grund, ihnen auf den Grund gehen zu wollen, aus den Augen verliert.

Im Grunde genommen, verrät mir Teiresias, ist der Mensch, wenn er glücklich ist, grundlos glücklich. Glück ist ein Geschenk.

Übrigens, sagt Teiresias, ”nicht weil du dich von anderen auf Grund irgendwelcher Eigenschaften (und seien sie noch so hervorragend) unterscheidest, bist du ein Individuum”, und fügt an, ”um ein solches zu sein, bedarf es des Aufgehobenseins”.

Manchmal denke ich, dass Teiresias meine Gedanken lesen kann. Denn als ich neulich dachte, dass er doch ein wenig verrückt sei, ein geistreicher Spinner halt, erwiderte er wie aus der Pistole geschossen: das hätten andere auch schon gedacht, sehr zu ihrem Leidwesen.