Beiläufig teilt mir Teiresias mit, er wisse durchaus, dass alle Weisen der Meinung seien, man solle an nichts festhalten im Leben. Aber wer schaffe das schon? An irgendetwas hänge doch jeder. So ganz käme man ums Hängen nicht herum. Zumindest weniger umtriebig könne man sein. Die Gefahr hängenzubleiben, würde sich reduzieren.

Hat man einen Hänger, ist es schon passiert. Man kommt nicht mehr weiter.

Leider war Vernunft noch zu keiner Zeit ansteckend, brummt Teiresias.

Seit ihm auffällt, dass er sich in unmittelbarer Nähe zu Menschen einsam fühlt, sucht er das Weite.

Wenn der Papst verkünden würde, jegliche Form der Liebe, solange sie keine Gewalt antut, sei gottgewollt, also rechtens und von der katholischen Kirche befürwortet, und das Zölibat sei keine Verpflichtung, sondern eine freie Entscheidung jedes und jeder Einzelnen. Aber er spricht es nicht aus.

Wenn man von anderen mehr fordert, als man von sich selbst zu fordern wagt.

Teiresias jubelt. Baumärkte und Gartencenter haben wieder geöffnet. Jetzt kann er endlich die Blumenmischung seines Herzens besorgen. Wie er das anstellt, will ich lieber nicht wissen. Geld hat er ja keins.

Auch das kann Ausdruck von Freiheit sein, dass man abends in irgendeinem Hotel des Landes an der Bar sitzt und einen Drink zu sich nimmt. Und dies Freiheitsgefühl ist noch steigerungsfähig, wenn man bedenkt, dass man ausschließlich zu diesem Zweck in den Zug gestiegen ist, um in diese Stadt, in dieses Hotel zu fahren. Man kann sich das leisten. Man ist niemand Rechenschaft schuldig.

Entgegen der Einschränkung, dass man sich für kurz oder lang in einem geschlossenen, über Gleise gezogenen Behältnis, vorwiegend sitzend und zum Fenster hinausschauend, aufhält, kann auch Zugfahren ein Freiheitserlebnis sein.

Ich bin ja noch nie Zug gefahren, sagt Teiresias, vielleicht nimmst du mich mal mit. Und ich überlege etwas skeptisch, wie das wohl sein würde mit einem blinden Seher im Schlepptau.

Ich sage ja zu mir selbst und öffne dem Chaos Tür und Tor.

Ein einfacher Mensch zu sein, das wäre doch was. Aber begegne ich einem, ist es mit meiner Sehnsucht vorbei.

Der subversive Versuch eines Künstlers, der eines Tages beschließt, nur noch Kitsch zu malen, um dem Kunstmarkt ein Schnippchen zu schlagen. Aber die Kritik reagiert wohlwollend, lobt ihn in den Himmel. Bahnbrechend sei, was er da mache, geradezu subversiv. Und der Kitsch verkauft sich blendend.

Das zarte Geschlecht. Handarbeit, Musik und gute Lektüre. Nicht zu vergessen die Briefe.

Dass ich diesen Tag erleben darf (wie viele andere vor ihm auch), der mir nichts anderes abverlangt, als das, was ich ihm zuraune!