Das Denkvermögen kann mehr als eine rein materielle Auffassung es zulassen würde. Schon diese selbst kommt ja ausschließlich im Zuge eines wissenschaftlichen Denkens zustande (hirnphysiologische Zusammenhänge können sich nun mal nicht selbst erklären).

Ich liebe es, wenn meine Stimme sich in mir regt und ich noch gar nicht festhalten kann, was sie mir zu Gehör bringt, sie aber schon alles zu wissen scheint.

Das Gebäude muss einmal alt gewesen sein, stand es doch inmitten von Häusern, die sich im Gegensatz zu ihm ihr Alter bewahrt hatten. Ein etwas morbider Charme, der sich einzig und allein der Zurückhaltung verdankt, Gebrauchsspuren, wie sie die Zeit hinterlässt, zu tilgen. Besagtes Gebäude, das ich auf Empfehlung von Bekannten aufsuchte, um mir darin eine Atelierwohnung anzusehen, hatte diesen Charme zwangsläufig eingebüßt. Eigentlich erkannte ich schon von weitem, dass die Wohnung, die mir hier würde angeboten werden, unmöglich etwas für mich sein konnte. Ein unangenehmes Gelb drang auf mich ein, cremig, wie ein Klecks überrahmter Butter, den ein achtloser Koch zwischen die Naturfarben der umliegenden Steinbauten hatte fallen lassen. Abschließende Glasur als Resultat einer wärmedämmenden Fassadenbearbeitung. Die ursprünglichen Fenster des Hauses waren dabei ausgewechselt, einige Durchlässe wahrscheinlich sogar zugemauert worden. Entsprechend entleert ödeten mich die sauber verputzten Wände an. Von einer lebendigen Fassadengliederung, die ästhetisch sinnvoll gesetzte Fenster in der Lage sind zu schaffen, keine Spur. Nun braun gerahmte Löcher, kunststoffgefasste Lichtschleusen mit Dreifach-Isolier-Verglasung, die sich in teilnahmsloser Fehlstellung irgendwie über die Fassaden verteilten. Das Innere des Hauses entsprach seinem äußeren Erscheinungsbild. Auch hier hatte ein naiver oder einfach nur geschmackloser Sanierungswille dominiert. Es wäre zu viel der Aufmerksamkeit, ins Detail gehen zu wollen. Immerhin, das Treppenhaus schien noch original. Stufen und Handläufe aus gedunkeltem Holz, die sicher zahllose Reinigungen und Polituren über sich hatten ergehen lassen. Sie wenigstens gaben noch Lebenszeichen von sich. Welch eine liebenswerte Opposition zum Restzustand des Hauses.

Kunsttätigkeit ist nicht nur Produktion von Kunst, sondern Lebensinhalt, der das Leben zum Innehalten zwingt und so inhaltsreich werden lässt. Man gibt Leben auf in dem Maße wie man Leben gewinnt.