Wenn ich es wollte, war ich dazu nicht in der Lage, war ich dazu in der Lage, wollte ich es nicht, sagte sich der alte Maler, als er sein letztes Bild fertig stellte. Ist das die Essenz eines ganzen (Maler)Lebens, dass ich mich damit habe vertraut machen können?

Ich habe wenig Begabung zur Ruhe (”sitz’ doch mal still” oder „das Kind hat ja Bremsen im Hintern“, das waren geflügelte Wort meiner Kindheit). Das hat heute nicht unbedingt mehr etwas mit äußerlich erkennbarer Aufgeregtheit zu tun, eher mit einem inneren Bewegtsein im Zusammenspiel innerer und äußerer Beeindruckungen. Dabei kann ich mich kaum zu etwas aufraffen, lebe quasi tatenlos. Das ist bedauerlich. Meine Ruheunfähigkeit belastet mich in zweierlei Hinsicht: einmal sensationell, einmal reaktiv. Und ich werde dem nicht Herr.

Niemand weiß, wer er ist, sofern er nicht akzeptiert, dass es sich um ihn selbst handelt.

”Lazy Sunday afternoon-a”, ein Popsong seiner Jugendzeit, den er zwar nicht besonders mochte, der aber in seinem Titel (und vielleicht auch im Text, aber das weiß er nicht und hat ihn auch nie interessiert) genau das zum Ausdruck zu bringen schien, was er sonntäglich-nachmittags erlebte: gähnende Langeweile. Heute erinnert er sich, wodurch er dieser seelischen Ödnis zumindest zeitweise entkam: mit Lesen. Richtiges Lesen, grundlegendes Lesen, hat er an diesen, sich scheinbar ins Unendliche dehnenden, faulen und trägen Sonntagnachmittagen seiner Jugendzeit gelernt.

Ich drücke mich in meiner künstlerischen Arbeit aus, nicht um mich zum Ausdruck zu bringen, sondern weil ich sehen will, was und wer da noch in mir steckt. Ich male nicht ausschließlich aus mir und für mich, obwohl immer ich es bin, der malt.

Meist stehe ich mir im Weg, bis auf die eher seltenen Momente, da ich mich fast in Luft auflöse.

Der künstlerische Schaffensprozess als anhaltendes Personalentwicklungsgespräch (was für ein Wortungetüm!).

„Als ich jung war, saß ich einmal mit einer schönen Frau in einem einfachen Restaurant, direkt an der Kaimauer eines südlichen Hafens“, erzähle ich Teiresias, als wir mit einem Glas Wein abends vor dem Feuer sitzen. „Du wirst diesen Ort vermutlich kennen. Ein paar einfache Holztische und Hocker, einige übereinander gestapelte Kühlschränke für Fisch und Wein, und eine Bretterbude, in der gekocht wurde. Der Besitzer höchstpersönlich, zugleich der Koch, suchte uns einen besonders schmackhaften Fisch aus. Den briet er dann auf seinen alten, etwas verbogenen Holzkohlengrill und brachte ihn anschließend mit Zitrone, Olivenöl, grob geschnittenen Tomaten und Gurken, Weißbrot und einem herben Weißwein zu Tisch. Vermutlich der beste Fisch, den ich je gegessen habe. Die einfache Köstlichkeit dieser Speise, dieses genussvollen Abends, spiegelte sich im verliebten Blick meiner Begleiterin, den ich in mich aufsog wie die letzte Sonnenglut, die sich über den Horizont zu senken begann.“ „Klar, kenn’ ich“, lacht Teiresias, „da war ich jahrelang Stammgast, leider nicht immer mit einer schönen Frau.“

Glück ist nicht dazu da, es zu genießen. Will man es genussvoll auskosten, fällt alles Glück von ihm ab.