Auf dem Sofa nimmt er nicht mehr Platz. Seit dem Zwischenfall hat er dort nicht mehr gesessen. Zuviel blanke Erinnerung. Auch der gegenüber befindliche Fernseher bleibt unbenützt. Er müsste sich dafür auf das Sofa setzen. Dass man es entfernen könnte und durch ein Neues ersetzen, ist ihm klar. Aber dazu fehlt ihm der Wille und auch das Geld. So wird es frei bleiben, für wen auch immer. Für ihn jedenfalls nicht. Immerhin hat sie gern darauf gesessen.

Schauspieler sein. Die Rollen wechseln frei Haus. Und keiner dächte sich etwas dabei. Nur im Privaten, wenn es da jemanden gäbe, der wüsste vielleicht nicht immer genau, wen er da vor sich hat. Aber weiß man das sonst?

Das Maskenspiel ist nur scheinbar ehrlicher. Man weiß zwar (selbst wenn man das nicht wissen will), dass hinter der Maske noch jemand anderes steckt. Aber weiß man, ob man da nicht auf eine neue Maske stößt?

Ich komme nicht über mich hinweg. Das ist so dürftig wie bedauerlich.

Jede Beziehung lebt mit und durch die Äußerungsformen, die man ihr zutraut und zumutet. Zuneigung sucht sich Ausdrucksgebärden, Abneigung auch.

”Wenn ein Leben aussichtslos wird, hat es den Blick fürs Umgebende und Überragende verloren”, sagt Teiresias unvermittelt. Übrig bliebe der Selbstblick, der die Aussichtslosigkeit nur noch aussichtsloser macht.

Man nehme sich selbst aufs Korn. Eine bessere Art nichts zu sehen gibt es nicht.

Gott bewahre mich vor einem Leben, das nur noch damit beschäftigt ist, das Leben zu bewahren. Bei Nicolas Gomez Dávila heißt das so: ”Die Alten lieben das Leben, weil Leben das einzige Gut ist, das ihnen das Leben noch nicht entrissen hat” (Nicolas Gómez Dávila, ”Notas”, Matthes & Seitz Berlin, S. 170)

Der alte Mensch weiß nichts besser, er weiß auch nicht unbedingt mehr, aber er weiß um die Vergeblichkeit.

Die Kunst des Alters ist Vergeblichkeitskunst. Dass es im Vergeblichen ein Trotzdem gibt, lässt sie so einzigartig sein.

Manch einer, der mit 32 Jahren stirbt, ist mit 30 bereits alt gewesen, höre ich Teiresias murmeln.

Ein verlässliches Heilmittel gegen Überdruss habe ich bislang nicht entdeckt. Wenn er mich in die Mange nimmt, hoffe ich immer auf Besserung. Das ist alles.

Wer sich abfindet, muss auf nichts mehr warten.