Letzte Nacht, welch’ bezauberndes Rendezvous mit meiner ’Geliebten auf ewig’. Ich wusste sofort, dass sie es war, obwohl ich sie nicht sehen konnte. Aber ich spürte sie um so mehr. Niemand sonst hat mich je so in den Arm genommen wie auch ich niemand je so in den Arm genommen habe. Wir hielten uns und drehten uns beschwingt im Kreis. Es war der Tanz ewiger Liebe, unserer Liebe. Der Duft ihres Haars umspielte sanft meine Nase, ihr Körper, eine einzige elastische Festigkeit, schmiegte sich zärtlich an mich. So nah kamen wir uns und waren so innig auf ewig versprochen für kurze Zeit, für diese eine Nacht. Der Abschiedsschmerz trieb mich ins Tagleben zurück. Eine ganze Weile noch hing ich dem Erlebten sehnsuchtsvoll nach. Wann unser nächstes Rendezvous sein wird? Ich weiß es nicht, aber ich vermute, sie wird es wissen.

Er ist der Meinung, dass viele Probleme vor allem eigene sind. Kommen viele dieser eigenen Probleme zusammen, werden allgemeine daraus, die meist nur unter erheblichem Aufwand zu lösen sind.

Wer sich streng an Regeln hält, wird in der Regel leicht übers Ohr gehauen, sagt Teiresias.

Im Grunde genommen hat er nichts zu sagen. Aber da er seine Worte geschickt wählen und arrangieren kann, fällt das niemandem auf.

Die Gleichberechtigungsfrage entzweit nicht nur die Gemüter, sondern auch die Geschlechter. Nicht auszudenken, welche Folgen Gleichstellung hätte.

Wenn er über Menschen schreibt, schreibt er nur über Menschen, die er nicht kennt, aber doch so gut kennt, dass er etwas über sie zu schreiben weiß.

Ein älterer, schwergewichtiger Mann schnauft die Museumstreppe hoch. Oben angekommen ist er ganz außer Atem und muss sich setzen. Gegenüber die berühmte Stadtansicht Dresdens von Canaletto, von der er kaum Notiz nimmt. Es dauert, bis er wieder zu Atem kommt. Nach einiger Zeit erhebt er sich mühsam und nestelt an Hosenbund und Hosenschlitz herum. Da muss wohl etwas verrutscht sein. Sehen kann er beides, vergraben unter dem mächtigen Hängebauch, nicht.

Ironie ist lebensrettend, zum Beispiel für einen Zugbegleiter, der seine Ansagen mit kabarettistischem Scharfsinn einfärbt, weil er, nach eigener Aussage, sonst, wenn er das nicht machen würde, jeden Abend eine Flasche Schnaps trinken müsste, um seinen Bahnfrust loszuwerden. Um welche Bahn es sich handelt, muss an dieser Stelle offenbleiben. Aber soviel Auswahl gibt es ja nicht.

Wer sich dafür entscheidet unterwegs sein zu wollen, muss damit rechnen, unterwegs Entscheidungen treffen zu müssen. Reisen ist vorübergehend anhaltende Entscheidungsangelegenheit.

Teiresias sagt, vorübergehend sei das Leben gut auszuhalten, anhaltend wäre es unerträglich.

Er hat, seit er berufsbedingt in Großstädte reisen muss, mehr und viel zu erzählen. Die anderen am Stammtisch spitzen die Ohren und machen große Augen. Plötzlich ist er wer, hat was zu sagen. Man hört ihm zu. Dass alles reine Erfindung ist, merkt keiner.

Vor Bildern Canalettos, des einen wie des anderen, kann man fernsehen. Man kann auch in ihnen lesen. Und ab und an weht sogar ein Hauch Musik durch die Szenerie.