Krisen sind Entscheidungsszenarien, Sie stellen sich ein, wenn man sich zu lange um eine Entscheidung herumgedrückt hat. Nun muss man handeln, um Schlimmeres zu verhüten, z.B. eine Katastrophe.

Krisen haben auch etwas mit Kritik zu tun. Da besteht Wortverwandtschaft.

Ich bin alles andere als krisenfest. Mein Krisenmanagement, sofern ich überhaupt von einem solchen sprechen kann, geht zielsicher an der Sache vorbei. Gäbe es die anderen nicht, ich wäre verloren.

Ich lebe in einem klösterlichen Freudenhaus. Das hat mit Selbstkasteiung mindestens so viel zu tun wie mit erotischer Hingabe. In den Armen meiner Geliebten erneuere ich dann und wann mein zölibatäres Gelübde.

Neulich hatte ich Besuch von Teiresias. Ich saß noch in ein Buch vertieft, obwohl es schon ziemlich spät war. Er kam nicht etwa von draußen, klopfte und bat höflich - wie sich das gehört - um Einlass. Nein, er trat - etwas farbfeucht noch - aus einem Gemälde heraus, das ich einige Tage zuvor fertiggestellt hatte. ”Do you know who’s afraid of - Sorry but ask Teiresias”, stieß er wutschnaubend hervor, die Inschrift des Bildes zitierend, aus dem er entflohen war. ”Weißt du eigentlich, was das für mich bedeutet?”, und seine gebrochenen Augen funkelten mich mehr als vorwurfsvoll an. ”Nicht, dass ich mich fürchten würde, Götter zu coachen, aber sie halten sich nie an das, was ich ihnen rate, grad so wie die Menschen, und wenn der Karren dann feststeckt im Dreck, ziehen sie mich zur Verantwortung”.

Fernab jeglicher Idylle sitze ich an der Einsichtsquelle und zähle Tropfen. Ich glaube, Gott weint.

Gott ist eine Erfindung des Menschen. Zufällig die Genialste, die er je gemacht hat.