Gerade finde ich mich in meinen Sessel und muss daran denken, wieviel Ideen ich in meinen jungen Jahren hatte und wie wenig ich von diesen Ideen im weiteren Verlauf meines Lebens habe Wirklichkeit werden lassen, was weniger auf eine Umsetzungsschwäche meinerseits hindeutet, als auf einen nicht zu bewältigenden Ideenüberschuss in der Jugend. Genau genommen kann ich augenblicklich gar nicht sagen, um was für Ideen es sich damals im einzelnen gehandelt hat. Ist vermutlich auch nicht so wichtig. An Ideen jedenfalls hat es mir damals wie in späteren Jahren nicht gemangelt. Mir scheint so, als ob jede neue Idee die jeweils zu verwirklichende alte im Keim erstickt hätte. So gesehen stehen mir Ideen und sind mir Ideen im Weg gestanden.

Kunst, nimmt man sie ernst, ist ein ziemlich aufwändiger Zeitvertreib. Aber er schenkt dem Leben etwas, das es ohne ihn nicht hätte. Worum es sich dabei handelt, muss man, sofern von Interesse, in ästhetisch-situativer Kleinarbeit selbst herausfinden. Kunst ist nicht nur Kunst, Kunst will auch gewesen sein (das Kunsterlebnis jedenfalls), was bedeutet, dass man sich mit ihr beschäftigen muss und beschäftigt hat.

Man steht immer auf der Kippe (auch wenn man sich das nicht vorstellen kann). Man kann die Balance verlieren, dann stürzt man ab. Dieser Möglichkeit gilt es ohne Scheu und vorurteilsfrei ins Auge zu blicken.