”Schreiben ist nur dann gerechtfertigt, wenn man es auch täte, ohne je Aussicht auf Veröffentlichung zu haben. Kein Autor kann verlangen, daß er gelesen wird. Heutzutage darf man keinem Menschen zumuten, daß er Bücher liest. Schreiben ist wie das Einrichten einer Wohnung: man tut es so gut wie möglich, weil man sich wohl fühlen will, man tut es aber auch mit dem Gedanken, dass einmal Besuch kommen wird, der die Einrichtung zu schätzen weiß. Aber es ist sehr unhöflich, einen anderen Menschen zu einem Besuch zu zwingen; wenn niemand kommt, hat man es für sich getan. …” (Martin Walser, ”Leben und Schreiben”, Tagebücher 1951-1962, Rowohlt Verlag 2005, S. 229)

Treffende Worte, die ich nachfolgend, an den Unterstreichungen erkennbar, an manchen Stellen verändert habe, was mir der Autor bitte verzeihen möge.
Künstlerische Tätigkeit ist nur dann gerechtfertigt, wenn man sie auch täte, ohne je Aussicht auf öffentliche Rezeption zu haben. Kein Kunstschaffender kann verlangen, dass man sein Werk wahrnimmt. Heutzutage darf man das niemandem zumuten. Kunstausübung ist wie das Einrichten einer Wohnung: man tut es so gut als möglich, zunächst, weil man sich wohlfühlen will, dann aber auch mit dem Gedanken, es könnte doch einmal Besuch kommen, dem die Einrichtung gefällt. Wäre es nicht unhöflich (und vielleicht mehr als das), andere zu einem Besuch zwingen zu wollen? Wenn niemand kommt, hat man es für sich getan (was letztlich der insgeheime Freiheitsaspekt jeglicher Kunst ist).

Man lebt zuallererst in einer Beziehung zu sich selbst. In welchem Ausmaß man sich in dieser Beziehung treu bleiben kann oder untreu wird, wäre zu erkennen.

Die künstlerische Einstellung fokussiert aufs Offene. Man hätte es gern anders, konkreter, aber dieser Fokus ist voreingestellt.

Es scheint, als ob Leben auch bedeutet, in einem Konkurrenzkampf zu stehen. Die Frage ist nur, ob er gewalttätig geführt wird und am Ende sogar tödlich endet.

Jeder Mensch braucht Zuspruch. Wenn er ihn nicht von Außen bekommt, muss er ihn sich selbst geben (eine Art individueller Existenzsicherung).

Das Verhältnis von Prospektion und Retrospektion, Work-Life-Balance besondere Art, die viel, wenn nicht alles, mit Introspektion zu tun hat.