Auf Freiheit der Gedanken zu pochen, auf Meinungsvielfalt, aber nicht danach zu handeln …

Grundsätzlich vertraue ich den Mitmenschen, auch wenn ich ihnen so manches zutraue, was mein Vertrauen durchaus erschüttern könnte. Mir selbst traue ich nicht so viel zu. Das lässt mich - zumindest was meine Person betrifft - vertrauensvoll in die Zukunft blicken.

Intellektuelle können sich kraft ihres Denkens zu Themen äußern, von denen sie ausbildungstechnisch eigentlich nichts verstehen. Das kann man kritisch, aber auch als Anregung betrachten.

In den meisten Lebensbelangen sind wir fachfremd.

Er verlässt seine Wohnung nicht mehr. Was er zum Leben braucht, lässt er sich liefern. Die Artikel müssen vor seiner Wohnungstür abgestellt werden. Von dort holt er sie hinein, nicht ohne sie vorher sorgfältig desinfiziert zu haben. In seiner Wohnung riecht es abgestanden. Er traut sich schon lange nicht mehr die Fenster zu öffnen, um zu lüften. In der Küche türmt sich der Abfall. Er müsste ihn nach draußen schaffen, aber dazu müsste
er vor die Haustür gehen. Vielleicht schmeißt er ihn morgen zum Fenster hinaus, wenn er sich traut eines zu öffnen. Das weiß er heute noch nicht.

In der Kneipe erzählt mir einer, er kenne die Familie seiner Frau besser als seine eigene. Von seinen Geschwistern hätte er schon lang nichts mehr gehört. Sie interessierten ihn eigentlich auch nicht. Er wüsste nicht einmal, wo sie lebten, wenn sie überhaupt noch am Leben wären. Wann und wo er sie zum letzten Mal gesehen hätte, könne er sich nicht mehr erinnern. An seine Mutter, auch an eine Großmutter mütterlicherseits, erinnerte er sich noch, an den Vater nicht. Das er darunter leiden würde, verneint er. Seit kurzem aber erschienen ihm nachts Menschen, die eindeutig mit ihm verwandt zu sein vorgeben. Sie stünden im Kreis um ihn herum und redeten auf unverständliche Weise auf ihn ein.

”Man findet sich im Jenseits wieder”, meint Teiresias, ”für manche ist das Grund zur Freude, für andere ein Horror.”

Ich sitze im Dunkel. Meine Zeit steht still. Sich selbst davonzueilen, dazu ist sie nicht mehr in der Lage.