Das ewige Leben sei weiß Gott kein Zuckerschlecken, höre ich Teiresias hinter meinem Rücken flüstern. Das habe ihm Athene gesteckt, letzte Nacht.

Ich selbst hatte letzte Nacht Besuch von Gauguin. Er klingelte mich ungestüm aus dem Bett, schüttelte mir überschwänglich die Hand, als ob er etwas von mir erwartete. Zum Glück hatte ich Pastis im Haus und Eiswürfel im Kühlfach. Wir schlürften genussvoll unseren Aperitif und unterhielten uns dabei über Malerei, speziell über Farb-Formprobleme. Van Gogh, meinte er, hätte die Farbe wie Knetmasse behandelt, zum Grausen. Und überhaupt, wir könnten ja - mit „wir“ meinte er anscheinend mich und die gegenwärtige Kreativgeneration - heute tun und lassen, was wir wollten. Davon hätte er nur träumen können, damals, obwohl er sich malerisch auch so einiges geleistet hätte. Und während er, ganz der geübte Trinker, einen letzten Pastis hastig hinunterkippte (die Flasche war jetzt leer), meinte er noch: in der Malerei wäre Lassen besser als Tun, aber man käme halt ums Tun nicht herum. Dann kein überschwängliches Händeschütteln, aber eine etwas trunkene Umarmung und fort war er.

Mitunter geht Sinn auf Kosten der Sinne.

Was bleibt, ist die kulturelle Bühne, auf der sich die expressiven Errungenschaften der Zeit(en) treffen, um miteinander zu korrespondieren.

Unabhängig vom politischen System ist Besitz immer der Besitz der anderen, den man so nicht hat, aber gerne auch hätte, legitimer Weise.

Hätte mir vor Jahren jemand verraten, was künstlerische Arbeit ist, ich hätte es mir nicht vorzustellen vermocht (also nicht verstanden) und schon gar nicht geglaubt.

Wer nicht einschläft, kann auch nicht aufwachen. Wer nicht (mehr) aufwacht, ist zum (aller)letzten Mal eingeschlafen.

Hatte er nicht immer das Besondere im Blick? Musste nicht immer alles anders gemacht werden, als die Allgemeinheit es machte? Hatte er nicht heute noch den Drang, selbst Bewährtes außer Acht zu lassen, nur um der schmalen Aussicht willen, etwas anders tun zu können?