Schenkte man dem öffentlichen Diskurs Glauben, könnte man meinen, man begäbe sich in Lebensgefahr, wenn man sich der Natur aussetzte, der eigenen wie der umgebenden. Ständig drohte Ansteckung, Innen mit Angst, Außen durch Erreger.

”Kannst du dir vorstellen, was das heißt: Weissagen?”, blickt mich Teiresias fragend beim Frühstück an (zu einer Zeit also, da ich eigentlich noch wenig gesprächig bin), ”wo die an höherer Stelle doch wissen müssten, dass man die Wahrheit nur sich selbst zumuten sollte, was schwer genug sei, nicht den anderen.”

Die reine Wahrheit ist meist untragbar, darum schwer erträglich. Wer auf uneingeschränkte Wahrheit pocht, ist vielleicht im Recht, aber herzlos.

Die Wirklichkeit ist immer wahr, sagt Teiresias, unabhängig davon, ob sie jemand registriert oder gar der Ansicht ist, Wirklichkeit, und damit Wahrheit, entstehe erst durchs Hinschauen.

Andererseits, Wahrheit will wirklich angeschaut sein, vor allem die im eigenen Innern. Lässt man sie links liegen (ich entschuldige mich bei allen Linkshändern, ich bin selbst einer), kann sie sehr unangenehm werden.

Das neueste Bulletin der Expertenkommission zum Wohle der Menschheit stellt unter anderem fest, dass der Mensch der größte Schadenstifter auf Erden ist, und dass durch ihn verursachte Schadensfälle (an höherer Stelle) kaum mehr zu bearbeiten, geschweige denn zu reparieren sind.

Teiresias meint, Zurückhaltung wäre angebracht, auch angesichts eines bevorstehenden Weltuntergangs. Ob man nun überweltlich oder unterweltlich lebte, wäre letztendlich egal.

Was man nicht aufhalten kann, dem sollte man sich auch nicht in den Weg stellen. Der Mensch ist nicht aufzuhalten.

Eine niederschmetternde Erkenntnis im Leben, dass die Mehrheit immer Recht hat, dass also, wenn sie behauptet, aus dem oder der wird nichts, dass dann aus der oder dem auch nichts wird. Die self-fulfilling prophecy ist eine Angelegenheit der anderen und kommt von den anderen.

Achte vor allem darauf, was dir verschwiegen wird.

Der Mensch und seine Neigung, besondere Leistungen des Mitmenschen klein zu machen oder zu überschweigen, und das mit ausgesuchter Höflichkeit.

Ich schreibe auf, was mir einfällt, auch wenn’s mir nicht gefällt (was mir zugegebenermaßen nicht gefällt).