Bislang gab es in meinem Leben immer Menschen, die mich vor der ein oder anderen Unbill bewahrt haben. Sie waren zur rechten Zeit für mich da und in der Lage, etwas für mich zu tun, manchmal Rettendes. Ausnahmslos taten sie das stillschweigend, was mir oft erst im Nachhinein bewusst wurde. Ich bin ihnen für ihre Hilfe bis heute zutiefst dankbar.

Was man nur sehr unvollkommen vermag (auch wenn man meint, man müsste das können): jemand anderen vor sich selbst bewahren.

Vor allem mit mir muss ich Umgang pflegen. Jeden Morgen, beim Blick in den Spiegel, wird mir das unzweifelhaft vor Augen geführt.

Die Würde des Menschen ist nicht ausschließlich seiner körperlichen Unversehrtheit verpflichtet (womit nicht gesagt sein soll, körperliche Unversehrtheit sei der Würdigung nicht wert).

Sieben Uhr. Minus 9 Grad Celsius. Amseln sitzen aufgeplustert wie kleine Luftballons im harschigen Schnee und picken das gefrorene Fruchtfleisch aus der Schale eines Apfels.

Nicht jeder Mensch kann alles. Ich zum Beispiel bringe nicht die körperlichen Voraussetzungen mit für einen ernstzunehmenden Gewichtheber. Dazu kommt, dass alles, was den Anschein erweckt von Gewicht zu sein, mir physisches Unbehagen bereitet.

Weder Kaffee, noch Tee kann Teiresias viel abgewinnen. Sie hätten, sagt er, immer Wein getrunken, roten, schon morgens, aber immer mit Wasser vermischt. Ein Teil Wein, zwei Teile Wasser. Unvermischten Wein hätte es nur abends gegeben und zu festlichen Anlässen, zum Beispiel zu den Dionysos-Feierlichkeiten, die er speziell sehr geliebt hätte. Wer sich Wein nicht leisten konnte, trank Wasser.

Ich kann nicht achtgeben auf mich. Andere, solche, die mich gar nicht kennen, müssen mir sagen, was ich zu tun und zu lassen habe, damit ich sagen kann, ich gebe richtig auf mich acht, also so, dass ich andere nicht gefährde.

Einer hat jetzt Probleme mit dem Atmen. Er weiß gar nicht mehr, ob er noch atmen soll, ob er das noch darf. Das, was er einatmet, muss er ja wieder ausatmen, und das bedeutet, dass andere das, was er da ausatmet, einatmen müssen. Das darf er denen doch nicht antun. Bleibt nur Atmungsverzicht, genauer Ausatmungsverzicht. Ist aber schwer zu realisieren, genau genommen gar nicht. Aber er könnte ja wenigstens jeden vierten Atemzug ausfallen lassen. Das wäre doch machbar.

Ein Gesundheitspolitiker schlägt vor, dass man diejenigen von der Maskenpflicht ausnehmen könne, denen es gelänge, ihre Atmungsaktivität, qualitativ wie quantitativ, auf das Niveau eines Säuglings herunterzuschrauben. Auch ein strikt eingehaltenes Schweigegelübde könne von der Verpflichtung zum Tragen einer medizinischen Mund- und Nasenbedeckung befreien.

Alle meine Masken sind aufgebraucht. Mir fällt keine mehr ein, die ich noch tragen könnte.