Teiresias glaubt bekanntermaßen nicht an Gott, auch an keine Götter. Er glaubt gar nichts. Glauben, das hätte er sich damals als Seher und Weissager überhaupt nicht erlauben dürfen, meint er. Aber er rechnet mit Mächten, göttlich titulierten. Die seien in der Regel zutiefst menschlich und nicht selten abzulehnen.

Übrigens, fügt er noch an, hätten alle Mächtigen ein großes Problem: ihre Macht.

Ist, wer nicht an Gott glaubt, automatisch ein Nihilist? - Sofern er überhaupt an nichts glaubt, schon. Aber wer glaubt gar nicht, an nichts und niemand? Das müsste erst einmal zweifelsfrei unter Beweis gestellt sein. Bloße Behauptung genügt in dieser Frage nicht.

Glaube, Erkenntnisstreben, und vor allem Fantasie als zutiefst menschliche Regsamkeiten.

Der Mensch lebt immer irgendwie im Zwiespalt zwischen Eigen- und Fremdbedürfnis. Selbst in Zeiten erhöhter Ansteckungsgefahren findet er aus diesem Dilemma nicht heraus. Mal soll er sich selbst schützen, mal die anderen. Und irgendwann wird aus Eigenschutz nützlicher Weise Fremdschutz. Dann schützen sich alle und schützen so alle.

Folgende Aussagen stehen sich unvereinbar gegenüber: Schutz des Einzelnen bedeutet Schutz der Gemeinschaft, Freiheit des Einzelnen Freiheit aller.

Wenn Schutzmaßnahmen Freiheiten (wieder) zurückgeben ...

Einer setzt alles daran, dass seine Umgebung eine bessere Meinung von ihm hat, als er selbst. Darüber vergisst er ganz, eine bessere Meinung von sich zu haben, als andere von ihm.

”Dein Leben im Spiegel des Lebens der anderen, das nennt man Schicksal”, lächelt mir Teiresias zu, ”wobei der Begriff Schicksal heutzutage ein wenig aus der Mode gekommen ist. Man hat heute kein Schicksal mehr, sondern allenfalls eine zu optimierende Zukunft. Aber irgendwann ist dann halt doch Schluss.”

Liebe geht durch den Magen, sie geht durchs Herz und braucht einen kühlen Kopf.