Vor kurzem saß ich im Atelier, eigentlich um Musik zu hören, als mein Blick auf die umstehenden, noch unfertigen Flächen fiel. Ich schaute ohne spezielle Absicht, war eigentlich bei der Musik, aber eben nicht ganz, sondern ein klein wenig auch bei den Bildern um mich herum, und unversehens stellten sich Ideen ein, die mir im Hinblick auf die gestalterische Weiterarbeit verlockend erschienen. Zwar handelte es sich um Gestaltungsimpulse, die ihre bildnerische Bedeutung erst noch unter Beweis stellen mussten. Aber da sie sich ungefragt (wieder einmal wie zufällig) eingestellt hatten, hielt ich sie für Wert, aufgegriffen zu werden.

Bücher, die meinem Geschmack entsprechen, kann ich durchaus öfter lesen. Das spricht für sie.

Teiresias hat keine Probleme mit Fremdsprachen. Mit wem er auch spricht, er besitzt die Fähigkeit, in der Sprache seines Gegenüber zu kommunizieren. Ich muss gestehen, dass ich ihn darum beneide. Allerdings kam sein vorbabylonisches Sprachtalent erst posthum zum Vorschein. Zu Lebzeiten bediente er sich ausschließlich seiner Muttersprache, vermutlich thebanisch eingefärbtes Uraltgriechisch (ich muss ihn mal fragen).

Frauen findet Teiresias hinreißend, schon immer. Der spezifischen Ausstrahlung des weiblichen Wesens kann er sich nicht entziehen. Und er fügt noch an, dass das Bild der Frau, das sein Zeitalter in Kunst und Literatur prägte, das schönste sei, das es je gegeben habe, trotz Rubens. Wo er Recht hat, hat er Recht.

Manchmal ist Zynismus die einzige Möglichkeit, einen Missstand zu diagnostizieren. Therapeutische Interventionen wird man allerdings nicht erwarten dürfen.

Es gibt keine Wahrheit, die immer und zu jeder Zeit Wahrheit bleiben könnte. Deshalb streben wir nach Wahrheit und können nichts Besseres tun, als unser Leben diesem Streben zu widmen.

Ähnlich der ”Banalität des Bösen” (Hannah Arendt) liegen Ignoranz und Niedertracht des Menschen in einer ästhetisch-ethischen Herzschwäche begründet.

Aus seiner Bildecke ruft mir Teiresias zu, ich solle jetzt aufhören mit Sinnieren und endlich damit anfangen, mir ein Bild zu machen (und ihm auch).