Zeit für eigenständige Gedanken, fernab gängiger Denkungsart, entschieden oppositionell.

Als alternder Mensch will ich nicht über meinen Kopf hinweg geschützt, ich will vor allem gefragt werden (ob ich geschützt werden will).

Kunst, die überwältigt, entzieht sich der Analyse. Man wird in sie hineingesogen, durch sie hin(weg)gerissen, und kommt erregt wieder zum Vorschein, zugleich erschöpft vom Kunstexzess. Nicht der Impuls zu (Selbst)Erkenntnis entspricht dieser Kunst, sondern Selbstaufgabe (als ob die Seele Tränen vergießen würde über ihr vergebliches Festhalten am Ich). Kunst dagegen, die unangetastet lässt, die tut, als ob es einen gar nicht gäbe, nichts im Schilde führte mit einem, hat andere Folgen, weitreichendere vielleicht. Sie kriecht einem nach und nach ins Gedächtnis, bis sie sich dort platzergreifend eingelagert hat. Dann bricht sie Erkenntnis los um der Kunsterkenntnis willen. Nicht Selbstaufgabe ist ihr Ziel, sondern (Selbst)Erkenntnis (Ausdruck des freudigen Festhaltens der Seele am Ich).

Trotz mechanischer wie elektronischer Schreibmöglichkeiten, bin ich ein Verehrer der Handschrift, der unmittelbar persönlichsten Ausdrucksform des Menschen.

Vertiefen bedeutet, dass man sich mit dem ersten Spatenstich nicht zufrieden gibt.

Kunst gleicht unterschiedlichen Gewässern. Man muss in sie eintauchen, um früher oder später auf Grund zu stoßen.

Anhaltend verstimmt müsste er über sich sein, da er anhaltend zufrieden mit sich ist. Selbstzufriedenheit müsste ihm als Fehltritt vorkommen, dem der (Ab)Sturz auf den Fuß folgt.

Kunst ist die Geschichte eines intensiven Subjektivismus, ob kollektiv oder personal, der objektiv seinen beredten Ausdruck findet.

Neulich erzählte Teiresias aus seinem Leben. Ich hatte mir eine Flasche Rotwein aufgemacht und war gerade dabei, mir ein Glas einzuschenken, als er zu mir trat. Das Glas Wein, das ich ihm anbot, nahm er zu meiner Verwunderung gerne an. Und er trank es mit sichtlichem Wohlbehagen. Vielleicht lag darin der Grund seiner biografischen Offenheit. Er sei ein einfacher Hirte gewesen. Einer aus dem Volk sozusagen. Ziegen und Schafe zu hüten, habe ihm Spaß gemacht. Den ganzen Tag frische Luft, das habe ihm gut getan. Dazu die Muße, über Gott und die Welt nachdenken zu können (wie man so schön sagt). Doch eines Tages sei es damit vorbei gewesen, wofür die Götter, speziell zwei, verantwortlich gewesen wären. In Griechenland hätten sie ja sehr viele Götter verehrt, göttliche Wesen, die, ihrem Götterstatus entsprechend, nichts zu tun gehabt hätten und das auf ewig. Ein großes und viel diskutiertes Problem, das seine Großmutter (die, die so vortrefflich Hammelfleisch mit Bohnen zubereiten konnte) immer mit folgenden Worten auf den Punkt gebracht hätte: Müßiggang ist aller Laster Anfang. Und so kam es, dass ... Hier unterbrach er seine Rede, als ob er aus einem Traum aufwachte, wischte sich über die Stirn und meinte sichtlich verlegen, der Wein sei ihm wohl etwas in den Kopf gestiegen. Er müsse sich jetzt zurückziehen. Sprach’s und verschwand in seiner Bildecke.

Wie willst du Fundamente setzen, wenn du nicht in die Tiefe gräbst?