Vielfalt und Abwechslung sind das Herz des Lebens, Gleichheit und Stagnation Störung seines Rhythmus.

Kritik von Außen schadet mehr, als sie nützt. Sie treibt nach und nach in einen seltsamen
Zustand außengesteuerter Selbstvergewisserung. Wenn schon Kritik, dann
milde, aber aufrichtige Selbstkritik.

Er habe sich immer gefragt und frage sich immer noch, warum Menschen nach Macht streben, warum sie Macht über andere ausüben wollen. Teiresias schaut mich an, stellt die Kaffeetasse ab und schiebt die Zeitung beiseite. Das sei doch anstrengend, diese anhaltende Sorge Macht einzubüßen, gar zu verlieren, die Überwachung Andersdenkender. Und dann die stetig zunehmende Neigung zu Verbrechen aller Art, bis hin zu Mord und Totschlag. Und am Ende immer die Katastrophe, der Zusammenbruch größeren oder kleineren Zuschnitts. Schon die verliehene Macht von Amts wegen, wie in demokratischen Gesellschaften üblich, verführe zu allerlei Zwielichtigkeit. Deshalb auch das antike Gebot, dass nur Weise und integre Persönlichkeiten sie ausüben sollen, was - das müsse er zugeben - leider auch nicht immer zu demokratischem Erfolg geführt hätte.

Nichts gegen die Wirtschaft, aber sie hat entschieden zu viel Einfluss.

Was schwer zu erlernen ist (und durchaus eine seelische Belastung darstellt), erfolgreich zu sein außerhalb von Kritik- und Verkaufserfolg. Andererseits, wer unerkannt durchs Leben gegangen ist, kann durchaus gut gelebt haben.

Neben Regenwasser gönnt Teiresias seiner Körperoberfläche auch Olivenöl. Ab und an reibt er sich damit genussvoll ein. Dann schimmert ein lichter Bronzeton auf seiner Haut und Teiresias wirkt wie aus einer griechischen Tragödie entsprungen.

Was die Leute ihm alles erzählen über ihre interessanten Projekte und Vorhaben, was sie alles schon gesehen haben, was sie unbedingt noch sehen wollen. Selbstverwirklichung? Da kann er nur lachen. Überall nur Verwirklichung, aber weit und breit kein Selbst.

Epidemiologisch betrachtet ist das Meiste nicht gar so ansteckend wie befürchtet, abgesehen von Unvernunft und Angst.

Die Evolution ändert ihre Vorgaben (Gott lässt sich was Neues einfallen). Der Mensch nun kein Gemeinschaftswesen mehr, sondern Einzelgänger. Fortgeschrittene im Einzelgängertum sind evolutionär im Vorteil (Gottes Einfall gefälliger).