Für jemanden, der seine Brötchen mit einer Tätigkeit verdient ausschließlich des Geldes wegen, müssen Künstler eine Zumutung sein. Keine Zumutung sind nur die Berühmtheiten unter der Künstlerschaft, zum Beispiel van Gogh oder Mozart oder Hölderlin. Auch wenn er mit ihnen nichts anfangen kann, sie sind zu berühmt, als dass er sie als Zumutung betrachten könnte. Er kommt nicht umhin, Ihnen einen gewissen Respekt zu zollen für ihr allseits anerkanntes, künstlerisches Lebenswerk, das er vermutlich nicht kennt. Obwohl, verrückt soll der eine wie der andere gewesen sein und knapp bei Kasse waren sie alle, von Anfang an und bis zum bitteren Ende. Brotlose Künstler eben!

Was gute Kunst ist, kann ich nicht sagen (vermutlich konnte ich das noch nie, war nur der irrigen Annahme ich könnte es). Um das bestimmen zu können, müsste ich einen Maßstab haben, mit dessen Hilfe ich Kunst klassifizieren könnte. Aber ich kenne keinen. Vermutlich gibt es ihn nur für Vergangenes und in einem eng begrenzten Rahmen, wenn überhaupt. Daraus schließe ich, und das seit Jahren, dass ich künstlerisch tun und lassen kann, was ich will. Es wird immer richtig sein, oder falsch, oder beides zugleich, egal eben, aber das spielt keine Rolle. Hauptsache Kunst!

Vielleicht Kunsterklärungssätze. Zum Beispiel: Kunst ist, was gekauft wird, oder, Kunst ist, was interessiert (aber nicht unbedingt gekauft werden muss). Kunst ist eine Geldverdienmöglichkeit wider aller Erfahrung. Kunst ist von ausschlaggebender Bedeutung. Kunst ist völlig bedeutungslos. Kunst ist eine Sache des Zufalls. Kunst ist unbrauchbar. Kunst ist auch, was gekonnt wird. Kunst ist das ganze Leben. Kunst ist Chaos. Kunst bildet. Kunst verführt. Kunst ist Sache des rechten Moments und vor allem des rechten Geschmacks. Und so weiter …

Mit Nachdruck will man mich seit einiger Zeit davon überzeugen, dass ich sterbenskrank bin. Hartnäckig werden immer wieder neue, schlagende Argumente ins Feld geführt, die die alten manchmal widerlegen, am Prekären meines Gesundheitszustands aber keinen Zweifel lassen. Um Klarheit zu gewinnen in dieser Befindlichkeitsfrage, suche ich Spezialisten auf. Sie sind durchweg alle der gleichen Meinung: ich bin sterbenskrank. Die müssen es ja wissen, denke ich mir zerknirscht. Und auch wenn ich mich bislang nicht krank gefühlt habe, schon gar nicht sterbenskrank, spüre ich plötzlich ein Gefühl sich langsam ausbreiten in mir, das irgendwie möglicherweise mit Krankheit zu tun haben könnte.

Teiresias ist der Ansicht, dass sein Bewusstsein verändert, wer im Winter nicht mehr im Kreis um eine Feuerstelle herumsitzen muss. Dem Feuerstellenbewusstsein früherer Zeiten stünde heute ein Solarzellenbewusstsein ungeheuren Ausmaßes entgegen.

Ich gehöre einer Minderheit an, welcher, verrate ich nicht. Aber so viel sei gesagt: meine Minderheitszugehörigkeit berechtigt mich zu nichts.