Er ist in der Verfassung seines Lebens, meint er. Aber sie gleicht einer Kulisse, hinter der nichts steckt als fadenscheiniger Anspruch, sagen andere. Zwar könnte er Bäume ausreißen, gäbe es welche und wäre Ausreißen vorgesehen im Stück, sagt er. Aber man lässt ihn nicht, aus gutem Grund, meinen andere, die vor den Kulissen, die sich das Schauspiel aufteilen nach wie vor.

Zu behaupten das Leben sei sinnlos, ist ungefähr so sinnvoll oder sinnlos, wie es als sinnvoll zu erachten. Ansichtssache. Vielleicht eine Angelegenheit der Wissenschaft, sofern es sich um eine anschauende handelt. Aber wer würde ernsthaft auf die Frage nach dem Sinn oder Unsinn des Lebens von der Wissenschaft eine plausible Antwort erwarten?

Was nicht bewiesen werden kann (was an sich schon beunruhigend ist), existiert entweder nicht oder ist beweismittellos.

Er ist groß geworden mit der Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen (am Zustand der Welt überhaupt). Das war ihm wahrscheinlich schon in die Wiege gelegt, denn in seiner Familie übte niemand Kritik, schon gar nicht an der Gesellschaft. Von weltkritischen Stimmen, Kritikersympathisant der er war, lernte er Skepsis kennen und schätzen. Je scharfzüngiger die Rede, desto besser. Rückblickend kann er das nicht mehr nachvollziehen. Heute geht ihm jegliche Kritik ab. Eine grundlegende Veränderung der Lebensverhältnisse erwartet er nicht mehr, ja, er hält sie nicht einmal mehr für wahrscheinlich. Die Welt ist so wie sie immer war, mittendrin der Mensch, auch so wie er immer war. Das ist nun sein Credo. Aus dem jugendlichen Lebenskritiker mit Umsturzambitionen ist ein alternder Schwarzseher geworden, ein Misanthrop unsympathischer Prägung, der noch in der kleinsten Ungereimtheit eine ihm geltende Verschwörung sieht.

Eine beunruhigende Vorstellung, dass es Menschen gibt, die alles im eigenen Leben, wie im Leben allgemein, als gottgewollt betrachten. Wie soll man da noch Verantwortung übernehmen für sich, für andere, für die Welt? Aber vielleicht ist Zweifel angebracht, gottgewollter.